Forderung nach Assistenzsystemen für Lkws

Nach dem tödlichen Unfall eines Neunjährigen in Wien, fordert der Verkehrsclub Österreich Lkws mit Assistenzsystemen auszurüsten. In Tirol seien Lkws an jedem sechsten tödlichen Unfall beteiligt. Auch der ÖAMTC empfiehlt moderne Systeme.

In Tirol waren laut Verkehrsclub Österreich (VCÖ) in den vergangenen Jahren Lkws an rund drei Prozent der Verkehrsunfälle und bei 17 Prozent der tödlichen Unfälle beteiligt.

VCÖ: Todesopfer in Tirol durch Unfälle mit Lkw

  • 1.Halbjahr 2018: 4 Todesopfer
  • Jahr 2017: 3 Todesopfer
  • Jahr 2016: 11 Todesopfer
  • Jahr 2015: 9 Todesopfer
  • Jahr 2014: 2 Todesopfer
  • Summe 2014 bis 1. Halbjahr 2018: 29 Todesopfer
    (Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2019)

Lkws als „tödlicher Unfallgegner“

Der Anteil der Lkws an tödlichen Verkehrsunfällen sei fast sechs Mal so hoch wie deren Anteil an Verkehrsunfällen insgesamt, so die VCÖ-Analyse. Beteiligung heiße aber nicht, dass die Unfälle von Lkws verursacht wurden, betonte der VCÖ. Lkw-Fahrer seien Profis und machten weniger Fahrfehler. Auch gelten für Lkw-Fahrer strengere Regeln, wie etwa eine 0,1 Promille Grenze. Aber aufgrund ihrer Masse seien Lkws tödliche Unfallgegner. Und durch die massive Zunahme des Lkw-Verkehrs in Österreich steige das Risiko einer Kollision mit Lkws.

Der VCÖ fordert verstärkte Maßnahmen, um sowohl den Lkw-Transitverkehr als auch den innerstädtischen Lkw-Verkehr zu reduzieren. Für die Sicherheit insbesondere im städtischen Straßenverkehr sei wichtig, dass Lkws mit Assistenzsystemen ausgestattet werden, forderte der VCÖ am Donnerstag.

Grafik Lkw Toter Winkel

ÖAMTC

Der ÖAMTC hat den „Toten Winkel“ verbildlicht.

ÖAMTC: Assistenzsysteme mit Kamera und Radar

Auch der Autofahrerclub ÖAMTC empfiehlt für mehr Sicherheit im Straßenverkehr Lkws mit Assistenzsystemen auszurüsten. Ein am Donnerstag durchgeführter Praxistest habe gezeigt, dass sich trotz der sechs Spiegel, die vorschriftsgemäß am Fahrzeug angebracht sein müssen, der Tote Winkel nicht völlig vermeiden lässt. „Es gibt bereits Assistenzsysteme, die Lkw-Fahrer bei Abbiegevorgängen massiv unterstützen“, so ÖAMTC-Direktor Oliver Schmerold. Dabei würden mit Hilfe von Kameras und Radar Personen oder Fahrzeuge, die sich im Toten Winkel befinden, erkannt und ein akustisches Warnsignal ertönt im Führerhaus. „Diese Systeme werden in Zukunft mit Sicherheit noch viele Menschenleben retten“, so Schmerold.

Es reiche jedoch nicht aus, sich nur auf den technischen Fortschritt zu verlassen, so der ÖAMTC. Radfahrer und Fußgänger müssten darauf sensibilisiert werden, dass der Tote Winkel der „gefährlichste Ort im Straßenverkehr“ ist.

Abbiegeassistenten werden derzeit getestet

In Wien ist Ende Jänner ein neunjähriger Bub am Schutzweg von einem Lkw erfasst und getötet worden. Die Gemeinde hat daraufhin bereits begonnen, Abbiegeassistenten für ihre Lkws zu testen, auch die Wiener Wirtschaftskammer ist für eine Aufrüstung - mehr dazu in Abbiegeassistenten sollen Pflicht werden. Das Verkehrsministerium lässt noch bis Ende April Lkw-Assistenten bei Linienbussen testen.

Wieder Lkw-Unfall

Ein Lkw-Fahrer hat am Donnerstag in Vöcklabruck beim Linksabbiegen eine Frau auf dem Zebrastreifen übersehen und mit seinem Fahrzeug überrollt. Ein zufällig vorbeikommender Unfallchirurg und eine Sanitäterin leisteten Erste Hilfe - mehr dazu in Frau von abbiegendem Lkw überrollt.