Die Gegenwart für die Zukunft bewahren

Am Dachboden oder im Keller liegen oft verstaut in Kisten alte Bilder, Tagebücher oder Plakate. Meist werden diese achtlos weggeschmissen, für die Dorf-Chronisten sind das aber wahre Schätze, die sie vor dem Vergessen bewahren wollen.

In Tirol wurden seit dem 18. Jahrhundert Pfarrchroniken geführt. Sie sorgten dafür, dass nicht nur die Kirchengeschehnisse sondern auch weltliche Ereignisse im dörflichen Zusammenleben nicht in Vergessenheit gerieten. Durch den Priestermangel gibt es aktuell jedoch kaum noch Pfarrchroniken.

Ergänzend kamen im 19. Jahrhundert die Schulchroniken auf, die in Tirol bis 1974 verpflichtend geführt werden mussten. Auch Vereinschroniken von Musikkapellen, Schützenkompanien, Feuerwehren, Brauchtumsvereine, Sportvereinen oder Theatervereinen dienen auch jetzt noch als wichtige Informationsquelle für das Leben in Dörfern und Städten.

Mehr als 300 ehrenamtliche Ortschronisten

Aktuell besitzen fast alle 279 Tiroler Gemeinden besitzen Bild- und Textchroniken, die laufend ständig aktualisiert werden. Mehr als 300 ehrenamtliche Ortschronisten kümmern sich mit ihren Teams darum.

Dabei haben die Chronisten Interesse an allem, was kulturhistorisch von Bedeutung sein kann, erklärt Bernhard Mertelseder. Er leitet beim Tiroler Bildungsforum das Chronikwesen. Dabei reicht der Bogen der gesuchten Schätze von alten Schriften mit Bezug zur jeweiligen Gemeinde bis hin zu alten Fotos oder Dias. Die Erinnerungsstücke seien meist gar nicht so alt und damit für die Gegenwart meist nicht von großer Bedeutung.

Erinnerungen dauerhaft bewahren

Das Ziel sei es, diese Dinge dauerhaft aufzubewahren, denn spätestens in 30, 40 oder 50 Jahren seien diese sehr wichtig, so Bernhard Mertelseder.

Persönliche Erinnerungsstücke für die Chronik

Immer wieder würden Personen ihre persönlichen Erinnerungsstücke zum Bildungsforum bringen oder sie direkt bei Ortschronisten in den jeweiligen Gemeinden abgeben, so der Leiter des Chronikwesens beim Tiroler Bildungsforum. Sie würden Unterlagen, Bilder oder auch Schriftstücke aus ihrem Besitz oder dem Nachlass ihrer Eltern bzw. Verwandten abgeben.

Alte Bilder für Ortschronisten

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Jedes einzelne Dia wird von den Chronisten angesehen

Auch der 90-jährige Ferdinand Koch aus Pfaffenhofen übergab seine umfangreichen Sammlungen an den Ortchronisten. Er war früher Hauptschullehrer und sammelte unter anderem Poster, Bilder und Einladungskarten. Im Laufe der Jahre habe er eine so große Sammlung angelegt, dass er dafür einfach keinen Platz mehr habe.

Trennen von Sammlung fällt schwer

Sich von den Schätzen zu trennen sei ihm schwer gefallen, schließlich habe er beinahe sein Leben lang gesammelt, sagt Ferdinand Koch.

Jedes einzelne Teil wird begutachtet

Es sei den Spendern wichtig, dass die Erinnerungsstücke künftig an den Orten gelagert würden, wo sie hingehörten. In den meisten Fällen werde das Material auf die jeweiligen Gemeinden verteilt, doch es komme auch vor, dass das Material für Institutionen besser geeignet sei. In den Fällen würde die gesamte Sammlung intakt bleiben, erklärte Mertelseder.

Alte Bilder für Ortschronisten

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Das abgegebene Material wird dabei von den Chronisten einzeln oder im Team begutachtet, sortiert und dann Stück für Stück bewertet. Die Bewertung der einzelnen Stücke sei ein Problem, gab Mertelseder zu bedenken. Wenn ein Material keinerlei Bezug oder keinen erkennbaren Wert habe oder der Inhalt einem Ort oder einem Ereignis nicht zuordenbar sei, dann müsse man sich davon trennen, das komme aber nur sehr selten vor.

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