Cyberkriminalität bleibt im Aufwind

Auch heuer dürfte es im Bereich der Internet- und Computerkriminalität in Tirol wieder einen Anstieg geben. So groß wie das Spektrum der Taten ist auch die Bandbreite der Betroffenen. Die Dunkelziffer dürfte beachtlich sein.

Liebesschwindel, Geschäftsführertrick, Verschlüsselungssoftware, nicht gelieferte Ware oder Erpressung mit Sexvideos: Von Cyberkriminalität sind fast alle Bevölkerungsgruppen betroffen, auch routinierte Internetanwender und hoch gebildete, junge Leute, weiß Hans-Peter Seewald vom Landeskriminalamt Tirol. Im Vorjahr stieg die Zahl der Anzeigen aus dem Bereich der Cyberkriminalität in Tirol um etwa 30 Prozent, für heuer gebe es noch keine Statistik, es dürfte sich aber ein ähnliches Bild ergeben, sagt Seewald.

Hans-Peter Seewald

ORF/Hermann Hammer

Hans-Peter Seewald vom LKA

Vorauskasse allein ist verdächtig

Hilflos ausgeliefert ist man dieser Form von Kriminalität aber nicht. Seewald empfiehlt gesundes Misstrauen und Hausverstand walten zu lassen. Besonders bei sehr günstigen und verlockenden Angeboten müsse man vorsichtig sein, „es gibt nichts geschenkt im Internet“. Beim Internetkauf sei meist etwas faul, wenn vorher viele Arten der Bezahlung angeboten werden und es zum Schluss bei der tatsächlichen Bezahlung aber nur mehr die Vorauskasse mit Direktüberweisung als Option gibt.

Information über Betrugsformen wichtig

Über die möglichen Betrugsformen im Internet kann man sich auf verschiedenen Wegen informieren. Hilfestellungen gebe es von verschiedenen Organisationen, so Seewald. Das Österreichische Institut für angewandte Telekommunikation betreibe eine Watchlist Internet, hier seien etwa bisher bekannte betrügerische Fake-Shops registriert. Informieren könne man sich auch bei der Polizei. Auch die Privatsphäre spiele eine Rolle, so Seewald, „das heißt, ich soll nicht allzu viel von mir selber preisgeben“.

Viele Taten werden nicht angezeigt

Auch wenn mittlerweile mehr angezeigt werde und auch dadurch die Zahlen steigen, dürfte die Dunkelziffer wesentlich höher sein als das, was angezeigt wird, meint Seewald. Erpressungen im Sex-Bereich würden oft aus Scham nicht angezeigt oder es fehle überhaupt die Einsicht, einem Betrug aufzusitzen.

Seewald sagt, er kenne einen Fall, wo eine Frau eine von einem Bekannten angefragte Beratung durch das Landeskriminalamt abgelehnt habe und nach wie vor auf ein Konto einer virtuellen Liebschaft einzahle, „sie ist fix der Meinung, dass der irgendwann auftaucht und zahlt weiterhin ein“. Wenn man als Opfer einen Schritt in diese Richtung gesetzt habe, falle es schwer zu glauben, dass man einen Fehler gemacht habe. Im Schadensfall solle man aber auf jeden Fall Anzeige erstatten, so Seewald.