Tirol rüstet sich für „Katastrophensituation“

Mit den angekündigten Schneefällen könnte die Situation so kritisch wie seit Jahrenzehnten nicht mehr werden. Rudi Mair vom Lawinenwarndienst spricht von einer Katastrophensituation. Das Land ruft einen Krisenstab zusammen.

Schneefall und Schneeregen machen am Montag nur vorübergehend Pause. In der Nacht auf Mittwoch werden weitere Schneefälle erwartet, die laut derzeitigen Prognosen erst wieder Freitagfrüh abklingen dürften und eine kritische Situation mit sich bringen könnten. Die ZAMG Tirol hat Montagmittag ihre Wetter- und Niederschlagswarnung auf rot, auf die höchste Warnstufe gestellt.

Grafik ZAMG

ZAMG

Ab Dienstag gilt in Teilen Tirol die höchste Schneewarnung

Zwischen 60 und 120 cm Neuschnee

Zwischen Mittwoch und Freitag werden zwischen 60 cm Neuschnee in den Tälern und bis zu 120 cm auf den Bergen erwartet, die meisten Niederschläge werden dort erwartet, wo es jetzt schon viel geschneit hat, vor allem in den Kitzbüheler Alpen (Pass Thurn, Gerlos, Hochfilzen), dem Karwendel, den Lechtaler Alpen und im Gebiet Arlberg-Paznaun. Äußerst besorgt zeigte sich auch der Leiter des Lawinenwarndienstes Tirol, Rudi Mair: „Leider sieht es so aus, dass es vor allem zum Wochenende hin wieder ergiebig schneien wird. Und dann kommen wir aus derzeitiger Sicht in Richtung einer Katastrophensituation, was Lawinen angeht.“ Mair hält eine Lawinenwarnstufe von 5, also die höchste Warnstufe, für möglich.

Sitzung Landeswarnzentrale

ORF

Sitzung in der Landeswarnzentrale

In der Landeswarnzentrale ist am Montag eine Krisensitzung mit Meteorologen, Lawinenexperten und Behörden anberaumt. Journal- und Bereitschaftsdienste werden verstärkt. Vier Lawineneinsatzzüge des Bundesheeres in Landeck, St. Johann in Tirol, Lienz und Hochfilzen sind in Bereitschaft gesetzt worden. Zusätzlich zum Landeshubschrauber und dem Bundesheerhubschrauber in Schwaz wurden drei weitere Helikopter angefordert, so das Land am Montag in einer Aussendung. Am Montag wurden Erkundungsflüge durchgeführt. Auch eine Expertengruppe in Absam wurde in Bereitschaft gesetzt.

Lawinenverbauungen zeigen Wirkung

Der Leiter der Wildbach- und Lawinenverbauung, Gebhard Walter, sagt, dass die Verbauungen auch derzeit genug Aufnahmekapazität hätten. "Die Schutzbauten der Wildbach- und Lawinenverbauung zeigen derzeit volle Wirkung und wir können optimistisch auf die nächsten Tage blicken“, so Walter.

Auf extreme Situation einstellen

Wenn es wie angekündigt weiterschneit, müssen sich Teile Tirols auf massive Einschränkungen vorbereiten, so Mair: „Skitourengehen, Variantenfahren, das alles kann man in den nächsten Tagen vergessen. Man sollte sich für die nächsten Tage darauf einstellen, dass möglicherweise exponierte Verkehrswege und Täler gesperrt werden müssen. Es ist absolut damit zu rechnen, dass man aus vielen Seitentälern ein paar Tage nicht mehr heraus- oder hineinkommt.“

Felbertauernstraße Sperre

ORF/Hippacher

Die Felbertauernstraße bleibt vorerst gesperrt.

Straßensperren werden Thema bleiben

Bereits am Wochenende mussten zahlreiche Straßen wegen Lawinengefahr gesperrt werden. Einige wie der Arlberpass sind mittlerweile wieder befahrbar, andere wie die Seefelder Straße bei Scharnitz bleiben zu. Und auch die Felbertauernstraße bleibt noch bis mindestens Dienstag 8.00 Uhr gesperrt. Die zuständige Lawinenkommission wird die Situation dann neuerlich beurteilen - mehr dazu in Keine Ende der Schneefälle in Sicht.

Schlimme Erinnerungen werden wach

Bei den Einsatzkräften werden in diesen Tagen schlimme Erinnerungen wach. Denn solch eine Zuspitzung der Wettersituation habe es zum letzten Mal vor 20 Jahren gegeben. Im Februar 1999 sind in Galtür und Valzur mächtige Lawinen abgegangen, bei denen 38 Menschen ums Leben kamen.

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