Angeschwollener Inn mit Schlamm und Ästen
ORF/Oberhammer
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Wissenschaft

Hochwasser fordert Experten heraus

Das jüngste Innhochwasser ist eine Herausforderung für die bisherigen Vorhersagemodelle. Ein Hochwasser fast alleine aufgrund der Schneeschmelze in diesem extremen Ausmaß war für die Experten völlig neu.

Klaus Niedertscheider leitet beim Land Tirol den Dienst für Hydrographie. Er sagt, Schmelzwasser stecke auch schon in den bisherigen Prognosemodellen, hier gebe es allerdings gewisse Unsicherheiten.

Klaus Niedertscheider beim Interview vor dem hochwasserführenden Inn
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Klaus Niedertscheider

Man wisse zwar, dass es sehr viel Schnee gegeben habe, aber nicht, was die tatsächlichen Gesamtmengen seien, „da fehlen und wesentliche Messdaten in großen Höhen“. Wenn man etwa in 3.000 Metern die Schneehöhe messen sollte, sei das messtechnisch sehr schwierig, so Niedertscheider. Dementsprechend werde nur bei sehr wenigen Stationen die flächenhafte Verteilung gemessen. Diese Verteilung werde über Modelle berechnet in denen wiederum gewisse Schwankungsbreiten drinnen stecken, die man in den Abflussprognosen wiederum berücksichtigen müsse.

Lawinenschneefeld über Bach
Hermann Hammer
Am Berg trifft sommerliche Hitze heuer auf viel Schnee

Auch in Südtirol viel Schmelzwasser

Auch in Südtirol führten Schneeschmelze und starke Niederschläge zu einem Anstieg der Pegel vieler Bäche und Flüsse. Am Mittwoch wurde der höchste Wasserstand des Jahres verzeichnet. „Die derzeitige Situation in Südtirols Fließgewässern ist außerordentlich“, sagte Rudolf Pollinger, Direktor der Agentur für Bevölkerungsschutz.

Das Ungewöhnliche sei heuer – wie auch in Nordtirol – dass der diesjährige Winter besonders lange angehalten habe und unmittelbar von sommerlichen Temperaturen abgelöst wurde. Gewitter und Regen täten noch das ihre dazu, teilte das Land Südtirol mit. Besonders bei der Etsch, Rienz und beim Eisack wurden erhöhte Pegel gemessen. Die Etsch knackte in der Nacht auf Donnerstag sogar knapp die 350-Zentimeter-Marke – bei einer Durchflussmenge von rund 550 Kubikmetern pro Sekunde. Auch in Südtirol geht man davon aus, dass sich die Lage relativ bald wieder entspannen wird.