Konflikt zwischen Gewerkschaft und Plansee
Etwa 850 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen nahmen in den vergangenen Tagen an den Betriebsversammlungen im Außerferner Betrieb Plansee teil. Trotz des Widerstandes der Geschäftsleitung, wie der Österreichische Gewerkschaftsbund Tirol betont.
„Befremdliche Vorgehensweise“
Die Geschäftsleitung habe erstmals für die Dauer der Versammlungen die Lohn- und Gehaltszahlungen verweigert. „In einem solchen Vorzeigeunternehmen ist das total befremdlich und entbehrt jeder gesetzlichen Grundlage“, erklärten Christoph Scheiber, der Betriebsratsvorsitzende der Angestellten bei Plansee und KV-Verhandler für die Angestellten-Gewerkschaft GPA-djp und Roland Weirather, Betriebsratsvorsitzender für die Arbeiterinnen und Arbeiter. Die Beschäftigten würden damit massiv unter Druck gesetzt.
Druck auf die Teilnehmer
Neben dem Verdienstentgang mussten sich die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von Plansee laut ÖGB in ein elektronisches Zeiterfassungssystem und in eine Liste namentlich eintragen. Ein solches Vorgehen habe es in der 97-jährigen Geschichte von Plansee noch nicht gegeben, erklärte Christoph Scheiber. Dass eine Firma derart massiven Druck ausübe, zeige das derzeit herrschende Klima in Österreich, so der ÖGB.
ÖGB
Plansee wehrt sich gegen Vorwürfe
Das Unternehmen stellt heute auf Nachfrage von ORF Tirol in einer schriftlichen Stellungnahme fest, dass man einen fairen Kompromiss unterstütze. Kein Verständnis habe man aber für Protestmaßnahmen. Planee lehne es ab, dass der Konflikt der KV-Verhandlungen in den Betrieb getragen werde und dass Betriebsversammlungen dazu genützt würden, über Themen zu sprechen, die nicht im Betrieb gelöst werden können.
Plansee
„Jedem Mitarbeiter bei Plansee und Ceratizit war und ist es freigestellt, an Betriebsversammlungen teilzunehmen,“ heißt es in der Stellungnahme von Plansee. Geübte Praxis sei es, eine Betriebsversammlung pro Jahr zu bezahlen.
Eine Versammlung wurde bezahlt
Nachdem bereits eine Betriebsversammlung stattgefunden habe, sei der Betriebsrat schon im Sommer darüber informiert worden, dass eine etwaige weitere Betriebsversammlung vom Unternehmen nicht bezahlt werde. Deshalb sei es notwendig, die Zeit für die Teilnahme zu erfassen. Das sei auch mit dem Betriebsrat im Vorfeld abgestimmt gewesen. Er habe außerdem eigene Listen über die Teilnehmer geführt und jedem 20 Euro in Bar ausgezahlt.
Versammlungen auch in anderen Betrieben
Die Arbeitgeber bieten gut zwei Prozent Inflationsausgleich plus einen Anteil an der Produktivitätssteigerung, die sie mit 0,7 Prozent taxieren. Allein in Tirol haben die Gewerkschafter in dieser Woche etwa 20 Betriebsversammlungen abgehalten, um über den Stand der Verhandlungen zu informieren und um sich Zustimmung für eine Resolution mit gewerkschaftlichen Maßnahmen zu holen, wenn die Verhandlungen am Donnerstag scheitern. In Tirol gibt es rund 30.000 Beschäftigte in der Metallindustrie.