Vom Lehrbub zum Manager bei Facebook

Der 29-jährige Ötztaler Lucas Frischmannhat den Slogan „Karriere mit Lehre“ auf internationale Art umgesetzt. Er machte in Innsbruck eine Lehre als Mediendesigner, jetzt ist er Manager eines eigenen Teams bei Facebook in Kalifornien.

Lucas Frischmann sieht aus, wie junge Manager im Silicon Valley aussehen: Pullover, Jeans, Sneakers. Sein Arbeitgeber Facebook legt keinen Wert auf Anzug und Krawatte – die trägt auch der jetzt schon legendäre Facebook-Chef selbst nicht: Mark Zuckerberg tritt niemals anders als im grauen T-Shirt auf. „Die ganze Facebook-Kultur ist auf Mark aufgebaut“ erzählt Lukas Frischmann, „er hat den selben Schreibtisch wie ich, den selben Sessel wie ich, es gibt keine Hierarchien bei Facebook.

In der Cafeteria mit Mark Zuckerberg

Mark kommt auch wie alle in die Cafeteria und holt sich sein Essen selber. Einziger Unterschied: Seine Sicherheitsleute sind dabei. Aber die nimmt man gar nicht wahr“ sagt Lucas Frischmann. Seit Sommer 2017 leitet er eigenes Team zur Qualitätssicherung von Facebook. Codes, die den ungehinderten und problemfreien Zugang zu Facebook ermöglichen, müssen erprobt und geprüft werden.

Lucas Frischmann und Elmar Frischmann

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Seine Karriere startete Lucas Frischmann ín der Agentur seines Bruders Elmar

Trotz seiner jungen 29 Jahre ist der Ötztaler schon seit 15 Jahren in der Branche. In der Werbeagentur seines Bruders Elmar in Innsbruck absolvierte er eine Lehre zum Mediendesigner. Danach ging es gleich zu einer „Google“-Partnerfirma nach München, später zur Social-Media-Plattform „Twitter“ in die irische Hauptstadt Dublin. Dort machte er den Sprung zu Facebook. Vor knapp eineinhalb Jahren holte die Firma ihn ins Hauptquartier nach Kalifornien.

Ein Disneyland für Erwachsene

Dort am Campus im berühmten Silicon Valley ist vieles anders als an heimischen Arbeitsplätzen, erzählt Lucas Frischmann: „Das ist ein ganz anderes Leben. Ich sage immer, es ist Disneyland für Erwachsene. Es sind Restaurants, Bars, Cafes da, es gibt Friseure, man kann sich massieren lassen, fast vergisst man aufs Arbeiten“ scherzt der junge Ötztaler. „Ob auf dem Campus oder von zuhause aus gearbeitet wird, Facebook kontrolliert das nicht. Jeder hier bringt die nötige Selbstdisziplin mit“ schildert Lucas Frischmann den Arbeitsalltag bei dem Unternehmen, das laut einer jüngsten Studie zu den sieben wertvollsten der Welt zählt.

Lucas Frischmann

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Selbstdisziplin ist laut Lucas Frischmann wichtig bei der Arbeit im Silicon Valley

An die Unterschiede zwischen der US-amerikanischen und der Tiroler Mentalität musste sich der Ötztaler erst gewöhnen. „Zum Beispiel bei einem Feedback – der Österreicher sagt dir direkt, was Sache ist. In Amerika musst du lernen, zwischen den Zeilen lesen und herausfinden, was derjenige meint. Am Anfang war das für mich sehr schwierig, ich habe dann aber gute Mentoren gehabt, die mich geschult haben.“

Ein Studium hätte seinen Karriereweg vereinfacht, glaubt Lucas Frischmann. „Bei Bewerbungsgesprächen kannst du zum Beispiel keinen Titel angeben. Du musst dann eben Zusatzausbildungen gemacht haben, Kurse und Schulungen über die Lehre hinaus. Dann geht das. Ich würde auch heute nicht studieren, weil ich eben gerne arbeite. Ich konnte Berufspraxis in der IT-Branche vorweisen, andere ‚nur‘ ein fertiges Studium.“

Berufspraxis statt Studium

In der IT-Branche will Lucas Frischmann auf alle Fälle bleiben. Gemeinsam mit seiner Ötztaler Frau fühlt er sich in Kalifornien wohl. „Nur die Tiroler Natur geht mir ein bisschen ab. Ich fliege viel in der Welt herum – im Flieger starren alle immer auf ihre Handys. Wenn du hier in Innsbruck landest, dann schauen aber immer alle hinaus. Der Blick auf die Berge ist einfach faszinierend.“

Von seinem Ötztaler Dialekt hören wir übrigens im Interview fast nichts. Wohin ist der verschwunden? Lucas Frischmann schmunzelt: „Es ist mir immer schwer gefallen, zwischen Ötztalerisch und hochdeutsch zu wechseln – also habe ich mich für’s Hochdeutsche entschieden. Aber der Dialekt ist noch da, auch mit meiner Frau in Kalifornien wird nur Ötztalerisch gesprochen. Das versteht dann eben nur sie. Aber“ grinst er, „das kann ja manchmal auch ein Vorteil sein.“

Sybille Brunner; tirol.ORF.at