Alm schmiegt sich an den Hang
Hubert Gogl
Hubert Gogl
Wandertipp

„Expedition“ Klein-Tibet / Zillergrund

Die ehemalige Hohenaualm im Zillergrund ist inzwischen als Klein-Tibet bekannt. Die landschaftliche Ähnlichkeit mit der kargen und eindrucksvollen Landschaft von Tibet hat zum Namen geführt. Eine familientaugliche Wanderung oder Radlfahrt ohne größere Herausforderungen – mit Bushilfe sogar kinderwagentauglich.

Die umgetaufte Hohenaualm

„Als mein Mann nach einer Tibetreise die Hohenaualm im hinteren Zillergrund gesehen hat, da war er zurückversetzt nach Tibet durch die für ihn so verblüffende Ähnlichkeit!“, erzählt Anita Hanser. Kurz darauf konnte die Familie Hanser die Hohenaualm im Jahr 2004 pachten und hat sie in „Klein Tibet“ umgetauft. Zahlreiche Gebetsfahnen, meditative Sprüche und auch Gebetsmühlen unterstreichen seit damals zusätzlich die Ähnlichkeiten mit dem Hochland von Tibet.

Gebetsmühlen vor einer Tiroler Alm
Hubert Gogl
Die ehemalige Hohenaualm jetzt mit Gebetsmühlen

Im hinteren Zillergrund wehen die Gebetsfahnen

Klein Tibet ist im hinteren Bereich vom 25 km langen Zillergrund, der bei Mayrhofen süd-ostwärts „in den“ Zillertaler Hauptkamm zieht. Bis kurz vor die imposante Staumauer vom Speicher Zillergründl, bis zur Jausenstation Bärenbadalm (1450 m), führt eine 18 km lange Mautstraße (8 €). Von dort gibt es dann eine weitere, nicht öffentliche Straße bis zur Alm. Der Ausflug eignet sich als Radtour als auch für eine Wanderung.

Staumauer im Zillergrund. Menschen oberhalb der Dammkrone schauen ins türkisfarbene Wasser.
Hubert Gogl
Blick von den Treppen zum GH Adlerblick auf die 200 m hohe Staumauer und den Speicher Zillergründl

Charakter: einfacher Weg, absolut E-Bike tauglich; mit Öffis perfekt erreichbar
Entfernung bis zur Alm: zu Fuß 6,5 km; 2 ½ Std., mit dem Rad 8 km jeweils bei 500 Hm
Ausgangspunkt: Mayrhofen – Zillergrund – Jausenstation Bärenbadalm; 1450 m
Kartenausschnitte:

Startpunkt auch mit Öffis gut erreichbar

Kurz vor Mayrhofen zweigt gut beschildert von der Hauptstraße nach links die Zufahrt nach Brandberg und in den Zillergrund ab. Man beachte auch die Hinweisschilder der Schaukäserei. Vorbei an der Sennerei kommt der zwei Kilometer lange Brandbergtunnel und gleich darauf die Mautstelle. Rechts der Mautstelle gibt es einen gebührenfreien Parkplatz. Von dort kann man entweder mit dem Rad die Fahrt in den Zillergrund starten, oder auch dort in den öffentlichen Bus der Zillertaler Verkehrsbetriebe steigen. Wer überhaupt öffentlich anreist, fährt mit der Zillertalbahn bis Mayrhofen und steigt am Bahnhof Mayrhofen dort in den Regionalbus um (Linie 8328).

Fahrplan Bus in den Zillergrund

Wanderer in einem beleuchteten Tunnel
Hubert Gogl
Für Wanderer der erste, für Radfahrer der dritte Tunnel

Hinauf zur Dammkrone des Stausees

Man fährt bis ans Ende der Mautstraße bei der Jausenstation Bärenbadalm (1450 m, 8 km). Wanderer können sich dort entscheiden, ob der Aufstieg hinauf bis zur Dammkrone des Speichersees zu Fuß oder mit dem Bus gemacht wird, denn ab der Jausenstation verkehrt stündlich (in der Hauptsaison halbstündlich) ein Pendelbus. Zu Fuß sind es immerhin 400 Höhenmeter, also rund eine Stunde Gehzeit. Dabei muss man allerdings dem Steig und nicht der Fahrstraße folgen, denn auf dieser sind zwei Tunnels, die nicht von Fußgängern benützt werden dürfen.

