Neustifter Bauer: „Zaun ist unmöglich“

Jener Bauer aus dem Stubaital, der letzte Woche nach einer tödlichen Kuhattacke in erster Instanz zu einer hohen Entschädigungszahlung verurteilt worden ist, hat Montagabend in der ORF-Sendung Thema sein erstes Fernsehinterview gegeben.

Nach einem jahrelangen Rechtsstreit zwischen den Hinterbliebenen und dem Landwirt erging vergangenen Donnerstag das Urteil im Zivilprozess. Demnach muss der Bauer dem Witwer und dem Sohn rund 180.000 Euro sowie eine monatliche Rente in der Höhe von insgesamt rund 1.500 Euro zahlen. Der gesamte Streitwert des Prozesses lag bei rund 490.000 Euro - mehr dazu in Urteil nach tödlicher Kuhattacke.

Im Sommer 2014 war im Pinnistal, einem Seitental des Stubaitals, eine 45-jährige Deutsche, die mit ihrem Hund unterwegs war, von den Kühen des Neustifter Bauern attackiert und zu Tode getrampelt worden. Grund sei eine Verkettung unglücklicher Umstände, erzählt der verurteilte Landwirt aus Neustift im Stubaital in „Thema“. Laut Zeugen hätten zwei Hunde einer italienischen Touristin kurz vor dem Unglück die Kälber der Herde angegriffen.

Kuhattacke: Hartes Urteil schockt die Landwirtschaft

Im Juli 2014 wurde im Pinnistal eine 45-jährige Deutsche von Kühen zu Tode getrampelt. Nach einem jahrelangen Rechtsstreit erging nun das Urteil im Zivilprozess.

Der tragische Tod der Touristin hat das Leben am Hof in Neustift entscheidend verändert. Sie seien froh, „wenn wir im Herbst mit den Tieren von der Alm herunter kommen und nichts passiert ist“, so die Frau des Bauern.

Bauer Neustift

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Der Bauer bei seinen Kühen

Bauer hätte laut Richter Weide einzäunen müssen

Laut dem Urteil in dem Zivilprozess hätte der Landwirt die Weide einzäunen müssen. Warnschilder wären zu wenig. Wenn diese Entscheidung hält, hätte das für den Almbetrieb weitreichende Folgen, meint auch der Neustifter Bauer. „Ich kann mich nicht den ganzen Tag neben den Kühen hinstellen und schauen, was sie machen. Sie können sich frei bewegen, haben gewisse Wasserquellen und müssen deshalb immer wieder den Weg queren.“ Ein Zaun sei deshalb unmöglich, so der Bauer.

Runder Tisch am Mittwoch

Das Urteil ist nicht nur für das Ehepaar ein Schock. Die ersten Bauern haben bereits angekündigt, ihre Almen in der nächsten Saison zu schließen bzw. Wege für Wanderer zu sperren. Am Mittwoch findet ein Runder Tisch statt. Man wolle alle Interessensvertreter an einen Tisch bringen, um möglichst alle offenen Fragen zu klären, erklärte eine Sprecherin der Landwirtschaftskammer (LK). Eingeladen seien unter anderem Vertreter der Landesregierung, des Tourismus, des Alpenvereins und der Tirol Werbung - mehr dazu Runder Tisch nach Urteil zu tödlicher Kuhattacke.

Anwalt der Hinterbliebenen verweist auf Schmerz

Der Anwalt der Familie der Hinterbliebenen, Michael Hirm, verwies in „Thema“ darauf, dass bei der tödlichen Kuhattacke eine Mutter ums Leben gekommen sei, bis heute würden die Angehörigen darunter leiden. Ein medizinisches Sachverständigen-Gutachten hätte gezeigt, dass beide Kläger eine massive Depression durch den Verlust der Ehegattin bzw. der Mutter erlitten hätten und dass es zu entsprechenden Schmerzperioden gekommen ist. „Das heißt wir reden nicht nur von einem üblichen Trauerschmerzensgeld, sondern einer schweren Erkrankung, die sich auch im Schmerzenkatalog des Richters bzw. des Sachverständigen Niederschlag gefunden hat.“