Ein Borkenkäfer krabbelt über die Unterseite einer Fichtenrinde
APA/dpa/Roland Weihrauch
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Chronik

Borkenkäfer bedroht Tirols Wälder

Nach den gewaltigen Sturmschäden im vergangenen Herbst und den Rekordschneemengen im Winter droht dem Tiroler Wald jetzt die nächste Gefahr – der Borkenkäfer. Im liegengebliebenen Schadholz vermehrt sich der Käfer rasant.

Oberhalb von Dölsach in Osttirol wird derzeit unter Hochdruck gearbeitet. In ganz Osttirol müssen hunderttausende Festmeter Schadholz aufgearbeitet werden. Der Sturm im vergangenen Oktober hat die Bäume wie Zündhölzer geknickt.

Wettlauf gegen die Zeit

Das Holz muss schnellstmöglich aus dem Wald gebracht werden. Kommt eine dritte Borkenkäfer-Generation zustande, dann greift diese die gesunden Bäume an.

Der Dölsacher Waldaufseher Franz Mietschnig sagt, dass man das Holz möglichst schnell aus dem Wald bringen wolle. Denn „wenn uns das nicht gelingt, dann bohrt sich jetzt der Borkenkäfer ein und vermehrt sich in den nächsten fünf bis sechs Wochen stark. Es kommt dann zu einer Massenvermehrung. Wenn eine dritte Generation zustande kommt, dann greift er auch die gesunden Bäume an.“ Davor habe man wirklich Angst, so Mietschnig.

Borkenkäfer ist in einem Gang zu sehen, den das Insekt in den Stamm einer Fichte gefressen hat
APA/ZB/Klaus-Dietmar Gabbert
Der Borkenkäfer bohrt sich ins Holz

Auch auf der Nordkette oberhalb von Innsbruck stehen die Maschinen keine Minute still. Tausende Bäume liegen noch immer in den Wäldern. Ein Staublawinenabgang im Jänner habe 20 Hektar Wald zerstört, sagt Wolfgang Huber vom Forstamt Innsbruck. Die Waldaufseher können sich nicht an Schäden solchen Ausmaßes erinnern. Laut Landesforstdirektion beläuft sich der Schaden auf rund 35 Millionen Euro in ganz Tirol.

Holz hätte noch Jahrzehnte zum Wachsen gebraucht

Das Holz, das auf der Nordkette jetzt weggebracht wird, hätte noch 70 bis 100 Jahre gebraucht, um erntereif zu sein. Durch die Bruchsituation – 50 Prozent sind abgebrochen – gebe es einen zusätzlichen Schaden, so Huber.

Waldschäden
ORF
Unzählige Hektar Wald sind völlig zerstört

Dort wo die Schäden am größten sind, wird das Land Tirol die Waldbesitzer finanziell unterstützen. Fachkräfte, die das Schadholz verarbeiten, sind derzeit äußerst begehrt. Nahezug alle Firmen, die das Schadholz verarbeiten, seien mittlerweile abgewandert. Die wenigen in Tirol verbliebenen würden aber „zum Glück zur Seite stehen“, so Huber. 900.000 Festmeter Schadholz sind in ganz Tirol angefallen.

Geschnittene Stämme
ORF
900.000 Festmeter Schadholz sind in ganz Tirol angefallen

Zukunft liegt im Mischwald

In Dölsach rechnet man damit, dass nach den Aufräumarbeiten auf rund 150 Hektar kein Baum mehr stehen wird. „Das wird im unteren Bereich verbuschen. Wir werden in Zukunft ein anderes Waldbild erleben. Man sieht jetzt schon, dass im unteren Bereich Birken Eichen und Nussbäume wachsen“, so Mietschnig.

Künftig werde es mehr Mischwälder brauchen, meinen die Experten. Dadurch würde der Wald widerstandsfähiger. Tausende Bäume wurden in den letzten Wochen bereits gepflanzt.