Kuhljochspitze zeigt sich als schroffe Pyramide
Hubert Gogl
Hubert Gogl
Tourentipp

Kuhljochspitze von Hochzirl

Die Bergtour auf die Kuhljochspitze (2.297 m) ist eine einsame, anspruchsvolle Unternehmung im westlichen Karwendel. Trittsicherheit und Kondition sind für die Tour ein Muss. Eine wunderbare Aussicht und herrliche Einsichten ins Karwendel erfreuen die geübten Berggeher/Innen, ebenso die Einkehr im Solsteinhaus (1.805 m).

Kuhljoch oder Kuhloch?

Über den „richtigen“ Namen des formschönen Berges im Bereich des Solsteinhauses gibt es keine Einigkeit: Heißt der Berg „Kuhljochspitze“ oder „Kuhlochspitze“? Eine dritte, eher selten zu hörende Variante gibt es mit „Kuhllochspitze“, die ihren Ursprung mit der Bezeichnung des nordgerichteten Kars in Richtung Eppzirler in der ÖK (Österreichische Karte) haben dürfte.
Der Gipfel wird inzwischen in den meisten Karten (auch in der ÖK) mit Kuhljochspitze vermerkt, was wahrscheinlich auch am „Wohlklang“ im Vergleich zu den anderen Bezeichnungen liegen dürfte.

Wandererin mit Almgebäude unterhalb und Blick nach Süden
Hubert Gogl
Solnalm: Noch geht’s gemütlich bergauf!

Charakter: anspruchsvolle Bergtour; nur für Trittsichere
Entfernung: 1500 Hm ↑↓; 20 km; Gehzeit 7 – 8 Std.
Ausgangspunkt: Hochzirl; Abzweigung Flieserwaldweg etwas unterhalb vom BHF Hochzirl
Öffi-Anreise: mit dem Zug nach Hochzirl

Schön und einsam

Die Kuhljochspitze (2.297 m) zeigt sich mit schöner Pyramidenform etwas westlich der viel bekannteren Erlspitze von ihrer schönsten Seite. Der spitz zulaufende Berg ist der anspruchsvollste Hüttengipfel vom Solsteinhaus. Als die beiden anderen Hüttengipfel nennt Hüttenwirt Robert Fankhauser die erwähnte Erlspitze (2.405 m) und den Großen Solstein (2.541 m). Auf die Kuhljochspitze führt zwar ein markierter Steig, der aber trittsicheres Steigen im exponierten und im gewohnt brüchigen „Karwendelgeschröf“ voraussetzt. Unter anderem diese Zutaten führen dazu, dass die Kuhljochspitze vom großen Ansturm verschont bleibt. Ein weiterer Grund dürfte wohl auch daran liegen, dass die Bergtour als Tagesunternehmen nur von sehr konditionsstarken Berglern/Berglerinnen anzuraten ist. Alternativ kann man eine Taxifahrt buchen (+43/5212/20273).

Solsteinhaus
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Blick hinüber zum Solsteinhaus – bis zur Einkehr warten noch viele Schritte, viele lose Steine, viele Abgründe, viele Aussichten

Bike & Hike ist ratsam

Die Kombination Radeln & Wandern ist für die Bergtour auf die Kuhljochspitze die beste Wahl. Besonders dann, wenn man sich auf ein E-Bike setzt. Der fünf Kilometer lange Forstweg von Hochzirl durch den Flieser Wald ist abschnittsweise sehr steil. Abgesehen davon ist dieser Teil der Tour auch landschaftlich alles andere als aufregend, um nicht langweilig zu sagen – mit Betonung auf lang.

Bergtour von Hochzirl auf die Kuhljochspitze

Start in Hochzirl

Der Startpunkt der Bergtour ist in Hochzirl. Etwas vor dem Bahnhof Hochzirl zweigt der Forstweg durch den Flieser Wald ab, eine ausgewiesene MTB-Route (885 m). Im Bereich der Abzweigung gibt es entlang der Straße Parkmöglichkeiten. Die MTB-Strecke ist ohne E-Bike anstrengend führt bis ans Ende des Fahrweges (5 km, 550 Hm) rund 200 m nach der Materialseilbahn vom Solsteinhaus.
Wer ohne Rad unterwegs ist, fährt am besten bis zum Krankenhaus Hochzirl und dann noch 200 m weiter, um dort zu parken und von dort dem Brunnsteig (Forstweg; Adlerweg-Markierung) folgen.

