Schulterschluss für die Lehre

Gemeinsam mit den Sozialpartnern wird die Tiroler Landesregierung kommendes Jahr eine Imagekampagne gegen den Fachkräftemangel starten. Dabei soll künftig auch bei der Bildungsberatung in Schulen angesetzt werden.

Rund 10.700 Lehrlinge gibt es aktuell in Tirol, in etwa gleich viele als im Vorjahr. Der Rückgang an sich ist aber „eklatant“, unterstrich Landeshauptmann Günter Platter (ÖVP) nach der Regierungssitzung am Dienstag. Gemeinsam mit Wirtschafts- und Arbeiterkammer hat die schwarz-grüne Landesregierung deshalb Maßnahmen präsentiert, um den Lehrberuf an sich zu attraktivieren. Dazu gehören etwa auch eine gezieltere Berufsinformation für Schüler und Eltern sowie eine Fachkräfteanalyse.

„Wir haben ein Imageproblem“

Nicht nur im Tourismusbereich habe die Lehre ein Imageproblem, sondern allgemein, so Platter. Es sei das Verständnis nicht gegeben, dass Jugendliche auch mit einer Lehre alle Chancen, gute Verdienst- und Weiterentwicklungsmöglichkeiten hätten, ist er sich mit seiner Stellvertreterin Ingrid Felipe (Grüne) einig. In der siebenten Schulstufe soll deshalb im neuen Jahr ein verpflichtender und kostenloser Interessenscheck eingeführt werden.

Viele Schüler fühlen sich hinsichtlich Bildungs- und Berufswahl vor allem in der AHS Unterstufe unzureichend informiert, betont Bildungslandesrätin Beate Palfrader (ÖVP). Zudem soll im Rahmen der Imagekampagne auch gezielt bei der Elternberatung angesetzt werden.

Für AMS-Geschäftsführer Anton Kern ist entscheidend, „dass man klar erkennt hat, dass die Berufswahl keine punktuelle Sache ist, sondern ein Prozess“. Die zusätzlichen Angebote, wie etwa der Interessencheck seien durchaus positiv zu werten.

Schulterschluss für Lehre

Land Tirol/Kathrein

Anton Kern (Geschäftsführer AMS Tirol), Christoph Walser (Präsident WK Tirol), LR Patrizia Zoller-Frischauf, LHStv. Ingrid Felipe, LH Günther Platter, LR Beate Palfrader, Erwin Zangerl (Präsident AK Tirol) und Roland Teißl, Lehrlingskoordinator des Landes Tirol

Starkes gemeinsames Zeichen für die Lehre

Gemeinsam soll es gelingen das ganze Jahr über für die Lehre zu sensibilisieren. Auch Klein- und Mittelbetriebe sollen für Lehrlinge attraktiver werden, was unter anderem mit einer Fachkräfteanalyse bzw. einem Fachkräftecheck gelingen soll, betont Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf (ÖVP), die am Dienstag dazu auch einen Regierungsantrag eingebracht hat.

Es sei ein guter Tag für die Lehre und die Sozialpartnerschaft in Tirol, sagt Arbeiterkammer Erwin Zangerl, der wie Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser das Gemeinsame hervorhob. Künftig gehe es darum, in der Sache weiter zu kommen und nicht um einen Wettbewerb zwischen den Sozialpartnern und dem Land, wer schneller und besser sei, so Walser. Der Zusammenschluss kommt rechtzeitig, ist sich Tirols Landeschulrat für Berufsschulen, Roland Teißl, sicher. Imageprobleme seien immer schwer zu lösen. Es gehe in erster Linie um eine Bewusstseinsbildung, dass die Lehre nicht besser oder schlechter sei als eine höherwertige Ausbildung.

ÖGB erfreut über Lehrlingsinitiative

Der ÖBG Tirol zeigt sich erfreut über den Beschluss der schwarz-grünen Landesregierung zur Fachkräfteförderung. Der Vorsitzende Philip Wohlgemuth sieht viele Gewerkschaftsvorschläge darin umgesetzt, wie etwa die frühe Berufs- und Bildungsorientierung oder Kompetenzchecks. Die Lehre dürfte keinesfalls als Ausweg gesehen werden, sondern öffnet sehr viele Chancen für die Zukunft, sagt Wohlgemuth.

Eine Erhöhung der Lehrlingsentschädigung, leistbare Mobilität und die Verlagerung der Lehrabschlussprüfungen in die Berufsschulen seien weitere Maßnahmen zur Attraktivierung der Lehre, aber ein ganz wesentlicher Schritt sei bereits am Dienstag gesetzt worden.