Großes Interesse an Edward Snowden

Der US-amerikanische Whistleblower Edward Snowden war Donnerstagabend live per Video bei einer Veranstaltung in Innsbruck zugeschaltet. Der im Exil lebende Amerikaner appellierte: „Überwachung geht jeden etwas an.“

Über 1.500 Besucher im Kongresshaus Innsbruck und mehrere Tausend über Live-Stream verfolgten Edward Snowdens Worte. Projiziert auf eine Leinwand in der Dogana beantwortete Snowden Fragen, die ihm zum einen von Management Center Innsbruck Rektor Andreas Altmann gestellt wurden oder via E-Mail von Interessierten eingesendet worden sind. 2013 hat der US-amerikanische Whistleblower für großes Aufsehen gesorgt, als er die weltweite Massenüberwachung des amerikanischen Geheimdienstes (NSA) publik machte.

Edward Snowden

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Der Anwalt von Snowden Robert Tibbo und MCI Rektor Andreas Altmann

Edward Snowden

Der gebürtige US-Amerikaner wurde 1983 geboren und arbeitete mehrere Jahre für den amerikanischen Geheimdienst, die National Security Agency (NSA). 2013 veröffentlichte er mehrere streng geheime Dokumente über die weltweite Massen-überwachung der NSA. Nachdem er die Dokumente veröffentlicht hat, flüchtete er. Derzeit lebt er im Exil in Russland, in den USA würde ihm bei seiner Rückkehr lebenslange Haft drohen.

Komfortables Leben aufgegeben

„Ich würde es wieder tun“, sagte Edward Snowden. Der Aufdecker sprach unter anderem über seine Beweggründe und warum er vor fünf Jahren mehrere tausend Dokumente über die geheimen Überwachungsmethoden der NSA veröffentlichte: „Ich habe den Punkt erreicht, an dem ich mir gedacht habe, dass ich nicht nur egoistisch wäre, wenn ich nichts sagen würde, sondern ich würde meine eigenen Interessen verletzen“. Zu diesem Zeitpunkt lebte Edward Snowden auf Hawaii, wohnte gemeinsam mit seiner Freundin zusammen und hatte ein überdurchschnittlich hohes Einkommen.

„Privatsphäre schützen“

Für Edward Snowden ist neben der Freiheit die Privatsphäre das oberste Gut. Laut dem Whistleblower seien Verschlüsselungsprogramme ein guter Anfang, um sich vor der globalen Überwachung zu schützen. Vollständige Immunität wäre in der heutigen Zeit beinahe unmöglich. Das Argument, man habe ja nichts zu verbergen, entkräftigte er, indem er sagte: „Bei Privatsphäre geht es nicht darum etwas zu verbergen, sondern darum etwas zu beschützen. Wir leben unser Leben, wir machen Fehler. Menschen müssen Fehler machen dürfen, ohne dass diese sie ihr ganzes Leben lang verfolgen“.

Edward Snowden

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Mehrere tausend Menschen verfolgten Edward Snowdens Vortrag

Jeder könne einen Unterschied machen und etwas verändern, betonte der Amerikaner. „Jeder muss seine eigenen Rechte verteidigen, auch diese, die er nicht unbedingt braucht“, meinte Snowden und fügte hinzu, dass das Argument „man habe ja nichts zu verbergen“ für ihn nicht zähle. Auch das Argument vieler Regierungen, dass Überwachung vor Terrorismus schütze, ließ der 35-Jährige nicht gelten. „Einige Kriminelle kann man dadurch vielleicht stellen. Die schlauen werden sich aber anpassen. Ist eine unkonkrete Bedrohung wirklich den Verlust unserer Freiheit wert?“, fragte Snowden.

Snowden wartete umsonst auf einen Helden

Über sein Leben in Russland wollte der Whistleblower nicht viel preisgeben. Er legte jedoch Wert darauf zu betonen, dass er in keinerlei Verbindung zur russischen Regierung stehe und diese in der Vergangenheit auch bereits des Öfteren kritisiert habe. „Und ich werde es auch weiterhin tun“, fügte der 35-Jährige hinzu. Ob er sicher sei, könne er aber nicht beantworten. „Ich bin nicht an die Öffentlichkeit gegangen, um sicher zu sein. Wenn ich Sicherheit gewollt hätte, würde ich jetzt in Hawaii sitzen, eine Menge Geld verdienen und euch alle ausspionieren“, meinte er.

„Aber ich wollte, dass ihr bescheid wisst“, betonte Snowden. Er habe seit Jahren bescheid gewusst und nichts getan. „Ich wollte, dass es ein anderer macht. Ich habe auf einen Helden gewartet - aber es kam keiner“, erzählte er. Die Person auf die wir warten, seien aber immer wir selbst. „Jemand muss den ersten Ziegelstein legen“, sagte der Whistleblower und rief alle auf, tätig zu werden.

Snowden dankt seinen Helfern

Organisiert wurde die Veranstaltung vom Management Center Innsbruck (MCI). Auch der Rechtsanwalt von Edward Snowden, Robert Tibbo war anwesend: „Es ist eine tolle Möglichkeit für junge Menschen Fragen an Edward Snowden zu stellen, denn oft bekommen nur Journalisten diese Chance.“ Robert Tibbo half Snowden 2013 in Russland Asyl zu erhalten.

Unterstützt wurde Snowden damals auch von einer Flüchtlingsfamilie. Als er zum Zeitpunkt der Enthüllungen in Hongkong untertauchte, nahm ihn diese Familie auf. Heute haben diese Leute noch immer keine richtige Heimat. Aus diesem Grund sammelt Snowden derzeit Spenden, um dieser Flüchtlingsfamilie zu helfen und sich so für ihre Unterstützung zu bedanken.