Gute Wirtschaftslage ist schlecht für die Pflege
Leider ist das Interesse geringer geworden, sagt Waltraud Buchberger, Fachbereichs- und Schuldirektorin Pflege am AZW. „Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s der Pflege schlecht, das spüren wir.“ In der Pflegefachassistenz konnten zuletzt nur 20 der insgesamt 35 Ausbildungsplätze besetzt werden. Diese Entwicklung bestätigt auch der Landesgeschäftsführer des AMS Tirol, Anton Kern. Aus dem Bereich der arbeitssuchenden Menschen gebe es weniger Potential für eine Ausbildung im Pflegebereich.
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Stellen mit Absolventen der Pflegestiftung besetzen
In letzter Zeit würden Alters- und Pflegeheime offene Stellen wieder vermehrt beim AMS melden, sagt Kern. Derzeit sind es 128. Ein Teil dieser Stellen könnten aber aus Absolventen der Pflegestiftung des AMS, des Landes Tirol und der Pflegeeinrichtung besetzt werden. Die Pflegestiftung ist laut Kern „ein erfolgreiches Modell“. Das Land finanziert dabei die Ausbildungsplätze, das AMS die Lebenshaltungskosten. Das Angebot in den Gesundheits- und Krankenpflegeschulen sei toll, auch die Bildungsberatung und die Zusammenarbeit mit den Praktika- bzw. Arbeitgebern in den Alters- und Pflegeheimen funktioniere gut.
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„Wir fischen alle im gleichen Teich“
Es gibt mittlerweile nichts mehr, das wir nicht machen, sagt Buchberger. Man gehe in Schulen, habe zahlreiche Kooperationen, jüngst auch mit Landwirtinnen. Es gebe die Möglichkeit einer berufsbegleitenden und akademischen Ausbildung und gute Aufstiegsmöglichkeiten. Aber: „Wir fischen alle im gleichen Teich, wo wenig Fische drinnen sind aber viele Angler“. Es gebe einfach weniger junge Menschen mit Interesse an dem Beruf. Junge hätten viele Auswahlmöglichkeiten.
Bei der Qualität könne man jedenfalls keine Abstriche machen. Es sei ein Job mit extrem hoher Verantwortung. Für Bewerberinnen mit nicht deutscher Muttersprache gebe es derzeit etwa die Möglichkeit in der Heimhilfe Fuß zu fassen und später mit guten Sprachkenntnissen in die Pflegeassistenzausbildung umzusteigen. Man biete alle Möglichkeiten aber „es will nicht jeder in die Pflege, für viele ist das zu viele Nähe“, sagt Buchberger. Das müsse man auch akzeptieren.
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Mehr Geld während der Ausbildung
Chancen sieht Waltraud Buchberger auch in einer höheren Entschädigung während der Ausbildung. Diese müsste an jene der Lehrlinge angepasst werden. Potential sieht sie auch noch bei Umschulungen und männlichen Interessierten: Lediglich 15 Prozent der Auszubildenden am AZW sind Männer. Es geht auch darum klarzumachen, dass es sich um sehr sichere Arbeitsplätze handle - auch in der Zukunft, unterstreicht Anton Kern.
Daniela Schmiderer, tirol.orf.at