Vier Masernfälle in Tirol bestätigt

In Tirol ist am Freitag die Anzahl an bestätigten Masernfällen seit Jahresbeginn auf vier angestiegen. Acht Babys wurden vorsorglich in der Klinik behandelt. Die Landesregierung plant eine Info-Kampagne zum Impfen.

Der Fall einer Frau und eines Kindes aus dem Unterland waren bereits bekannt. Ein weiterer Verdachtsfall eines Mannes wurde am Freitag bestätigt, bereits Anfang Jänner war in Tirol ein ukrainisches Urlauberkind an Masern erkrankt, sagte Anita Luckner-Hornischer von der Landessanitätsdirektion bei einer Pressekonferenz am Freitag in Innsbruck.

Eine Verbindung zwischen den einzelnen Fällen konnte bisher nicht hergestellt werden, erklärte Luckner-Hornischer. Acht Babys und Kleinkinder, die möglicherweise Kontakt zu dem an Masern erkrankten einheimischen Kind in der Ordination eines Kinderarztes im Bezirk Schwaz hatten, waren bereits am Donnerstag in die Kinderklinik eingeliefert worden. Fünf von ihnen konnten mittlerweile wieder entlassen werden, hieß es - mehr dazu in Vier Masernfälle in Tirol bestätigt.

Masern

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Ärzte klärten am Freitag über Masern auf

Masernerkrankung kann andere gefährden

Thomas Müller, Leiter der Kinderklinik, erinnerte indes an die Gefahr, die durch Masern ausgeht. „Masern sind vor allem für Risikopatienten gefährlich, also für Säuglinge, Schwangere und Patienten, die gerade eine Therapie machen, die das Immunsystem unterdrückt, wie beispielsweise eine Chemotherapie“, sagte Müller. Das Risiko einer schweren Gehirnentzündung bei Säuglingen, die an Masern erkranken, liege bei 1:600, erläuterte Luckner-Hornischer.

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Info-Tafel bei Kinderklinik
Eltern werden darauf hingewiesen, bei Verdacht auf Masern nur nach telefonischer Voranmeldung in die Ambulanz zu kommen, um andere nicht zu gefährden.

Arztbesuch nur nach telefonischer Voranmeldung

Die Eltern eines jeden Säuglings, der Kontakt zu einem mit Masern Infiziertem hatte, sollten jedenfalls Kontakt zu einem Arzt aufsuchen, betonte Müller. Wichtig sei jedoch nur unter Voranmeldung zum Hausarzt oder in eine Ambulanz zu gehen, fügte Luckner-Hornischer hinzu. Denn nur so können die Betroffenen sicher zu einem Arzt geleitet werden, ohne Kontakt zu weiteren Personen zu haben und diese möglicherweise zu infizieren.

Diskussion über Impfpflicht

Die nun neuerlich aufgeflammte Diskussion über eine mögliche Impfpflicht bewertete Müller als positiv. Letztendlich sei dies aber eine gesellschaftspolitische Entscheidung. Kritisch sah er die Rolle des Internets und diverser Social Media-Kanäle bei dieser Thematik. „Das Internet hat uns nicht nur Segen gebracht. Viele informieren sich über Impfungen im Internet. Für Laien ist es aber oft schwierig zu erkennen, ob eine Seite seriös ist oder eben nicht“, meinte der Mediziner. Jeder einzelne trage aber eine moralische Verantwortung, fügte Luckner-Hornischer hinzu. Beide Ärzte plädierten jedenfalls dafür, dass sich jeder impfen lassen sollte.

90 Prozent der Kinder haben in Tirol eine Masernimpfung, die zweite Impfung 85 Prozent. Anders sieht es aber bei den 15- bis 30-Jährigen aus, in dieser Bevölkerungsgruppe sind etwa nur 70 Prozent gegen Masern geimpft. Für einen umfassenden Schutz in der Bevölkerung und damit sich die Krankheit nicht weiter ausbreitet, wären 95 Prozent notwendig, erklärte Luckner-Hornischer.

Informationskampagne des Landes

Um einer weiteren Verbreitung von Masern entgegenzuwirken, plant das Land eine Impf-Aufklärungskampagne. Am Dienstag soll diese in der Landesregierung beschlossen werden. Das Budget dafür beträgt knapp 100.000 Euro. Der Schlüssel zu einer möglichst umfassenden Durchimpfungsrate ist Information und Aufklärung für die Bevölkerung. Im Zuge dessen wollen wir auf alle Möglichkeiten des Impfens hinweisen und darüber hinaus auch aufklären, welche Folgen es für einen selbst bzw. für das Umfeld nach sich ziehen kann, wenn man auf einen wirksamen Impfschutz verzichtet", erläuterte Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP).

Kostenlose Impfung

Vor Masern geschützt sind Personen, die von Masern bereits betroffen waren oder zweimal mit dem entsprechenden Impfstoff geimpft wurden. Die Mumps-Masern-Röteln-Impfung (MMR)ist im Rahmen der Impfaktion Tirol kostenlos.