Anbindehaltung besser als ihr Ruf

Die Anbindehaltung von Kühen sei nicht so schlecht wie ihr Ruf, wenn Regeln eingehalten werden, sagten Experten am Freitag in Hopfgarten beim Tag der Tiergesundheit. Handelskonzerne fordern von den Bauern hingegen immer öfter Laufställe für die Tiere.

Die Diskussion Laufstall oder Anbindehaltung war Thema beim Tag der Tiergesundheit im Brixental. Hunderte interessierte Landwirte sind gekommen.

Kühe in Anbindehaltung

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Geht es den Kühen mit der Anbindehaltung besser oder schlechter?

Schwächere Tiere entwickeln sich besser

Bringt der Laufstall den Kühen generell mehr Wohl? Oder geht es um eine kluge Vermarktung? Der Schweizer Rinderexperte Christian Manser sah durchaus Vorteile in der Anbindehaltung, solange Regeln eingehalten würden: „Es ist zu beachten, dass man auf die Kühe eingeht und schaut, was sie brauchen, wie den Topliegebereich oder den Kopfschwungraum, dass sie gut aufstehen können, dass sie Wasser und Futter gut erreichen können. Und ich sehe, dass vor allem schwächere, rangniedere Tiere, die ein bisschen ängstlich sind oder junge Tiere, die neu in die Herde kommen, sich in optimierten Anbindeställen sehr gut entwickeln können, weil sie dort ihre Ruhe haben und geschützter sind.“

Tag der Tiergesundheit Hopfgarten

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Der Tag der Tiergesundheit war sehr gut besucht.

Umbau für Laufstall ist kostenintensiv

Die Familie Feiersinger aus Wörgl hat sich aus Kostengründen für die Anbindehaltung entschieden. Das sei vor drei Jahren eine schwierige Entscheidung gewesen, so der Biobergbauer Markus Feiersinger: „Das was wir jetzt umgebaut haben hat uns 20.000 Euro gekostet. Für einen Laufstall hätten wir einen Auslauf und weitere Betriebsgebäude gebraucht, wir hätten aufstocken müssen, das hätte uns ca. 300.000 Euro gekostet.“

Den Winter verbringen Feiersingers Kühe in Anbindehaltung, unter tiergerechten Bedingungen. So sehe es das Gesetz vor, sagte der Biobauer: „Auf der Bioschiene haben die Tiere zweimal in der Woche einen Auslauf. Dazu sind sie den ganzen Sommer auf der Alm. Im Herbst und im Frühjahr sind die Kühe auf der Weide. In unserem Betrieb sind die Kühe knapp vier Monate im Stall, haben aber eben zweimal die Woche einen Auslauf.“

Handelskonzerne fordern

Unterschiedliche Stallsysteme werden aufgrund unterschiedlicher Strukturen umgesetzt. Laufställe gibt es primär in halbwegs ebenen Lagen. Aus steilen Berghängen große Ställe zu bauen, ist oftmals unmöglich. Das kostete Bauern in Osttirol letzten Herbst ein fixes Einkommen. Ein großer Lebensmittelvertrieb kündigte den Landwirten, weil keine Laufställe vorhanden waren - mehr dazu in 120 Osttiroler Bauern verlieren lukrativen Auftrag.