Alt-Landeshauptmann Partl wird 90
Tirols Altlandeshauptmann Alois Partl war der Landeshauptmann des Übergangs, und der Verwalter des Endes einer Ära absoluter Dominanz und bäuerlicher Prägung. Am 13. Jänner wird der Nachfolger des legendären Langzeitlandeshauptmannes Eduard Wallnöfer 90 Jahre alt. Das Land feierte Partl am Freitag mit einem Landesüblichen Empfang in Lans.
Land Tirol/Oswald
Wahldesaster für ÖVP unter Partl
Als die Tiroler ÖVP mit ihrem Spitzenkandidaten und Landeshauptmann Alois Partl bei der Landtagswahl am 12. März 1989 für damalige Verhältnisse beinahe ins Bodenlose abstürzte - von 64,64 auf 48,72 Prozent, ein Minus von 15,92 - hatte Eduard Wallnöfer noch drei Tage zu leben. Am 15. März starb Wallnöfer, unter dem Zweidrittelmehrheiten über zwei Jahrzehnte beinahe eine Selbstverständlichkeit waren.
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Abschied von bäuerlicher Parteimacht
Die Landtagswahl 1989 markierte das Ende der übermächtigen Dominanz der Tiroler Volkspartei. Ergebnisse über 50 Prozent blieben fortan unerreicht. Die Wahl bedeutete auch den Abschied von bäuerlicher Parteimacht, Partl verwaltete den Übergang in die Moderne, den Wallnöfer mit seinen Reformen mitbefördert hatte.
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Die Zeit war eine andere geworden, neue Parteien wie die Grünen entstanden, auch die Landes-FPÖ zog es im Sog Jörg Haiders nach oben. Die wachsende Transitproblematik trug ihr Übriges zur Wahlniederlage bei. Partls einzige Wahl als schwarzer Frontmann mündete in ein Debakel. Es konnte zwar noch die absolute Mehrheit an Mandaten, nicht jedoch an Stimmen gehalten werden.
Seit 1970 Landesrat
Partl war ein Kind der Wallnöfer-Ära. Im Jahr 1970 hatte der Übervater den studierten Doktor der Bodenkultur bereits in die Tiroler Landesregierung geholt, wo er als Landesrat unter anderem für die Gemeinden, Bereiche der Landwirtschaft, der Forstwirtschaft und für den Umweltschutz zuständig war. 1987 wurde der Bergbauernsohn und Bauernbündler schließlich ÖVP-Landesparteiobmann und Nachfolger Wallnöfers als Landeshauptmann, nachdem sich dieser nach 24 Jahren krankheitsbedingt zurückgezogen hatte. Verdienste erwarb sich Partl unter anderem durch erste Bemühungen um eine „Europaregion Tirol“ und im Eintreten für den Transitvertrag, beim Abschluss des Südtiroler Autonomiepaketes.
1991 wurde Weingartner Parteichef
Ab 1991 kam es zudem zu einer Machtteilung in der Tiroler ÖVP. Landesrat Wendelin Weingartner wurde Parteichef, der Wirtschaftsbündler und Banker signalisierte Aufbruch und Modernisierung. Innerparteiliches Rumoren war die Folge. Im Oktober 1992 gab Partl schließlich bekannt, bei der Landtagswahl 1994 nicht mehr als Spitzenkandidat anzutreten und sein Amt wenige Monate vor der Wahl zu verlassen. Einige Monate zuvor hatte er noch erklärt, für eine weitere Kandidatur zur Verfügung zu stehen. Weingartner wurde zum neuen Spitzenkandidaten gekürt. Am 24. September 1993 war Partls Zeit als Landeschef abgelaufen, Weingartner wurde vom Landtag zum Nachfolger gewählt.
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In der Öffentlichkeit hielt sich Partl fortan mit Kommentaren zum politischen Tagesgeschehen zurück. Ansonsten zeigt sich der Träger des Goldenen Ehrenring des Landes, der höchsten Auszeichnung Tirols, aber regelmäßig bei öffentlichen Anlässen.
Sohn einer Bergbauernfamilie
Alois Partl kam am 13. Jänner 1929 als zweites von sechs Kindern einer Bergbauernfamilie in Afling bei Kematen (Bezirk Innsbruck-Land) zur Welt. Der Jubilar ist verheiratet und Vater zweier Söhne und einer Tochter. Er wohnt seit Jahrzehnten in Lans bei Innsbruck. Zu seinen Steckenpferden zählten Zeit seines Lebens das Bergsteigen und Skifahren, die Jägerei und das Filmen in der Natur.
1955 schloss Partl sein Studium an der Hochschule für Bodenkultur in Wien mit dem Diplomingenieur ab. Ein Jahr später promovierte er zum Doktor der Bodenkultur. 1957 trat Partl als Referent für Fragen der Wirtschafts- und Handelspolitik in den Dienst der Präsidentenkonferenz der Landeslandwirtschaftskammern Österreichs in Wien, wo er sich acht Jahre lang den Interessen der österreichischen Landwirtschaft im Rahmen der internationalen wirtschaftlichen Zusammenarbeit widmete.
1965 führte Partl die Berufung zum Stellvertreter des Kammeramtsdirektors der Tiroler Landeslandwirtschaftskammer zurück in die Heimat. 1970 holte ihn Landeshauptmann Eduard Wallnöfer in die Tiroler Landesregierung.