Preise für Neues Bauen in Tirol
Ausgezeichnet wurde das Wiener Team fasch&fuchs.architekten für den Neubau des Mechatronik Campus in Lienz. Der 155 Meter lange Baukörper schlängelt sich wie ein Lindwurm entlang der Isel. Die Konstruktion, die auf schlanken Stahlbetonstützen ruht, erinnert an ein Baumhaus und hinterlässt nur einen kleinen Fußabdruck im Gelände. Die ungewöhnliche, langgestreckte Form ergibt sich aus dem schmalen Baugrund am Fluss. Der für den Ort maßgeschneiderte Bau sei nicht nur für die Studierenden eine Bereicherung, sondern auch für die Stadtbewohner von Lienz, lautet die Begründung der Jury.
Paul Ott
Vom Stiegenhaus bis zur Hofsanierung
Der Landespreis für Neues Bauen wird seit 1996 alle zwei Jahre vergeben. Diesmal wurden 71 Projekte aus ganz Tirol eingereicht. Die dreiköpfige, international besetzte Jury stand vor der Herausforderung, aus der großen Bandbreite an schwer zu vergleichenden Projekten, vom Gemeindebau über ein skulpturales Stiegenhaus bis zur Hofsanierung, auszuwählen.
Jury hat freie Hand
Beim Landespreis gibt es keine fixen Kategorien wie Öffentliche Bauten, Wohn- oder Industriebauten. Das Thema Einfamilienhaus ist zwar kein Tabu, es brauche aber einen innovativen Ansatz, denn es sei „raumplanerisch kein Vorzeigemodell in einem Land, in dem der Boden so knapp ist“, so der Organisator Arno Ritter vom aut.
Hohe Qualität gewürdigt
„Wir waren von der durchwegs hohen Qualität beeindruckt“, sagt die Jurorin Carmen Wiederin von propeller z aus Wien. „Auf der dreitägigen Reise durch Tirol haben wir an allen Ecken gelungene Bauten gesehen, die funktionieren und sich gelassen in die Landschaft einfügen.“ Wesentlich sei die Besichtigung vor Ort, so Wiederin, denn Architektur könne man nicht von Plänen beurteilen, sondern nur durch das Erleben der Räume.
aut
Eine dichte Packung Stadt
Ein Musterbeispiel für Nachverdichtung ist die Wohnanlage F49 von der ARGE Michael Kritzinger und wiesflecker-architekten im Innsbrucker Stadtteil Höttinger Au. Anstelle einer Tankstelle mit Tiefgarage hat das Team auf einem 4.800 Quadratmeter großen Grund eine extrem dichte aber dennoch großzügige Wohnbebauung platziert. Das ist durch das präzise Einfügen von hohen und niederen Baukörpern gelungen. Wege und Gassen durchziehen das Areal, Plätze bieten Freiraum. Architekt Hannes Wiesflecker wollte „eine dichte Packung Stadt mit hoher Aufenthaltsqualität“ schaffen.
David Schreyer
Mit mehr als 140 Lebensmittelmärkten in vielen Gemeinden trägt die Firma MPREIS zum Architekturverständnis der Bevölkerung bei. Ganz beiläufig prägen architektonisch hochkarätige Bauten das alltägliche Einkaufen. Der neue Markt vom Innsbrucker Team LAAC Architekten in Weer wird wegen seiner räumlichen Qualität mit einer Anerkennung gewürdigt.
Marc Lins
Innbrücke für Innsbruck
In letzter Zeit hat Innsbruck mehrere Brücken bekommen, die eine Besichtigung wert sind und dem Namen der Stadt durch ihre achitektonische Qualität gerecht werden. Das eingespielte Team Hans Peter Gruber und Thomas Sigl haben eine Brücke für Fußgänger und Radfahrer an die Grenobler Brücke angedockt. „Mit sorgfältig eingesetzten Mitteln und großer Leichtigkeit“ hätten Architekt und Ingenieur einen „großartigen Mehrwert“ für die Bewohner und Bewohnerinnen geschaffen, analysiert die Jurorin Elli Mosayebi.
Johannes Felsch
Architektur als Schulfach
Der „Freiraum“ in Fließ im Tiroler Oberland bekommt einen Sonderpreis. Schülerinnen und Schüler der Neuen Mittelschule haben die Holzkonstruktion eigenhändig geplant und gebaut. Gewürdigt wird das nach Meinung der Jury gelungene Miteinander von Lehrern, Eltern und Schülern. Es könnte auch eine Anregung sein, die Schaffung von Raum, das Planen und Bauen von klein auf im Unterricht zu etablieren.
David Schreyer
Die Ausstellung „Neues Bauen in Tirol 2018“ mit sämtlichen eingereichten und ausgezeichneten Projekten ist bis zum 22. Dezember im aut.architektur und tirol zu sehen. Die Schau bietet einen guten Einblick in die aktuelle Architekturlandschaft.
Teresa Andreae, tirol.ORF.at