Eine Freiheit wie in den 80er Jahren

Der Film „Ein Wilder Sommer“ von der Innsbrucker Produktion West führt den Zuschauer zurück in die 80er Jahre und erzählt von zwei Generationen zwischen Freiheit und Zwang. Am 31. Jänner ist der Film im Szentrum Schwaz zu sehen.

Es ist eine bezeichnende Szene im Film: Ein rot-weißer Citroen 2 CV, besser bekannt als „Ente“, kurvt beladen mit einer Handvoll jauchzender junger Leute die Straße entlang. Man wird später noch zum See schauen und hineinspringen – nackt oder nur mit Unterwäsche bekleidet. In den 80er Jahren war so etwas möglich. Heute hätte das womöglich Konsequenzen.

Ente fährt auf Straße

Produktion West

Anna, Karin und die Burschen unterwegs mit der „Ente“

Aufbruch und Scheitern im „Wilden Sommer“

„Ein Wilder Sommer“ von Regisseurin Anita Lackenberger und Produzent Gerhard Mader greift diese turbulente Zeit auf und erzählt vom Leben zweier Generationen zwischen Tirol und der Wachau. Da gibt es den betagten Wirt Schorsch (Jürgen Tarach), der lange in Schwaz gearbeitet hat, bis er mit seiner Frau (Gerti Drassel) in einem Wachauer Dorf ein Gasthaus eröffnet. Und es gibt die Jungen: Schorschs Nichte Anna (Dagmar Bernhard), die in Innsbruck studiert und bei ihrem Onkel aushilft sowie Annas Freundin Karin (Alexandra L. Kronberger) und der gemeinsame Freund bzw. „Dorfhengst“ Kurt (Tim Bettermann). Sie alle sind davon betroffen als die Fabrik, der größte Arbeitgeber im Ort, schließt.

Zwei Frauen liegen im Gras

Produktion West

Anna und Karin im Gras

Fakten zum Film

• Gedreht wurde an diversen Originalschauplätzen in der Wachau, aber auch in Tirol, darunter: Universität Innsbruck, Innsbrucker Saggen-Viertel, Burg Freudsberg in Schwaz und ehemaliges Gasthof Hirschen in Schwaz.
• Die gefilmte WG im 80er Jahre Look in Saggen gibt es wirklich, inklusive Möbel, und ist nach wie vor bewohnt;
• Alle Autos sind Originale und wurden speziell für den Film ausgeliehen;
• Filmbudget gesamt: 2,5 Millionen Euro

Trotzdem leben „die Jungen relativ unbekümmert,“ erzählte Mader. Besonders die Protagonistinnen Anna und Karin genießen ihr Leben trotz Perspektivenlosigkeit: Sie feiern, schlagen sich mit Nebenjobs durch, wollen Reisen und gehen – typisch für die Zeit – sehr sorgenfrei mit ihrer Sexualität und Nacktheit um. Omnipräsent im Film ist auch die Zigarette. Man habe sich in den 80ern beinahe entschuldigen müssen, wenn man nicht geraucht habe, erklärte Regisseurin Anita Lackenberger. Sogar im Krankenhaus war das üblich.

Jugend zwischen Freiheit und Zwang

Doch die Freiheit hatte auch ihre Kehrseite. Für die 1990 geborene Schauspielerin Alexandra L. Kronberger (Karin) war vor allem das damalige Frauenbild gewöhnungsbedürftig. Was heute unter dem Begriff „Me too“ diskutiert wird, sei kein Thema gewesen. „Im Wirtshaus, wo Karin arbeitet, hält es der Schorsch für völlig normal, dass man begraptscht wird - das gehörte zum Geschäft,“ erklärte Kronberger. Karin versuche sich im Film zwar dagegen zu wehren, bleibe aber erfolglos.

Frauenbeine und Blick eins Mannes

Produktion West

Kurt schaut Anna unter den Rock

Ähnlich verhielt es sich mit der Gewalt an Frauen oder in Sachen Ehe. „Es war normal, jung zu heiraten, Kinder zu kriegen,“ betonte Kronberger. Sonst würde man schnell zur „alten Jungfer“, wie es im Film heißt.

Zwischen Nacktbaden und früh heiraten

Heute gehen viele studieren, heiraten ist nicht mehr so wichtig. Man ist um Gleichberechtigung bemüht, verurteilt Sexismus und Gewalt an Frauen. Viele wähnen sich so frei wie nie, doch Lackenberger ist nicht davon überzeugt. Nacktbaden z.B. sei heute so nicht mehr möglich, weil uns Facebook & Co stark einschränken. „Sie schaffen Ängste und den Druck, perfekt sein zu müssen.“ Man fürchte sich ständig davor, in einem peinlichen Moment abgelichtet zu werden. Das habe es früher nicht gegeben. Gerade deswegen sei der Film für alle Generationen interessant. Der Film ist am 31. Jänner im Szentrum Schwaz zu sehen sowie im Laufe des Frühjahrs auch in Innsbruck und anderen Kinos Tirols.

Julia Ecker, tirol.ORF.at

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