Mehr Privat- dafür weniger Firmenpleiten

Die Zahl der Insolvenzen von Privatpersonen ist im Vorjahr deutlich gestiegen. Dieser Zuwachs um 31,5 Prozent fiel nach Creditreform-Angaben in Tirol erwartungsgemäß aus. Unternehmen mussten hingegen seltener Insolvenz anmelden.

Durch die Reform des Insolvenzrechts im Jahr 2017 stieg die Zahl der Privatinsolvenzen im Vorjahr deutlich an. Mit 880 Privatinsolvenzen nahm die Zahl in Tirol im Jahresvergleich um 211 bzw. 31,5 Prozent zu. In absoluten Zahlen war der Anstieg in Innsbruck mit 97 am größten, in den Bezirken Kufstein und Reutte ging die Zahl der Betroffenen hingegen zurück.

Mehr als 200 Insolvenzen pro Woche

Österreichweit stieg die Zahl der Insolvenzen von Privatpersonen um 38,7 Prozent auf 11.342 Verfahren. Das ist ein neuer Rekord seit Einführung des Privatinsolvenzrechts 1995. Wie der Vergleich unter den Bundesländern zeigt, waren im Vorjahr die stärksten Zuwächse im Burgenland (+97,6 Prozent), in der Steiermark (+72,6 Prozent) und in Vorarlberg (+69,7 Prozent) zu verzeichnen.

Privatinsolvenzen nach Bezirken

Creditreform

Privatinsolvenzen nach Bezirken

Verlust des Arbeitsplatzes oder Schicksalsschlag

Die Hauptgründe für das finanzielle Scheitern sind nach Angaben der Creditreform-Privatinsolvenzstatistik der Verlust des Arbeitsplatzes, gescheiterte Selbstständigkeit oder ein persönlicher Schicksalsschlag (Krankheit, Scheidung). Das Grundübel sei immer der mangelnde Überblick über die eigene finanzielle Lage, sei es bei Online-Bestellungen oder in der Selbstüberschätzung beim Gang in die Selbständigkeit. Hauptgläubiger sind Banken, Versicherungen, Mobilfunkbetreiber und Online-Shops.

Creditreform rechnet nach dem Rekord im Vorjahr für heuer wieder mit einem deutlichen Rückgang der Privatinsolvenzen auf das „normale“ Niveau der Jahre 2016/2017.

Historisches Tief bei Unternehmenspleiten

Ein anderes Bild zeigte sich im Vorjahr bei den Firmeninsolvenzen. Diese zeigten für das Gesamtjahr 2018 österreichweit einen weiteren Rückgang auf einen historischen Tiefststand seit 17 Jahren. Die Zahl der Verfahren sank um 1,8 Prozent auf 5.224.

Die starke Exportindustrie, die gute Binnennachfrage dank sinkender Arbeitslosigkeit, der Rekord an Neugründungen sowie die fortwährende Niedrigzinsphase ließen die Firmeninsolvenzen auf einen Tiefststand seit 17 Jahren sinken, ortete Creditreform die Gründe für diesen Rückgang. 2019 könnte sich das wegen der US-Handelspolitik, wegen des BREXIT-Chaos‘ sowie der möglicherweise noch in diesem Jahr auslaufende Niedrigzinspolitik ändern.

Tirol mit größtem Rückgang an Firmenpleiten

Im Bundesländervergleich fiel der Rückgang in Tirol am größten aus. Hier sank die Zahl um 9,4 Prozent auf 271. In Salzburg fiel der Rückgang mit 8,5 Prozent sowie in Kärnten mit 7,3 Prozent etwas geringer aus. Einen Zuwachs an Insolvenzen gab es im Burgenland (14,3 Prozent) und in Niederösterreich (8,0 Prozent).

Unternehmensinsolvenzen nach Bezirken

Creditreform

Unternehmensinsolvenzen nach Bezirken

Nach Bezirken betrachtet sank die Zahl der Firmeninsolvenzen in Innsbruck-Land am stärksten, im Bezirk Schwaz stieg sie absolut am stärksten.

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