„Sexualisierte Gewalt“ in Skihauptschule
Die Vorsitzende der Kommission, Andrea Wibmer-Stern, bestätigte gegenüber dem ORF Tirol einen Bericht der „Tiroler Tageszeitung“. Bezüglich der Skihauptschule Neustift spricht der Bericht auch von Grenzüberschreitungen. Die Kommission bestätigte zugleich, dass sich Betroffene damals gemeldet hätten. Diese Meldungen sind vor Jahrzehnten aber offenbar innerhalb der Landesverwaltung versandet. Im Zusammenhang mit dem Skigymnasium Stams hätten sich Meldungen bestätigt, wonach es zu Übergriffen unter Schülern mit dem berüchtigten „Pastern“ gekommen sei.
13 Meldungen an Erstanlaufstelle
Insgesamt seien 13 Meldungen von Betroffenen in Tirol bei der Erstanlaufstelle für Opfer in Landeseinrichtungen eingegangen. Acht davon betrafen Neustift, vier das Skigymnasium Stams, eine bezog sich auf einen Sportverein. Nicht alle Betroffenen seien in der Folge aber bereit gewesen, mit der Kommission des Landes zusammen zu arbeiten, sagte deren Leiterin Andrea Wibmer-Stern. Es habe nämlich parallel auch Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegeben.
ORF
Für die Leiterin der Kommission haben sich bei den Ermittlungen auch strukturelle Defizite gezeigt. Schüler in der Skihauptschule Neustift seien etwa in doppelter Hinsicht abhängig gewesen: zum einen innerhalb des Schulsystems, zum anderen beim Training. Nachwuchssportler würden versuchen, ihren Trainern zu entsprechen. Das sei durchaus auch Nährboden für die festgestellte sexualisierte Gewalt gewesen, bestätigte Wibmer-Stern.
Prävention im Mittelpunkt
Die Experten wollen die Aufarbeitung der Vergangenheit zugleich als Empfehlung für die Zukunft verstanden wissen. Daher liege der Schwerpunkt des Berichts, dessen Inhalt vertraulich sei, um kein Persönlichkeitsrecht zu verletzen, auch auf Empfehlungen für die Zukunft. Im Mittelpunkt stehe die Prävention, die strafrechtliche Klärung der Vorfälle hingegen obliege den Gerichten. Der Akt sei auch an die Staatsanwaltschaft übermittelt worden. Die Staatsanwaltschaft erklärte auf Anfrage von ORF Tirol, der Endbericht der Kommission decke sich mit den eigenen Ermittlungen. Für weitere rechtliche Schritte müsse eine Überprüfung durch das Justizministerium derzeit abgewartet werden.
Die zuständigen Landesräte, Josef Geisler und Beate Palfrader (beide ÖVP) erklärten am Sonntag, sie sehen es als Aufgabe der Politik, Verantwortung für die Vergangenheit zu übernehmen und solche Übergriffe in Zukunft zu verhindern. Die Aufarbeitung ins Rollen gebracht hatte die ehemalige Tiroler Skirennläuferin Nicola Werdenigg. Diese hatte im November des Vorjahres in Interviews sexuelle Übergriffe und Machtmissbrauch im Skisport öffentlich gemacht und damit eine breite öffentliche Diskussion losgetreten.