Gedenkreise nach Israel gegen das Vergessen

Die Pogromnacht in Innsbruck vor 80 Jahren ist ein dunkles Kapitel in Tirols Geschichte. Am Freitag ist eine Gedenkreise einer offiziellen Tiroler Delegation nach Israel zu Ende gegangen - mit starker Symbolkraft und bewegenden Begegnungen.

Die Verfolgung und der Tod von Millionen Juden durch die Nationalsozialisten dürfen nie in Vergessenheit geraten. Das wird jedem noch einmal mehr bewusst, dem im Yad Vashem, der großen Holocaustgedenkstätte in Jerusalem, die Vernichtungsmaschinerie der Nazis bis ins Detail vor Augen geführt wird. In unglaublich berührender Art und Weise ist es den Verantwortlichen dort gelungen, den Millionen Opfern jene Identität zurückzugeben, die Hitler, Eichmann und Co. ihnen im 2. Weltkrieg genommen haben.

Gedenkreise Israel

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1,5 Millionen Kinder wurden im Zuge des Holocaust ermordet.

Im Yad Vashem erzählt man die Geschichte der Opfer und macht sie so wieder lebendig, erklärt Jonathan Matthews, ein Pädagoge des Museums. 4,7 Millionen Namen von ermordeten Juden konnten mittlerweile rekonstruiert werden. Die Identitäten von 1,3 Millionen russischer Juden sind noch offen. Aber es gebe auch noch Millionen von Unterlagen und Schriftstücken zum Holocaust, die noch ungelesen sind und aufgearbeitet werden müssen.

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Die Tiroler Delegation bei der Führung durch das Yad Vashem

Kranzniederlegung im Yad Vashem

Bewegt von den Eindrücken im Yad Vashem folgte am Ende des Besuchs eine Kranzniederlegung durch Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) und den österreichischen Botschafter in Israel, Martin Weiss, in der Halle der Erinnerung.

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Kranzniederlegung im Yad Vashem

Die Pogromnacht in Innsbruck war eine der schrecklichsten und es sei wichtig, immer wieder zu thematisieren, wie es den jüdischen Opfern damals ergangenen ist, betonte Landeshauptmann Günther Platter im Zuge der Gedenkreise. Vor allem die Offiziellen hätten hier eine große Verantwortung, die Bevölkerung immer wieder dafür zu sensibilisieren. Platter warnt vor einer Verrohung der Sprache, denn Worte könnten sehr verletzen und seien dann eine Vorstufe der Gewalt.

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Beim ökumenischen Gebet vor der Grabeskirche in Jerusalem

Günther Lieder, Präsident der israelitischen Kultusgemeinde in Innsbruck, zeigte sich von der Reise sehr angetan, hofft aber darauf, dass auch künftige Generationen die Erinnerungskultur beibehalten. Vor allem jungen Menschen empfiehlt er eine Reise nach Jerusalem oder den Besuch der Konzentrationslager in Mauthausen, Dachau oder Auschwitz, weil dort der Schrecken des Holocaust spürbar werde und sich ins Gedächtnis einbrenne.

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Gelebte Ökumene im Zentrum des Glaubens

Bewegende Momente durfte die Tiroler Delegation auch bei einer Wanderung durch das historische Jerusalem erleben. Mit Bischof Hermann Glettler und Superintendent Olivier Dantine wandelte man auf den Spuren Jesu. Neben dem Besuch der Grabeskirche, der fünften Kreuzwegstation und dem armenischen Viertel der Altstadt gedachte man auch an der Klagemauer den Opfern der Pogromnacht in Innsbruck.

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Die Kapelle der 5. Kreuzwegstation, an der Simon von Cyrene Jesu half, das Kreuz zu tragen.

In dieser Nacht vom 8. auf den 9, November gab es in Innsbruck im Vergleich zu anderen Städten des damaligen Deutschen Reichs mit vier Ermordeten überproportional viele Opfer und besonders heftige Ausschreitungen - mehr dazu in Novemberpogrome: Grausame Ausschreitungen. Am Samstag findet in Innsbruck aus diesem Anlass eine offizielle Gedenkfeier statt.

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Die Tiroler Delegation