Wandertipp

Ausflug zur Bodenalm im Zillergrund

Die Bodenalm ist eine der letzten nicht erschlossenen Melkalmen in Tirol. Die abgeschiedene Alm im Zillergrund ist ausschließlich über einen spektakulären Steig erreichbar. Die Lage der Bodenalm ist bilderbuchmäßig, allerdings gibt es auf der Alm keine Bewirtung.

Vermutlich wurde im Jahr 1764 das Kar mit der Bodenalm für die Almbewirtschaftung erschlossen. Am Steig, der abschnittsweise aus dem Fels gehauen werden musste, findet sich die entsprechend eingemeißelte Jahrzahl. Die Bodenalm liegt in einem Hochtal des Zillergrundes, im so genannten Bodengrund, der auf Höhe vom GH Häusling (1.053 m) südwärts zieht. Allerdings ist das Hochtal von einer knapp 400 m hohen Steilflanke vom Talboden getrennt. Diese Flanke erscheint auf den ersten Blick fast wie eine bewaldete Felswand.

Durch diese Steilstufe windet sich der spektakuläre Steig bergwärts, teils mit hohen Stufen, die auch das Almvieh beim Almauftrieb und Abtrieb bewältigen muss.

Am Weg zur Bodenalm
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Über die Steilstufen nach oben

Entbehrliches Almleben – eindrückliches Naturerlebnis

Ist die Steilstufe überwunden, breitet sich ein wildromantisches, weitläufiges Kar aus, das hinten von einem der formschönsten Berge des Zillertaler Hauptkammes „gekrönt“ wird – vom Grundschartner (3.065 m). Wie ein Pate baute er sich über/hinter den Almhütten der Bodenalm, die im flachen Talboden stehen, auf. Eine Almidylle der Sonderklasse, die von nicht allzu vielen Wanderern erlebt wird, wie der Hånnes Stock (70) erzählt. Hånnes betreut alleine rund 40 Stück Vieh, davon neun Melkkühe in der weitläufigen Alm.

Charakter: Idyllische Wanderung auf schmalem, sehr steilen Steig
Entfernung: Aufstieg ca. 1,5 Std., 625 Hm
Ausgangpunkt: Zillergrund, GH Häusling

Er ist einer von vier Grundbesitzern, allerdings noch der einzig verbliebene Senner auf der Alm. Früher waren über 80 Stück Vieh auf der Alm, mehrere Melker haben Hunderte Kilo Käse produziert.

Die Kühe wurden oben im Hochkar gemolken und die Milch über Leitungen zu den Almhütten geleitet. Davon ist inzwischen nichts mehr übrig geblieben. Eine riesige Mure im Sommer 2018 hat auch große Teile der Weidefläche unwiederbringlich verwüstet.

Der wahrscheinlich letzte Senner der Bodenalm

Ohne Straßenanbindung, ohne Stromversorgung (ausgenommen ein Aggregat für die Melkmaschine und ein batteriebetriebenes Radio) ist das Leben auf der abgeschiedenen Alm doch sehr beschwerlich und Hånnes Stock glaubt, dass er der letzte Senner der Bodenalm sein wird. So hart und karg das Leben für den 70-Jährigen auf der Bodenalm ist, so eindrücklich ist es für Wanderer. Bewirtung kann Hånnes Stock den Wanderern keine bieten, allerdings müsse, so sagt er, aber niemand verdursten.

Am Weg zur Bodenalm
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Die Almhütten der Bodenalm

Ausgangspunkt – GH Häusling im Zillergrund

Kurz vor Mayrhofen zweigt die Straße in den Zillergrund ab. Kurz nach dem Brandbergtunnel muss für die Straßenbenützung eine Maut entrichtet werden (Pkw € 8.-). Alternativ verkehrt ein Linienbus (8328) in den Zillergrund – die Tour lässt sich daher auch perfekt mit öffentlichen Verkehrsmitteln machen. Beim Gasthaus Häusling (1.053 m) beginnt der Aufstieg zur Bodenalm. Dort darf der Privatparkplatz unentgeltlich benützt werden. Gegenüber vom Gasthaus zieht ein Wasserfall den Blick auf sich. Links davon schlängelt sich, was man auf den ersten Blick nicht vermuten würde, der Steig zur Bodenalm durch die extrem steile, felsdurchsetzte, bewaldete Steilstufe.

Kühe im Wald am Weg zur Bodenalm
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„Es geht gleich zur Sache“

Vom Gasthaus geht man wenige Meter taleinwärts und kommt so beim Kraftwerk Häusling zur Brücke, auf der man den Ziller quert. Hier steht auch die einzige Verbindung der Bodenalm zur Zivilisation – die Talstation der Materialseilbahn mit der die Milch ins Tal gebracht werden kann. An einem Wirtschaftsgebäude vorbei zieht der Steig von Beginn an steil bergwärts. Schon bald sind dabei auch die Felsstufen erreicht, die im Jahr 1764 den Bodengrund erst für das Almvieh erschlossen haben dürfte. Der Steig ist auch heute noch für das Vieh eine echte Herausforderung, besonders im Abstieg beim Almabtrieb, sagt der Senner.

Sendungshinweis:

„Hallo Wochenende“, 5.7.2019

Flaches Finale

Nach rund einer Stunde ist die anregende Steilstufe überwunden und das Gelände wird deutlich flacher. Damit öffnet sich der Bodengrund in all seiner Pracht. Hinten ragt majestätisch der pyramidenförmige Grundschartner (3.065 m) auf, rechts vom Wilhelmer (2.937 m) flankiert. Die Almgebäude der Bodenalm sind erst später zu sehen, mit Erreichen der Aufzughütte. Der Steig quert über eine einfache Brücke den Bodenbach. Die Brücke ist allerdings etwas in Mitleidenschaft gezogen und bei entsprechendem Wasserstand unter Umständen zum Teil geflutet. Sollte dies der Fall sein folgt man einfach dem Steig links des Baches (im Sinne des Aufstieges).

Am Weg zur Bodenalm
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Eine einfache Brücke führt über den Bodenbach

Malerisches Almenensemble

Nach rund 1,5 Stunden, 625 Hm und 2,9 km Wanderung ist die Bodenalm erreicht. Die Almhütten deuten darauf hin, dass hier, wie bereits beschrieben, ehemals ein sehr reges Almleben stattgefunden hat. Nach Lust und Laune kann man noch weiter in den Bodengrund wandern, bevor es dann am bekannten Weg wieder talwärts geht. Als Wanderer hat man das Gefühl hier in einer anderen Welt zu sein – abgeschieden von der Zivilisation. Gerade dieses Gefühl macht den Besuch der Bodenalm zu etwas Besonderem!

Hubert Gogl wünscht einen schönen Ausflug zur Bodenalm!