Zillergrund Stausee. Am Weg Wanderer und an einem Baum wehen Gebetsfahnen.
Hubert Gogl
Gebetsfahnen am Weg zur Alm stimmen auf Klein Tibet ein

Radfahrer folgen der Straße, die auch vom Pendelbus benutzt wird. Dabei durchfährt man zwei schwach beleuchtete Tunnel. Nach dem ersten Tunnel baut sich die rund 200 m hohe gewölbte Staumauer auf. Links davon gewinnt man mit dem Rad und auch am Steig an Höhe. Radfahrer erwartet noch ein zweiter Tunnel, mit dessen Ende auch die Krone der Staumauer erreicht wird (mit dem Rad vier steile Kilometer).

Wanderer am breiten Weg neben dem Stausee taleinwärts wandernd.
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Ganz hinten am See-Ende ist Klein Tibet

Auf der Staumauer öffnet sich der Blick taleinwärts

Auf der viel besuchten Staumauer angelangt öffnet sich der Blick in den hinteren Zillergrund. Der Speichersee Zillergründl füllt den Talboden mit türkisblauem Wasser, das das Spiegelbild der umliegenden Berge trägt. Wanderer, die mit dem Bus zur Staumauer-Krone gefahren sind, haben nun einen ziemlich gemütlichen vier Kilometer langen Spaziergang auf der linken Seite des Speichersees bis nach Klein Tibet vor sich. Auch die Radfahrer haben an diesem Punkt die größten Anstrengungen bewältigt.

Schriftzug aus Holz – Klein-Tibet
Hubert Gogl
„Ortsschild“

Sendungshinweis:

„Hallo Wochenende“; 21.8.2020

Flach ins „tibetische“ Hochland

Von der Staumauer (dort gibt es oberhalb eine „luftige“ Einkehr namens Adlerblick) geht’s zu Beginn durch einen beleuchteten Tunnel. Danach geht’s mit etwas Auf und Ab in den hinteren Zillergrund. Links und rechts ziehen vom Speichersee steile Bergflanken gegen das Firmament. Schon bald tauchen erste Hinweise auf Klein Tibet auf: Meditationsprüche und Gebetsfahnen, die zwischen Zirbenbäumen gespannt sind. Auf halber Länge des Sees zweigt links der Aufstieg zur Plauener Hütte (2364 m, 500 Hm) ab. Etwas hinter dem See kommt eine grüne Fläche ins Blickfeld, die den Endpunkt des Ausfluges markiert – dort ist Klein Tibet.

Die Hohenaualm schmiegt sich an den Hang
Hubert Gogl
Klein Tibet schmiegt sich mit einem Dachflügel an den Hang zum Schutz vor Lawinen

Nach ca. 2 ½ Stunden (6,5 km) Gehzeit ab der Bärenbadalm, bzw. nach ca. 1 ¼ Stunden (4 km) ab der Staumauer-Krone erreicht man zu Fuß die asiatische Enklave. Mit dem Fahrrad sind die Fahrzeiten vor allem davon abhängig, ob mit oder ohne E-Bike gefahren wird. Mit Stromunterstützung sollte die Fahrt in 1 Stunde zu bewältigen sein.

Kühe weiden auf einer kargen, flachen Wiese
Hubert Gogl
Es fehlen nur noch die Yaks…

Einkehrmöglichkeiten:

Klein Tibet (Hohenaualm) bewirtschaftet bis Mitte Oktober bei entsprechendem Wetter; Tel. +43/664/5342842;
GH Adlerblick an der Staumauer-Krone; täglich geöffnet; Tel. +43/5285/62454
Jausenstation Bärenbadalm; Tel. +43/664/2327009

Tibetisches Flair bei Tiroler Kost

Die ehemalige Hohenaualm (1868 m), nunmehr Klein Tibet (Alm) schmiegt sich als Einflügler-Bau knapp überm Talboden an den Hang, um von den Lawinen im Winter nicht zerstört zu werden. Die Stufen hinauf zur Einkehr führen an einer Gebetsmühle vorbei. Ein stimmiges Bild, das man in der imposanten Bergwelt am Zillertaler Hauptkamm wohl kaum vermuten würde. Unterhalb der Alm grasen allerdings keine Yaks, sondern in der von Steinmauer umzäunten Wiese weiden Tiroler Rinder und Pferde. Ganz hinten im Zillergrund ist das Heilig-Geist-Jöchl (2658 m), das nicht der Übergang ins „richtige“ Tibet ist, sondern ins Südtiroler Ahrntal.

Die Bewirtung in Klein Tibet ist gewohnt tirolerisch, das freistehende WC mit herrlichem Ausblick mag inzwischen in Tibet noch öfters anzutreffen sein als in Tirol!

Die „Rückreise“ von Klein Tibet erfolgt auf bekannter Route.

Hubert Gogl wünscht eine schöne Fernreise ins nahe Klein Tibet!