Die deutsche Sprache unter der Lupe

Die möglichen Varianten der deutschen Grammatik haben Forscher analysiert und niedergeschrieben. So ist beispielsweise in Westösterreich „die E-Mail“ üblicher, in Ostösterreich wird öfter „das E-Mail“ gesendet.

Deutsch gesprochen wird in Österreich, in Deutschland, in der Schweiz, im Fürstentum Liechtenstein, in Belgien, Luxemburg und in Südtirol. Je nach Land oder Region finden sich allerdings sprachliche Varianten des Deutschen, die von unterschiedlichem Wortschatz bis hinein in die Grammatik reichen. Ein Online-Nachschlagewerk mit mehr als 1.300 Einträgen gibt nun Einblick in die enorme Vielfalt der deutschen Standardsprache.

„An Weihnachten“ oder „zu Weihnachten“?

Wird im Deutschen beispielsweise ein Feiertag wie Weihnachten oder Ostern als Zeitpunkt genannt, können davor die Präpositionen „an“ oder „zu“ verwendet werden, führte eine Projektmitarbeiterin ein Beispiel an.

Während das Vorwort „zu“ in Norddeutschland und Mitteldeutschland wie auch in Westösterreich immerhin mehrheitlich verwendet wird, findet man im Rest von Österreich im geschriebenen Deutsch fast ausnahmslos „zu Weihnachten“ oder „zu Ostern“. In der Schweiz, Süddeutschland oder Luxemburg wird hingegen mehrheitlich „an Weihnachten“ verwendet.

„Das E-Mail“ und „die E-Mail“

Weihnachtsgrüße werden zunehmend auf elektronischem Weg verschickt. Ob sich die Adressaten über „das E-Mail“ oder „die E-Mail“ freuen, hängt davon ab, wo sie wohnen: In Deutschland und in deutschsprachigen Teilen Belgiens ist fast ausnahmslos die feminine Variante - „die E-Mail“ - im Gebrauch. Sie wird auch in Südtirol, Westösterreich, Liechtenstein und Luxemburg mehrheitlich verwendet, hat das von der Universität Zürich koordinierte trinationale Wissenschafterteam beispielsweise herausgefunden. In Ostösterreich und der Schweiz wird hingegen mehrheitlich die Variante "das E-Mail "gebraucht.

Mailen

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Schickt man ein oder eine E-Mail?

Über den Advent(s)kranz

„Der Rinderbraten“ – dabei handelt es sich grammatikalisch gesehen um eine Zusammensetzung von eigenständigen Hauptwörtern mit einer „er-Fuge“ - tritt in dieser Form mehrheitlich in Deutschland auf.

In Österreich werden „Rind-er“ und „Rind-s“ etwa ähnlich häufig verwendet, in Mittel- und Südostösterreich treten allerdings mehrheitlich Zusammensetzungen mit „s-Fuge“ auf. Die weihnachtlichen Kränze oder Märkte kommen hingegen hauptsächlich in Österreich und Südtirol ohne „s“ aus.

Adventkranz

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Adventkranz ohne „s“ aber mit Kerzen

Online-Nachschlagewerk mit über 1.300 Einträgen

Das Adjektiv „weihnachtlich“ wiederum wird in der Schweiz und Liechtenstein zwar mehrheitlich verwendet, daneben kommt in diesen Ländern auch die Variante „weihnächtlich“ vor. Diese, wie noch tausende weitere Beispiele, die seit dem Jahr 2011 gesammelt und beschrieben wurden, haben die Wissenschafter der Universitäten Zürich, Graz und Salzburg in einem Online-Nachschlagewerk zugänglich gemacht.

Ziel des Projekts sei es gewesen, auf der Basis einer großen Menge an Zeitungstexten aus allen Ländern und Regionen des zusammenhängenden deutschen Sprachgebietes die grammatische Standardvariationen zu erfassen, betonte Anna Thurner vom Institut für Germanistik der Uni Graz.

1,2 Mio Euro in Projekt investiert

Alle dokumentierten Varianten würden zur deutschen Standardsprache gehören und seien gleichberechtigt. So gelte es auch zu akzeptieren, dass man sich im deutschen Sprachraum sowohl „an Weihnachten“ als auch „zu Weihnachten“ einen „Rinderbraten“ oder eine „Rindsroulade“ schmecken lassen könne, ohne grammatikalisch danebenzuliegen.

Schreiben

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Alle Schreibvarianten sind gleichberechtigt, meinen die Sprachforscher

Das Projekt wurde von Forschungsinstitutionen Österreichs, Deutschlands und der Schweiz mit insgesamt 1,2 Millionen Euro finanziert.

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