Schuldzuweisung nach Megastau am Brenner

Italiens Frächter haben am Montag die Lkw-Fahrverbote in Tirol für das Chaos auf der Südtiroler Brennerautobahn am Wochenende verantwortlich gemacht. Die Landesregierung weist das zurück und fordert bessere Informationen.

Am Wochenende sorgten Schneefälle in Südtirol für einen Ausnahmezustand auf der Brennerautobahn (A22). Die Autobahn war über Stunden komplett gesperrt. Lkws- und Pkw-Fahrer steckten über Stunden im Stau fest. Auch auf Nordtiroler Seite bildeten sich ein kilometerlanger Stau, Autofahrer mussten umdrehen - mehr dazu in Nur leichte Entspannung auf Brennerstrecke.

Für dieses Chaos machten Italiens Frächter am Montag die Lkw-Fahrverbote Tirols verantwortlich. „Das Chaos ist nicht den auf Schnee unvorbereiteten Lkw-Fahrern, sondern einfach Österreichs Lkw-Blockadepolitik zuzuschreiben“, hieß es in einer Presseaussendung der Frächter.

Lkws mit Reifen für alle Wetterbedingungen

Seit Jahren gebe es für Lkws keine Winter- und Sommerreifen, sondern lediglich Reifen für jede Wetterbedingungen. Niemand dürfe daher behaupten, dass das Chaos auf der A22 auf die Sommerreifen einiger Lkws zurückzuführen sei, so Thomas Baumgartner, Präsident des Frächterverbands Anita.

Stau Brennerautobahn Südtirol Gossensass

David Runer

„Wie seit langer Zeit der Fall, bildete sich Freitagabend wegen des Nachtfahrverbots, das nun auch auf Samstagfrüh ausgedehnt wurde, eine lange Kolonne von Lkws auf der südlichen Seite des Brenners. Wegen des Schneefalls und der Präsenz der Lkws auf der rechten Spur war eine optimale Straßensäuberung auf der Autobahnstrecke nicht möglich“, meinte Baumgartner.

Landesregierung wehrt sich gegen Vorwürfe

Die Tiroler Landesregierung wies die Aussagen des italienischen Frächterverbandes Anita scharf zurück: „Die Aussagen sind einseitig, populistisch und entbehren jeglicher Sachlichkeit“, sagte die zuständige Landeshauptmann-Stellvertreterin Ingrid Felipe (Grüne). „Dass nun die italienischen Frächterverbände erneut die Schuld in der Tiroler Verkehrspolitik sehen, zeigt nur, dass man die Probleme lieber an seinen Nachbarn schiebt, anstatt die offensichtlichen Ursachen aufzuarbeiten, die für die Lage am Wochenende zweifelsohne verantwortlich waren“, sagte Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) in einer Aussendung.

In Tirol sei auf der A13 der Winterdienst schon am Freitag verstärkt worden. Weiters sei aufgrund der prekären Lage südlich des Brenners die Ausleitung des Verkehrs in Richtung Brenner in die Wege geleitet worden. Obwohl die Sperre der Autobahn in Südtirol bereits in Bayern angekündigt worden sei, seien weiter Autos Richtung Brenner gefahren.

Fahrverbote am Samstag ausgesetzt

Felipe wies zudem darauf hin, dass nach Rücksprache mit Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP) die Lkw-Fahrverbote ausgesetzt worden waren, um die Situation südlich des Brenners zu entschärfen. Felipe dankte überdies den Einsatzkräften, den Straßenmeistereien und der Exekutive, die in Tirol trotz der widrigen Umstände unter Druck die richtigen Entscheidungen getroffen hätten.

Mangelnde Information

Platter meinte, dass Tirol die Behörden in Italien vollends unterstützt habe. "Anscheinend mangelt es hier aber an der internen Kommunikation in Italien. Ich fordere deshalb die italienischen Behörden auf, bei solch absehbaren Wetterereignissen eine bessere und schnellere Informationspolitik zu betreiben, denn es ist nicht das erste Mal, dass es stärker schneit – und es wird auch nicht das letzte Mal sein,“ bekräftigte Platter.

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