Motorräder stören mehr als Autolärm

Laut einer Studie des Landes zu Motorradlärm im Außerfern fühlt sich fast jeder Zweite der Außerfernerinnen und -ferner stark vom Motorradlärm belästigt. Erstmals wurde die Belastung für den gesamten Bezirk Reutte erhoben.

Viele beliebte Motorradstrecken wie die Tannerheimerstraße und über das Hahntennjoch liegen im Außerfern. Beschwerden von Anrainern gibt es seit langem.

Außergewöhnlich hoher Wert

Nach Lärmmessungen und Verkehrszählungen wurde nun das subjektive Lärmempfinden in 571 Einzelinterviews im Bezirk Reutte abgefragt. Am Freitag wurden die Studienergebnisse vorgestellt, sie zeigten ein klares Bild.

„Das Ausmaß der Belästigungsreaktion auf den Motorradlärm tritt sehr deutlich zutage: Selbst bei niedrigen Lärmpegeln - verglichen mit jenem zweispuriger Kraftfahrzeuge - empfinden sich die AußerfernerInnen zu knapp 50 Prozent als ‚stark vom Motorradlärm belästigt‘", erklärte einer der beiden Studienautoren, David Schnaiter, Konsulent aus dem Fachbereich Umwelt und Gesundheit. „Das ist ein außergewöhnlich hoher Wert, der uns sonst in der Fachliteratur nicht unterkommt“, führte er weiter aus.

Motorradverkehr im Außerfern

ZOOM.Tirol

Motorradlärm belastet mehr als Autolärm

Überraschend war, dass die Lautstärke von 60 Dezibel bei Motorradlärm von drei Viertel aller Befragten als stark belastend beschrieben wurde, die gleiche Lautstärke bei Autolärm hingegen nur von einem Viertel. Studienleiter Christoph Lechner vom Land Tirol führt aus: „An erster Stelle steht dieses hochtourige Fahren, das Aufheulen von Motoren. Das hat mit dem Beschleunigungsvorgängen zu tun, das kann auch zu tun haben mit Auspuffanlagen und Antriebssystemen, die einfach sehr laut sind. Fast in derselben Dimension ist auch zu schnelles und zu rücksichtsloses Fahren genannt.“

LHStvin Ingrid Felipe präsentierte gemeinsam mit Christoph Lechner (li.) und David Schnaiter die Ergebnisse der Motorradlärmstudie.

Land Tirol/Oswald

LR Ingrid Felipe mit den Studienautoren Christoph Lechner und David Schnaiter

Fahrverbote und strengere Kontrollen gewünscht

Die befragten Außerferner wünschen sich laut der Studie vor allem Fahrverbote bzw. strengere Kontrollen. Die aktuelle Lärmstudie liefere dafür nun Argumentation. Verkehrslandesrätin Ingrid Felipe (Grüne) sagt: „Die Studie belegt klipp und klar, wie groß die Belastungen und die empfundenen Störungen sind, identifiziert eine Vielzahl von Problemstellungen und gibt sehr wertvolle Ansätze zu Problemlösungen. Die geschaffene, fundierte Datenbasis ermöglicht es nun auch, konkrete Abhilfen angehen zu können.“ Wie die Maßnahmen politisch umgesetzt werden, müsse nun diskutiert werden. Fahrverbote etwa an Sonntagen oder auf bestimmten Strecken für Motorräder im Außerfern seien aber wahrscheinlich die sinnvollste Maßnahme, hieß es am Freitag.

Die Studie hat das Land Tirol in Zusammenarbeit mit dem österreichischen Arbeitsring für Lärmbekämpfung erstellt.