Schließung des Flüchtlingsheims aufgeschoben

In Oberperfuss ist die von den Tiroler Sozialen Diensten (TSD) angekündigte Schließung des Flüchtlingsheims vorerst abgeblasen worden. Das Heim soll erst schließen, wenn für alle 40 Heimbewohner „eine gute Lösung gefunden sei“.

Das ehrenamtliche Team Oberperfuss hatte heftig gegen die Schließung des Asylheims protestiert - vorerst mit Erfolg, wie nach einem Runden Tisch am Mittwoch bekanntgegeben wurde.

Integration in kleinen Strukturen

An dem Gespräch haben Vertreter der TSD, der Gemeinde und eherenamtliche Helferinnen und Helfer teilgenommen, die seit Jahren Asylwerber betreuen und die Schließung des Flüchtlingsheimes strikt ablehnen. Man möchte verhindern, sagt etwa Elisabeth Schatz, dass erfolgreiche Intergrationsarbeit eines Dorfes zunichte gemacht werde, wenn Kinder, Frauen und Männer auf andere Heime im Land verteilt werden: „Die sind in einen Familien- und Freundeskreis eingebunden. Die Kinder werden hier in die Schule bestens betreut. Viele von ihnen leben ja schon seit drei oder vier Jahren bei uns.“ Integration und Wertevermittlung sei über kleine Strukturen besser zu erreichen, meinen die Ehrenamtlichen - mehr dazu in Oberperfuss: Helfer gegen Heimschließung.

Weniger Asylanträge

Florian Stolz, der Interimsleiter der Tiroler Soziale Dienste argumentierte mit dem starken Rückgang bei Asylanträgen in Österreich. Eine Folge davon sei, dass in Tirol immer mehr Betten in Flüchtlingsunterkünften leer stehen. Daher müssten Einrichtungen geschlossen werden - mehr dazu in Mehrere Flüchtlingsheime werden geschlossen.

Zugleich würdigte Stolz aber die Arbeit der Ehrenamtlichen und das gute Funktionieren im Zusammenspiel zwischen Flüchtlingsheim und Dorf. Auch die Oberperfer Bürgermeisterin Johanna Rubatscher-Obojes zeigte sich stolz, „dass hier etwas gelungen“ sei. Man einigte sich darauf, die Schließung vorerst zu stoppen, bis für die Heimbewohner eine Perspektive gefunden ist, etwa ein positiver Asylbescheid.

Wohnungen in Asylheimen vermieten

Laut Tiroler Soziale Dienste habe die zuständige Soziallandesrätin Gabriele Fischer (Grüne) außerdem einen Vorstoß zur Wohnraumbeschaffung für Asylberechtigte geplant. Sie wolle prüfen, ob es eine rechtliche Möglichkeit gibt, verfügbare Wohneinheiten in Flüchtlingsunterkünften an Asylberechtigte zu vermieten, sie in Mindestsicherungswohnungen umzuwandeln.

ÖVP und FPÖ: Staat übernimmt Asylwesen

In der Zwischenzeit hat die Bundesregierung an einer Neuregelung im Asylwesen gedreht. Am Donnerstag wurde im Nationalrat mit den Stimmen der ÖVP und der FPÖ die Verstaatlichung des Flüchtlingswesens beschlossen. Spätestens ab 2020 werden sich nicht mehr etwa die Caritas oder die Diakonie um geflüchtete Menschen kümmern. Auch das Recht auf Rechtsberatung für Asylwerber wurde beschränkt - mehr dazu in news.ORF.at.