Strafen für vergessene Arztvisiten kommen

Der Südtiroler Gesundheitsbetrieb will die Wartezeiten für fachärztliche Leistungen verkürzen. Eine der vorgesehenen Maßnahmen ist dabei ab Jänner ein Bußgeld in Höhe von 35 Euro für nicht wahrgenommene Arzttermine.

Die Wartezeiten für fachärztliche Visiten an den Südtirolern Krankenhäusern sind nämlich äußerst lang. Im Schnitt warten Patienten in Bozen über 80 Tage auf eine Untersuchung. In Meran sind es 53 Tage, in Brixen 50 Tage. Für nicht-dringende Leistungen muss man in Südtirols Krankenhäusern sogar über 200 Tage an Wartezeit in Kauf zu nehmen - etwa für die Dermatologie. Maßnahmen wie ein zentral verwaltetes Vormerksystem haben in den letzten Monaten bereits für eine leichte Entspannung der Situation gesorgt.

Visiten: termin absagen

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Ein neues Onlineportal soll das Absagen von Arztterminen leichter machen

Zur Kasse, bitte!

Etwa 15 Prozent der vorgemerkten Visiten im Südtiroler Sanitätsbetrieb werden ohne Absage nicht wahrgenommen. „Dies ist mit einer der Gründe, wieso die Wartezeiten in die Höhe schnellen“, betont Generaldirektor Florian Zerzer. „Daher müssen die Bürger ab sofort zahlen, wenn sie nicht erscheinen“, so der Direktor weiter.

Ab dem 1. Jänner 2019 wird den Patienten, die vorgemerkte Termine nicht absagen, eine Verwaltungsstrafe von 35 Euro auferlegt, wenn sie diese nicht wahrnehmen. Die Absage muss mindestens zwei Tage vor dem Vormerkdatum erfolgen. Auch Personen mit Ticketbefreiung bekommen einen Strafbescheid zugeschickt. In erster Linie gilt dies für Vormerkungen bei fachärztlichen Visiten, Erstzugänge für diagnostische Leistungen oder bei vereinbarten Therapieplänen, Kontrollvisiten und selbst vorgemerkten Impfungen.

Visiten: Aufnahme

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Wer verhindert ist, soll Visiten rechtzeitig absagen und anderen Vortritt lassen

Erinnerung via Telefon

Der Sanitätsbetrieb wird ab Jänner mittels Aushängen in den Krankenhäusern auf die neuen Praktiken hinweisen. Zusätzlich wird ein neuer Dienst aktiviert, der es den Patienten ermöglicht, einen Termin noch leichter zu streichen. Mittels automatisierten Anrufs werden die Bürger eine Woche vor dem vereinbarten Datum an die anstehende Visite erinnert. Bereits in diesem Moment kann die Bestätigung oder Verwerfung erfolgen. Bis innerhalb zwei Tage vor dem Termin ist die Absage kostenlos.

Auch im Netz kann auf das Vormerksystem zugegriffen werden. Auf der Internetseite des Gesundheitsdienstes wird derselbe Service angeboten wie über den Telefonanruf. Genauso können sich die Bürger wie bisher an die Vormerktelefone der Krankenhäuser wenden. Je eher eine Absage gemacht wird, desto leichter können Termine koordiniert werden. Der Südtiroler Gesundheitsdienst erwartet sich durch dieses neue System mehr Effizienz und eine Verkürzung der Wartezeiten.

Visiten: augen

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Visiten der Augenheilkunde können in jedem beliebigen Krankenhaus erfolgen

Erleichterte Vormerkung

Das Vormerken von Terminen wird ab sofort auch verbessert. Der Patient erfährt sofort, ob er für dieselbe Leistung in einem anderen Krankenhaus im Land schneller an die Reihe käme und kann sich dort einen Termin geben lassen. Das gilt ab Jänner 2019 für zehn Fachbereiche, wie die Kardiologie, die Dermatologie, die Urologie oder auch die Augenheilkunde. Für die Zukunft ist außerdem ein einheitliches Callcenter geplant, das über die Gesamtsituation der Termine in ganz Südtirol Auskunft geben kann.

Eine Annullierung der Strafe ist übrigens auch vorgesehen. Die kann in Ausnahmefällen im Nachhinein erlangt werden. So kann bei einem eigenen Krankenhausaufenthalt oder eines näheren Verwandten eine Beschwerde eingereicht werden. Auch die Geburt des eigenen Kindes, Unfälle oder Todesfälle in der Familie gelten als Ausnahmen. Treffen diese zu, muss kein Bußgeld bezahlt werden.