Die Seekarlspitze (2.261 m) ist nach dem Hochiss (2.299 m) der zweithöchste Gipfel im Rofangebirge. Der Name rührt vom kleinen Seekarlsee (2.080 m) her, der sich unterhalb des Gipfels in einer Mulde befindet.

Charakter: kurze steile, etwas exponierte Steigpassagen; nicht bei Nässe
Entfernung: ges. 3 ½ Std., 530 Hm ↑↓, 7 km
Ausgangspunkt: Bergstation Rofanseilbahn, Erfurter Hütte (1.834 m)
Öffi-Anreise: mit dem Bus zur HST Rofanseilbahn
Seekarlspitze & Spieljoch: eine Genuss-Runde
Nach der Auffahrt mit der Rofanseilbahn von Maurach zur Erfurter Hütte breitet sich der zentrale Teil vom Rofangebirge vor einem aus: Von der Rotspitze im Westen bis zur Haidachstellwand im Osten reihen sich die durchwegs sehr nahen Rofangipfel im Halbrund aneinander. Geradeaus hinten ist die Seekarlspitze dank des fast drei Meter hohen Gipfelkreuzes aus Granit sogar ohne Feldstecher zu erkennen.
Der Anstieg zur Seekarlspitze (2.261 m) ist mit rund zwei Stunden kurz. Mit dem Übergang zum Spieljoch (2.236 m), dem Nachbargipfel im Westen, ergibt sich eine schöne Rundtour.

Trittsicherheit und keine Nässe!
Zwei Voraussetzungen sind für die herrliche Rundtour unbedingt notwendig, damit die Tour auch tatsächlich eine Genusstour wird: Einmal ist für die exponierten An- und Abstiege im Gipfelbereich beider Berge Trittsicherheit notwendig und zum Zweiten sind trockene Verhältnisse dringend angeraten. Der sprichwörtliche „Rofan-Lettn“ macht die Steige extrem rutschig und damit gefährlich.
Ratsam ist es auch die Runde gegen den Uhrzeigersinn zu machen. Damit halten sich die exponierten Abstiege in Grenzen. Im Uhrzeigersinn muss man vom Spieljoch sehr steil in die Scharte zwischen Spieljoch und Seekarlspitze absteigen, was deutlich anspruchsvoller ist, als diese Passage im Aufstieg zu bewältigen.


Ein Gipfelkreuz wie kein zweites
Das Kreuz wurde von einem Mauracher Steinmetz anlässlich des 60-jährigen Bestehens der Bergrettung Maurach gemacht. Es soll das einzige, aus einem einzigen Stück Stein gemeißelte Gipfelkreuz Österreichs sein.
Höhe 3,5 m; Gewicht 2.700 kg
Obwohl das Kreuz im Kalkstein des Rofangebirges steht, ist es aus Granit gehauen. Der Grund dafür liegt, so Steinmetz Raimund Walser, dass sich Kalkstein für ein Kreuz dieser Dimension nicht eignen würde. Das Kreuz wurde im Jahr 2020 mit einem 4.000 PS starken Doppelrotor-Hubschrauber auf die Seekarlspitze geflogen und im Herbst feierlich eingeweiht.
Lange Zeit ein gemütlicher Spaziergang
Man fährt von Maurach mit der Rofanseilbahn zur Erfurter Hütte (1.834 m) hinauf. Geradeaus baut sich der Gschöllkopf (2.038 m) auf und rechts darunter steht die Mauritzalm. An der Alm vorbei folgt man anfangs weniger Meter fallend den zunächst flachen Steig (E4, 401). Durch die typische Gebirgslandschaft des Rofan mit den sattgrünen Almwiesen, aus denen die Kalkfelsen herauswachsen, steuert der Steig die Grubascharte (2.102 m). Schon lange Zeit ist mittig der Rosskopf (2.246 m) mit seiner steilen Südwand der beherrschende Berg. Etwas unscheinbarer steht links davon, ein bisschen zurückversetzt die Seekarlspitze.
Hinauf zum Steinkreuz wird’s kurz steil
Von der Grubascharte bahnt sich der Steig flach unter dem mächtigen Rosskopf seinen Weg westwärts. Entsprechende Warnschilder weisen darauf hin, dass hier Anhalten und Verweilen nicht ratsam ist. Durch die Südwand steigen nämlich die Klettersteiggeher senkrecht auf und es kommt immer wieder vor, dass Steine herunterfallen. Sobald man um die Südwand herum ist, wird es deutlich steiler. Die glatten Kalksteine in Kombination mit der Erde können bei Nässe den Weg richtig unangenehm werden lassen. Es wird die Einsattelung zwischen dem Spieljoch (links) und der Seekarlspitze (rechts) erreicht. Problemlos wird dieser letzte Grashang am Steig hinaufgestiegen. Besonders schön sind jetzt auch die Blicke ins Zillertal.

Von München bis zum Großglockner
Nach ca. 2 Stunden Gehzeit erreichen Sie die Seekarlspitze (2.261 m). Bevor der Ausblick überwältigt, beeindruckt vor allem der abrupte, senkrechte Abbruch direkt beim Gipfelkreuz. Die Nordwand der Seekarlspitze ist mit 400 m Wandhöhe die höchste im Rofangebirge. Tief unten zeigen sich die Dächer der Ampmoosalm, die über viele Jahre von der Tirol-Werbung auf Plakaten gezeigt wurde.
Neben dem Tiefblick ist auch der Rundumblick ein Hochvergnügen: Bei guter Sicht zeigt sich im Norden über die letzten Ausläufer der Alpen hinweg München. Ganz nah im Westen reihen sich die schroffen Grate und Gipfel vom Karwendel aneinander. Im Südwesten ist das Zuckerhütl als höchster Stubaier-Alpen-Gipfel leicht zu erkennen. Es folgt der Hauptkamm der Zillertaler Alpen, wo sich am markantesten wieder der Olperer hervortut. Nach Süd-Ost geschaut, grüßen der Großvenediger und der Großglockner, während man im Osten der „Koasa“ seine zackige Gebirgskrone zeigt.

Hinüber zum Spieljoch
Der Weiterweg hinüber zum Spieljoch (2.236 m) ist zunächst Respekt einflößend. Die felsdurchsetzte Ostflanke vom Spieljoch schaut für „normale“ Wanderer in der Draufsicht fast ungangbar aus. Tatsächlich löst sich der Anstieg gut auf und ist an einigen Stellen dank Drahtseilversicherung gut machbar. Im Abstieg wäre dieser Abschnitt allerdings deutlich anspruchsvoller, weshalb die Runde im Gegenuhrzeigersinn gemacht werden soll. Nach dem Spieljoch scheint eine wunderbare Wiesenlandschaft zurück zur Bergstation zu führen. Dieser Eindruck stimmt nicht ganz – einmal muss eine Felsstufe überwunden werden, die aber für geübte Wanderer auch keine große Hürde darstellen soll. Links am Gschöllkopf vorbei, wird bald schon die Erfurter Hütte (1.834 m) erreicht. Mit Glück gibt es auf der Terrasse einen der begehrten Plätze mit Seeblick – ein wunderbarer Ausklang der schönen Rofanbergtour auf die Seekarlspitze, bevor es mit der Bergbahn wieder nach Maurach hinunter geht.
Sendungshinweis:
„Hallo Wochenende“, 30.7.2022
Hubert Gogl wünscht eine schöne Bergtour auf die Seekarlspitze!