Ein Jahr nach Weihnachtswunder in Vals

Am Heiligen Abend im Vorjahr sind im Valsertal (Bezirk Innsbruck-Land) 120.000 Kubikmeter Gesteinsmaterial ins Tal gestürzt. Wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt. Angst und Unsicherheit sind in Vals nach wie vor spürbar.

Innerhalb weniger Sekunden brachen im Vorjahr am 24. Dezember 117.150 Kubikmeter Gesteinsmaterial aus. Das entspricht einer Menge von 15.000 Lkw-Ladungen, die in wenigen Sekunden ins Tal gedonnert sind - mehr dazu in Vals: 117.000 Kubikmeter Fels ausgebrochen. Die Straße wurde bis zu zehn Meter hoch und 150 Meter breit verschüttet.

Klaus Gatt erlebte den Felssturz im Vorjahr unmittelbar mit. Er wohnt direkt neben der Straße, die durch die Steinmassen verschüttet wurde. Er war zum Zeitpunkt des Felssturzes mit Arbeiten in seinem Stall beschäftigt, als er ein Rumpeln vernahm, schilderte der Bauer.

Orkanartiger Felssturz

Für ihn hörte sich der Felssturz zuerst wie ein Schneepflug und dann wie ein Orkan an, erinnerte sich Klaus Gatt an das Felssturz.

Angst und Unsicherheit bei Anrainern

Da er in unmittelbarer Nähe wohne, sei er den Anblick des Gesteinsabbruches zwar mittlerweile einigermaßen gewohnt. Doch die Unsicherheit, wie es weitergehe, sei bei ihm durchaus vorhanden, so Gatt. Man könne nicht sicher sagen, ob noch einmal etwas vom Berg herunterkomme.

Er habe im Vorjahr am 24. Dezember ein leises, dumpfes Grollen vernommen. Dabei habe er an ein mittleres Erdbeben gedacht, erinnerte sich Friedrich Wieser. Da auch er in unmittelbarer Nähe des Absturzstelle wohnt, schaue er zwangsläufig jeden Tag den Berg hinauf.

“Hoffentlich kommt nichts runter“

Ab und zu höre er Steine herunterfallen, daher komme immer wieder ein Angstgefühl bei ihm auf, so Wieser.

Vorerst Schutz durch provisorischen Damm

Personen kamen damals nicht zu Schaden, allerdings wurden mehrere Weiler der Gemeinde Vals von der Außenwelt abgeschnitten. Nur wenige Minuten vor dem Felssturz hatten mehrere Kinder die Stelle auf dem Rückweg von der Christmette passiert. Bürgermeister Klaus Ungerank und LH Günther Platter (ÖVP) sprachen daher von einem Weihnachtswunder.

Rund 150 Dorfbewohner waren bis zur Öffnung eines Notweges eingeschlossen. Zudem mussten zahlreiche Häuser in der Gefahrenzone evakuiert werden. Zwei Häuser wurden über längere Zeit durch Panzersperren vorübergehend gesichert, nun schützt sie ein provisorischer Damm.

Felsturz Vals

ORF

Ein provisorischer Damm schützt seit einigen Monaten dieses Haus

Suche nach sicherer Lösung für Zukunft

Nach dem Felssturz vor einem Jahr wurden verschiedene Messsysteme installiert, um Bewegungen am Hang festzustellen. Derzeit sei der Hang ruhig, es seien keine größeren Bewegungen verzeichnet worden. Wie sich die Situation im Winter entwickle, sei jedoch offen, erklärte Landesgeologe Gunther Heißel. Das Monitoring mache es jedenfalls möglich, auf negative Entwicklungen umgehend zu reagieren.

Wenn erneut eine Sperre der Valserstraße notwendig wird, wird der Verkehr wie bereits im vergangenen Winter umgeleitet. Diese Ersatzstraße wurde mit zusätzlichen Ausweichen versehen und ist zudem an einigen Stellen mit Leitschienen abgesichert.

Straßenverlegung mit Schutzdämmen

Der Grund für die bisher noch nicht erfolgte Umsetzung einer dauerhaften Lösung für die gefährdeten Häuser liege an der Verzögerung bei dem Flurbereinigungsverfahren. Ende November wies das Landesverwaltungsgericht die Beschwerden der Grundeigentümer, die ihre Flächen nicht für eine Neutrassierung der Straße zur Verfügung stellen wollten, ab. Damit ist das Agrarverfahren nun rechtskräftig eingeleitet.

Die Straße soll künftig auf einem vier Meter hohen Damm geführt werden und zusätzlich näher am Bach entlang führen. Außerdem sollen zwei acht Meter hohe Schutzdämme für zusätzliche Sicherheit vor Stein- und Schneemassen sorgen, erklärte Bürgermeister Klaus Ungerank. Ihm sei bekannt, dass vor allem die unmittelbaren Anrainer mit dieser Lösung zufrieden seien, andere würden eine Tunnelvariante bevorzugen.

Am Berg selbst fordern die betroffenen Anrainer und Bürgermeister Ungerank zusätzlich Schutz durch eine Lawinenverbauung.

Felssturz Vals

ORF

Als Bürgermeister wünsche er sich nicht allzuviel Schnee in diesem Winter, denn man habe sich darauf verständigt, dass es ab einem halben Meter Neuschnee für diese provisorische Lösung kritisch werde. Doch er sei auch begeisterter Tourengeher, daher habe er als Privatperson nichts gegen mehr Schnee.

Lieber wenig und zugleich viel Schnee

Als Bürgermeister wünsche er sich möglichst wenig Schnee, als Privatperson freue er sich aber über viel Schnee, so Bürgermeister Klaus Ungerank.

Bei Kälte arbeitet der Fels

Es schwinge die Angst mit, dass bei der Kälte der Fels arbeite und dann werde es kritisch, so Ungerank. Wenn die Messungen Schwankungen zeigen würden, dann müsse man so wie bei vielem Neuschnee die Valserstraße sperren. Die Umfahrung sei für alle Beteiligten unangenehm, da hier beispielswiese auch kein öffentlicher Bus fahren könne und für Schulkinder umständlich Ersatzlösungen gesucht werden müssten. Außerdem sei der Umfahrungsweg durch zwei Lawinenstriche gefährdet.