Ein Skistar wird 80 Jahre alt

In seiner 17-jährigen Karriere hat Karl Schranz rund 150 Siege gefeiert. Er wurde Weltmeister und Weltcupsieger, allerdings durfte er nie über einen Sieg bei den Olympischen Spielen jubeln. Am Sonntag wird der St. Antoner 80 Jahre alt.

Der Traum von Olympia-Gold blieb für Karl Schranz unerfüllt. Bei den Winterspielen in Innsbruck 1964 holte er Silber im Riesentorlauf, vier Jahre später stand er in Grenoble kurze Zeit sogar als Slalom-Olympiasieger fest. Nachträglich wurde er aber doch disqualifiziert.

Als Favorit 1972 zu Olympia gereist

Zu den Olympischen Winterspielen 1972 in Sapporo reiste Schranz als Abfahrts-Favorit, wurde aber kurz vor dem Rennen wegen des sogenannten „Amateur-Paragraphen“ vom damaligen IOC-Präsidenen Avery Brundage von den Spielen ausgeschlossen. Der damals 33-Jährige hatte zuvor bei einem Benefiz-Fußballspiel ein Trikot mit Werbeaufdruck getragen.

Zurück in Österreich wurde Schranz in Wien von einer riesigen Menschenmenge empfangen und wie ein Olympiasieger bejubelt. Mehr als 100.000 Menschen bereiteten ihm einen triumphalen Empfang in Wien, wo er vom Balkon des Kanzleramtes winkte.

Karl Schranz

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Karl Schranz wird von mehr als 100.000 Menschen gefeiert

„Der Ausschluss tut heute nicht mehr weh, aber es war eine Ungerechtigkeit“, sagte Schranz im Rückblick. Mittlerweile machte er seinen Frieden mit Olympia: „Fast alle IOC-Präsidenten haben sich später entschuldigt.“ Von Juan Antonio Samaranch erhielt Schranz schließlich als Versöhnungsgeste für den Ausschluss von 1972 eine Goldmedaille ehrenhalber.

Nachfolger des dreifachen Olympiasiegers Toni Sailer

Schranz kam in jungen Jahren ins Nationalteam und erkämpfte sich seine Position als „Nachfolger“ des dreifachen Olympiasiegers Toni Sailer mit unbändigem Siegeswillen. Er war hart zu sich selbst, trainierte mehr als die anderen, scheute keine Konfrontation und ging oft „mit dem Kopf durch die Wand“, wie er selbst zugab.

Karl Schranz

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Sieg im Gesamweltcup 1969

Jubeln durfte der St. Antoner in seiner langen Karriere über große Erfolge. Schon bevor 1967 der Weltcup „erfunden“ wurde, gewann er unter anderem viermal die damals bedeutende Arlberg-Kandahar-Kombination, zwei Gesamtsiege im Weltcup (1969 und 1970) folgten. Er war der erste österreichische Skirennläufer, der die große Kristallkugel in Händen hielt. Mit vielen Jahren Abstand folgten ihm dann Hermann Maier (dreifacher Gesamtsieger), Stephan Eberharter (zweifacher Gesamtsieger), Benjamin Raich und zuletzt Marcel Hirscher, der die vergangenen sieben Wertungen im Gesamtweltcup für sich entscheiden konnte.

Zudem war Schranz dreimal Weltmeister – 1962 in Chamonix in Abfahrt und Kombination und 1970 in Gröden im Riesenslalom - und siegte in den Abfahrten in Kitzbühel und Wengen je vier Mal.

Beschleunigung durch Schranz-Hocke vor dem Ziel

Er sorgte aber immer wieder auch für neue Impulse in seinem Sport. Der starke Abfahrer und Riesentorläufer nützte als einer der ersten den Windkanal, fiel ab 1966 mit einem einteiligen Rennanzug auf und beschleunigte auf den letzten Metern vor dem Ziel mit seiner „Schranz-Hocke“.

Karl Schranz

Tourismusverband St. Anton

Karl Schranz beim Kandahar-Abfahrtslauf

„Ich muss gute Gene haben“

Seine lange aktive Laufbahn überstand er ohne Verletzungen. Bei den damaligen Sicherheitsbedingungen sei das beinahe ein Wunder. "Die Pisten waren nur bei den Rennen gut präpariert, Sicherheitsnetze hat es überhaupt nicht gegeben. Nur in Wengen am Hundsschopf war eines, aber das hat ein Loch von einem Meter gehabt, da wäre man durchgepfiffen“, so Schranz.

Künstliche Gelenke an Knie oder Hüfte sind bei älteren Menschen fast schon normal, der frühere Extremskiläufer Schranz kam hingegen ohne Eingriff davon. „Ich bin gut beisammen, ich muss gute Gene haben“, sagte er.

Karl Schranz geht mit geschulterten Skiern am 29. Jänner 1972 zum Training

APA/dpa/engberg

Karl Schranz am 29. Jänner 1972 mit geschulterten Skiern am Weg zum Training

Duzfreund Präsident Wladimir Putin

Seit Jahrzehnten ist Schranz Hotelier in St. Anton. „Die jungen Gäste kennen mich gar nicht mehr“, schmunzelt er. Er selbst kennt allerdings einen der mächtigsten Männer der Welt persönlich. Als Russlands Präsident Wladimir Putin 2001 die Ski-Weltmeisterschaften in St. Anton besuchte, nahm er Privatstunden bei Schranz. „Ich habe ihm den Kurzschwung beigebracht.“ Die Chemie stimmte offensichtlich und Putin bot ihm im Sessellift spontan das „Du“ an.

Karl Schranz und Wladimir Putin

APA/Robert Jäger

Karl Schranz mit Wladimir Putin am Sessellift in St. Anton am Arlberg

Seinen Geburtstag feiert der St. Antoner Eherenbürger bei einem von der Gemeinde ausgerichteten Fest. Der größte Wunsch der Skilegende geht denn auch in Richtung Gesundheit - für seine Familie und sich selbst.