Steiles felsiges Gelände. Eine Wanderin hält sich an einer Drahtseilversicherung fest.
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Seilversicherung am Weg von der Kuhljochscharte zur Kuhljochspitze

Solnalm und Kreuzjöchl

Am Ende des Fahrweges (1.400 m) beginnt der Aufstieg in Richtung Solsteinhaus. Man folgt dem Hüttensteig bis zur Solnalm (1.644 m; unbewirtschaftet; privat). Bei der schön gelegenen Alm zweigt der Steig zur Kuhljochspitze/Kreuzjöchl links aufwärts ab. Anfangs im Wald, später im freien, stets steiler werdenden Gelände gehts dem Kreuzjöchl (2.043 m) entgegen. Das Kreuzjöchl ist ein „kleiner“ Gipfel mit Gipfelkreuz am Beginn des Südgrats der Kuhljochspitze. Bereits im Aufstieg begeistern schöne Ausblicke: Übers Inntal hinweg zum Alpenhauptkamm, nach Osten zum Solsteinhaus und auf die Nordseite der Nordkette, nach Westen ins Oberinntal.

Eine Berglerin am spitzen Gipfel genießt die Aussicht
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Allein auf der Kuhljochspitze – rechts im Hintergrund das Mieminger Plateau

Zusehends anspruchsvoller

Ab dem Kreuzjöchl wird der Aufstieg zunehmend diffiziler. Der Steig quert vom Südgrat im teils losem Gestein in die Westflanke der Kuhljochspitze und steuert die Kuhljochscharte (ca. 2.170 m) an. Dabei kommt man an der Abzweigung in Richtung Solsteinhaus vorbei, bis zu dieser man später wieder absteigt. Nach der Scharte hält sich der Steig dem Westgrat entlang hinauf zum Gipfel. Abschnittsweise gibt es Seilversicherungen.

Spitzenaussicht am spitzen Gipfel

Nach rund vier Stunden Aufstieg wird das Gipfelkreuz der Kuhljochspitze erreicht. Der spitze Gipfel bietet wenig Platz aber viel Aussicht in alle Richtungen. Vom bayrischen Alpenvorland übers Karwendel zum Alpenhauptkamm schweift der 360°-Blick. Der Tiefblick zeigt das nächste Etappenziel der Tour: das Solsteinhaus. Der Weg dorthin scheint näher zu sein als er dann tatsächlich ist. Zunächst steigt man auf bekannter Strecke ab, um dann bei erwähnter Kreuzung in der Westflanke der Kuhljochspitze auf den Steig zum Solsteinhaus einzubiegen (Zeitangabe an Gabelung 1 Stunde). Der Abstieg mit ausgesetzten Querungen verlangt nochmals höchste Konzentration – Stolpern, Stürzen ist auf diesem Abschnitt tabu.

Wanderer auf schmalen Steig mit eindrucksvollem Blick ins Karwendel
Hubert Gogl
Am Weg zum Solsteinhaus – rechts im Bild Großer Solstein (Kegel im Vordergrund) und Kleiner Solstein (schattiger Klotz)

Sendungshinweis

„Hallo Wochenende“, 23.7.2021

Zufriedener Blick zum Gipfel

Schließlich wird das ersehnte Solsteinhaus erreicht und man schaut mit berechtigter Genugtuung von der Terrasse hinauf zur eindrucksvollen Kuhljochspitze. Nach verdienter Stärkung im Schutzhaus steigt man zum Fahrweg ab. Wer das Rad dort unten hat, hat’s geschafft, sonst muss man noch den langen Weg hinaus nach Hochzirl bewältigen.


Hubert Gogl wünscht viel Spaß auf der eindrucksvollen Kuhl(j)ochspitze!