Landesgeologe Heißel geht in den Ruhestand
Als Heißel 1989 als Landesgeologe begann, war er noch sein eigener Chef, jetzt steht er einem siebenköpfigen Geologenteam vor. Vor seiner Zeit als Landesgeologe arbeitete Heißel unter anderem beim Tunnelbau für die Schnellfahr-Bahnstrecken in Deutschland. Wie er selbst sagt, hat er sich dort beim Tunnelvortrieb für den längsten Bahntunnel Deutschlands durch genau eintreffende Prognosen einen fast legendären Ruf erarbeitet.
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Vater war Geologieprofessor
Die Geologie wurde Heißel in die Wiege gelegt. Sein Vater Werner Heißel war ein bekannter Geologe, der zuerst an der Geologischen Bundesanstalt in Wien beschäftigt war und ab 1958 Professor für Geologie und Paläontologie an der Universität Innsbruck wurde.
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Gunther Heißel beschreibt seinen Vater als Vollblutgeologen. Manchmal nahm er seinen Sohn auch ins Gelände mit, dabei habe er gelernt, dass die Arbeit vor Ort der Schlüssel für den Erfolg als Geologe ist. Dennoch war es für Gunther nicht selbstverständlich, Geologie zu studieren, er hab sich auch gut vorstellen können, Geschichte oder Englisch zu studieren.
Geologie-Studium war spontane Entscheidung
Als es zum Studienbeginn dann doch eine Entscheidung gebraucht hat, habe er sich eher spontan für Geologie entschieden, was seinen Vater zuerst sogar verwundert habe. Im Studium beschäftigte sich Heißel vor allem mit der Geologie der Nördlichen Kalkalpen und mit Hydrogeologie, also den Einfluss der Geologie auf das Wasser.
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Im Landesdienst musste Heißel immer einsatzbereit sein, wenn es irgendwo im Land Felsen auf eine Straße donnerten oder rutschende Hänge Häuser bedrohten. An seinen ersten großen Einsatz erinnert sich Heißel noch gut. Es war kurz vor Weihnachten 1989, er wollte zum ersten Mal mit Frau und Kindern ins Landestheater gehen. Bei der Garderobe ereilte ihn ein Ruf der Landeswarnzentrale und war darauf 48 Stunden im Dauereinsatz. Damals war es im Bezirk Innsbruck-Land durch extremen Regen und Schneefall zu chaotischen Situationen gekommen, zwei Menschen kamen dabei ums Leben.
Auch gefährliche Momente
Nicht immer waren die Einsätze als Landesgeologe ungefährlich, davon zeugt etwa ein privates Video, in dem eine Lawine aus abstürzenden Fels- und Eismassen in den Ötztaler Alpen auf das Team der Landesgeologen zuschießt. Glücklicherweise kam sie aber noch vor den Geologen zum Stillstand.
Lawine raste auf Geologen zu
Im Juni 2007 stürzte eine große Lawine aus Fels- und Eismassen von der Bliggspitze in den Ötztaler Alpen und verschonte gerade noch ein Team der Tiroler Landesgeologen.
In seiner Arbeit als Landesgeologe beschäftigte sich Heißel auch mit grundsätzlichen geologischen Fragen, etwa mit dem Aufbau der Nördlichen Kalkalpen. Als er vor wenigen Jahren die These verkündete, der Fernpass sei in erster Linie Gipskarst- und nicht Bergsturzgebiet, erntete er Kritik von Geologenkollegen der Universität Innsbruck, manche warfen ihm auch vor, unwissenschaftlich unterwegs zu sein. Heißel sagt heute dazu, es sei für ihn kein Beinbruch, wenn jemand eine andere Meinung vertrete, gestört habe ihn aber die Art der Diskussion, dass es nicht erlaubt sei, etwas abseits von der vorherrschenden wissenschaftlichen Meinung zu vertreten.
Seinen Geologenhammer wird Heißel auch im Ruhestand nicht ganz aus der Hand geben. So will er weiterhin für das alljährlich im Herbst stattfindende Geoforum Umhausen da sein und noch die eine oder andere geologische Arbeit publizieren.
Hermann Hammer; tirol.ORF.at