Wenige Firmen- aber viele Privatpleiten

250 Betriebe sind heuer in Tirol in die Pleite geschlittert. Das ist der tiefste Stand in den letzten 25 Jahren. Im Gegensatz dazu befindet sich die Zahl der Privatinsolvenzen aufgrund einer Gesetzesänderung auf einem Rekordstand.

Um 7,7 Prozent werden die Firmeninsolvenzen heuer in Tirol im Vergleich zum Vorjahr sinken, diese Entwicklung geht aus der aktuellen Hochrechnung für die Insolvenzstatistik hervor, die der Kreditschutzverband am Mittwoch veröffentlichte. Großinsolvenzen blieben aus, das größte Verfahren war heuer die Pleite der TISUN GmbH in Söll mit Verbindlichkeiten in der Höhe von rund sieben Millionen Euro.

Klaus Schaller KSV1870

ORF/Hermann Hammer

Klaus Schaller vom KSV1870

Für 2019 mehr Insolvenzen erwartet

Den niedrigen Stand bei den Insolvenzen führt Klaus Schaller vom Kreditschutzverband auf die momentan sehr positive wirtschaftliche Situation in Tirol zurück. Die Bauwirtschaft floriere, die Exportzahlen der Industrie seien erfreulich, auch der Tourismus und der Dienstleistungssektor würden gute Zahlen liefern. Für 2019 rechnet der Kreditschutzverband aufgrund der vielen Neugründungen allerdings wieder mit etwas mehr Insolvenzen in Tirol, da neue Betriebe erfahrungsgemäß häufiger scheitern als lange am Markt tätige Unternehmen.

Zahl der Privatinsolvenzen in die Höhe geschnellt

Bei den Privatinsolvenzen zeigt sich hingegen ein komplett anderes Bild. Nach Inkrafttreten der neuen Gesetzeslage mit einer vereinfachten Entschuldungsmöglichkeit Ende 2017 kam es heuer zu einem heftigen Anstieg der Schuldenregulierungsverfahren. In Tirol wurden 790 Schuldenregulierungsverfahren verzeichnet. Das sind 241 mehr als im Jahr 2017, das entspricht einem Anstieg um 43,9 Prozent.

Besonders stark fällt die Steigerung bei den in Privatinsolvenzverfahren verzeichneten Verbindlichkeiten aus. Die 162 Millionen Euro stellen einen absoluten Rekordwert dar. Laut dem KSV nutzten durch die Änderung der Gesetzeslage viele hoch verschuldete Personen, welche zumeist ehemalige Unternehmer waren, die Möglichkeit eines Neustarts. Allein in den 20 größten Tiroler Privatinsolvenzverfahren seien insgesamt knapp 50 Millionen Euro von den Gläubigern geltend gemacht worden.