2018 war ein Rekordwetter-Jahr

Im Jänner 2018 ist in Tirol so viel Schnee wie noch nie seit Beginn der Wetterauszeichnungen gefallen. Es gab auch noch nie so viele sommerliche Tage und so viel Niederschlag innerhalb kurzer Zeit wie heuer.

Es gab 2018 außergewöhnlich viele Sommertage, außergewöhnliche Trockenheit von April bis Oktober und leider auch außergewöhnliche Niederschlagsmengen innerhalb kürzester Zeit.

Unwetter Osttirol

zeitungsfoto.at

Groß waren die Schäden nach dem Unwetter im Herbst in Osttirol

Jahrhunderniederschlag in Osttirol

Herausragend ist der Jahrhundertniederschlag, der Osttirol Ende Oktober heimgesucht hat. Nach monatelanger Trockenheit ist innerhalb von drei Tagen so viel Regen gefallen, wie sonst in drei Monaten - mehr dazu in . In der Nacht auf den 30. Oktober hat es durchgehend so geschüttet wie sonst nur bei kurzen Gewittergüssen. In Nikolsdorf sind innerhalb von drei Tagen 350 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. Laut Auswertung des Hydrografischen Dienstes war die Regenintensität jener ähnlich, die Osttirol 1965 und 1966 erlebt hat. Wie außerordentlich dieses Mittelmeertief gewütet hat, zeigen auch die Waldschäden in Osttirol, in Südtirol und in Kärnten. Die Experten der ZAMG gehen hier von einem Jahrhundertereignis aus - mehr dazu in Osttirol: 810 Haushalte ohne Strom.

Unwetter Stanzertal

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In Pettneu stand das Gewerbegebiet unter Wasser

Ein weiteres Niederschlagsereignis hat nicht einmal eine Stunde gebraucht, um großen Sachschaden anzurichten. Am späten Nachmittag des 1. August folgten dem heißesten Tag des Jahres im Nordtiroler Oberland heftige Gewitter. Sie brachten Hagel und bisher nicht gekannte Regenintensität. Innerhalb kürzester Zeit dürften rund um Pettneu bis zu 90 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen sein. Um eine Einordnung zu geben: Ein durchschnittlicher Gewitterregen bringt 10 bis 20 Liter. Auch hier ist von einem Jahrhundertereignis auszugehen - mehr dazu in Schwere Unwetter im Arlberg-Gebiet

Trocken Wiese

ORF

Die Wiesen waren ausgetrocknet, es fehlte an Futter für die Tiere

Trockenheit macht vor allem Bauern zu schaffen

Das andere Extrem hat Tirol 2018 auch erlebt: eine teilweise extreme Trockenheit. Osttirol hat im Juni nur ein Drittel des normalen Niederschlags bekommen, das Außerfern und das Nordtiroler Oberland im Juli bzw. im August gerade einmal die Hälfte. So trocken wie heuer war es in der Zeit zwischen April und September seit Beginn der Aufzeichnungen vor nunmehr 252 Jahren noch nie - mehr dazu in Früher Almabtrieb wegen Trockenheit.

Erfreulicheres gibt es auch zu berichten: Noch nie hat Tirol einen so milden aber auch extrem schneereichen Jänner gesehen. Was folgte war ein außergewöhnlich kalter Februar - auf den Bergen war es der kälteste seit Beginn der Messungen. Auch der März war noch ein bisschen kälter als normal.

Schnee im Paznauntal in Valzur bei Ischgl

APA/Franz Jäger

Lange musste dieser Mann im Jänner in Ischgl schaufeln, um sein Auto aus dem Schnee auszugraben

Rekordwerte alle innerhalb der letzten fünf Jahre

Ab Anfang April gab es badetaugliche Temperaturen - am 20. April wurden beispielsweise in Jenbach 29,4 Grad gemessen. Dem zweitwärmsten April seit Beginn der Aufzeichnungen folgten weitere außergewöhnlich warme Monate. Insgesamt gab es doppelt so viele Sommertage wie normalerweise. Die höchsten Temperaturen blieben aber zwei Grad unter den Rekordwerten, die alle im Laufe der letzten fünf Jahre zu verzeichnen sind.

Was wir heuer erlebt haben beschreibt der Schweizer Wetterdienst ungewohnt emotional: Was in den 1970er und 1980er Jahren als außergewöhnlich gegolten hat, wird immer mehr zum Normalfall. Wir werden uns an immer mehr Sommertage (Tage mit über 25 Grad), aber auch an mehr Hitzetage (Tage mit über 30 Grad) gewöhnen müssen. Wir müssen zunehmend heftigere Niederschläge über uns ergehen lassen, genauso wie die chaotische Abfolge von schneereichen, gefolgt von schneearmen Wintern.

Erhard Berger; tirol.ORF.at