Verkehrslärm macht viele Tiroler krank

Viele Tiroler leiden unter dem zunehmenden Verkehrslärm. Der Umweltmediziner Peter Lercher verweist auf die Diskrepanz zwischen den derzeitigen Grenzwerten und den Werten, bei denen sich die Gesundheit bereits verschlechtert.

Lercher verwies am Donnerstag in „Tirol heute“ auf neue Richtlinien für die Lärmbelastung durch die Weltgesundheitsorganisation WHO. In die neuen Richtlinien wurden laut Lercher die Studien aus den Jahren 2000 bis 2015 einbezogen. In Österreich sei für die Lärmaktionsplanung ein Grenzwert von 70 Dezibel angegeben. Die jetzigen Grenzwerte der WHO lägen um 16 Dezibel niedriger, also bei 54 Dezibel.

Peter Lercher

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Peter Lercher im Tirol-heute-Gespräch

Früher habe man die Auswirkungen durch Schadstoffe beim Verkehr höher bewertet, etwa im Verhältnis vier zu eins. Heute gebe es Regionen wo die Auswirkungen etwa gleich einzuschätzen seien, sagt Lercher. Die Auswirkungen seien aber unterschiedlich. Schadstoffe seien eher für eine frühere Sterblichkeit verantwortlich, bei chronischen Erkrankungen spiele der Lärm eine größere Rolle.

Schlafstörungen häufigste Lärmfolge

Den größten Teil der Einschränkungen an Lebensqualität würden Schlafstörungen ausmachen, so Lercher. Weiters nannte Lercher Herz-Kreislauferkrankungen und zu einem kleinen Teil auch Auswirkungen bei Kindern, bei denen vor allem die Lesefähigkeit leiden könne.

Lastwagen vor Häusern und Kapelle

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Der Verkehrslärm lässt viele nicht mehr ruhig schlafen

Verkehrslärm ist laut Weltgesundheitsorganisation nach der Luftverschmutzung das zweitgrößte Umwelt und Gesundheitsproblem in der europäischen Union. Der Bürgermeister von Steinach am Brenner Josef Hautz sagt, in seiner Gemeinde sei der Lärm das größere Problem. Bei den Schadstoffen habe man gegenüber der Inntalfurche den Vorteil, dass durch den Föhn oft die schlechte Luft ausgeräumt werde.

Bürgermeister fordern Schwellenwerte gemäß WHO

Im Wipptal kommt zum Straßen- noch der Bahnlärm. Gemeinden wie Mühlbachl, Matrei und Pfons sind eingepfercht zwischen Bahn und Autobahn. Der Bürgermeister von Mühlbachl Alfons Rastner sagt, durch die Tallage gehe der Lärm nach oben und in den Hanglagen seien die Wohnhäuser gebaut. Wipptaler Bürgermeister fordern vom Ministerium die Anhebung der Schwellenwerte nach den neuesten Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation. Ebenso müsse der Verursacher zur Kasse gebeten werden.

Lärmkarte Wipptal

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Die Karte zeigt die Lärmausbreitung im Wipptal

Hautz sagt, in Steinach gebe es noch drei Stellen, wo Lärmschutzwände fehlen. Auf Kosten der Gemeinde habe er ein Lärmschutzgutachten für diese drei Stellen erstellen lassen und laut dem Lärmkataster wäre man normalerweise überall darüber.

Güterzug im Wipptal

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Bahnlärm wird weniger streng bewertet

Bei den ÖBB gebe es aber einen „Abminderungsfaktor“, der besagt, dass der Lärm bei der Bahn anders als beim Straßenverkehr empfunden wird. Durch diesen Abminderungsfaktor sei man überall unter die Lärmschutzgrenze gefallen. In der Schweiz ist übrigens Schutz vor Verkehrslärm seit 45 Jahren in der Bundesverfassung verankert, mit einklagbaren Rechten.