Wildtiere als unterschätzte Unfallgefahr

Alle fünf Stunden ereignet sich in Tirol ein Wildunfall. Im Vorjahr wurden dabei 22 Personen verletzt. Die Wucht, mit der ein Rothirsch bei Tempo 60 auf ein Auto aufprallt, entspricht dem Gewicht eines ausgewachsenen Elefanten.

Österreichweit ereignen sich pro Jahr durchschnittlich 76.000 Unfälle mit Wildtieren, in Tirol sind es rund 1.600. Dabei kommen sehr oft nicht nur die Wildtiere zu Schaden, auch die Fahrzeuginsassen können schwer verletzt und das Unfallauto stark beschädigt werden. 22 Personen verletzten sich im Jahr 2017 bei solchen Verkehrsunfällen mit Wildtieren. In Österreich waren es 310.

Verletzte meist männlich und mit wenig Erfahrung

Die Auswertungen des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) ergaben, dass sich mehr als 92 Prozent der Wildunfälle mit Personenschaden im Freiland ereignen. Knapp 77 Prozent aller Wildunfälle mit Personenschaden passieren demnach auf Landesstraßen, 21 Prozent auf Gemeindestraßen. Im Durchschnitt der letzten Jahre sind 66 Prozent der verunglückten Personen männlich, ein relativ großer Anteil der verunglückten Personen waren Personen im Alter zwischen 15 - 24 Jahren.

Das sei ein bemerkenswert großer Anteil und lasse sich auf geringere Fahrerfahrung sowie geringere Schutzfunktion z. B. durch ein Moped zurückführen, so der KFV.

Aus 20 Kilo werden zwei Tonnen Aufprallgewicht

Neben der geringen Fahrerfahrung ist auch überhöhte Geschwindigkeit ein Hauptgrund für die Unfälle. Messungen hätten gezeigt, dass die Fahrgeschwindigkeit nicht bzw. nur gering um ein bis vier km/h reduziert werde, selbst wenn Wildtiere schon in einem Feld neben der Straße stehen würden. „Beim Zusammenstoß zwischen Pkw und Wildtieren wirken starke Kräfte auf das Fahrzeug ein“, betonte Klaus Schachenhofer, Generalsekretär des Dachverband „Jagd Österreich“.

Rothirsch

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Bei einem Zusammenstoß beispielsweise mit einem Rothirsch werden große Kräfte frei

„Die Wucht, mit der ein Rothirsch bei Tempo 60 auf ein Auto aufprallt, entspricht etwa dem Gewicht eines ausgewachsenen Elefanten. Besondere Aufmerksamkeit ist auf Straßen entlang von Waldrändern und vegetationsreichen Feldern geboten. Die meisten Wildunfälle ereignen sich in den frühen Morgen- und späten Abendstunden. Gerade jetzt, wenn wieder die Zeitumstellung erfolgt, fällt die Hauptverkehrszeit genau in die Dämmerung oder Dunkelheit, wo viele Tiere besonders aktiv sind.“

Richtiges Verhalten bei und nach dem Unfall

Sollte ein Zusammenstoß mit einem Wildtier nicht mehr zu vermeiden sein, sollte man stark bremsen und das Lenkrad gut festhalten, rät das KFV. „Wenn der Fahrer richtig reagiert, ist die Verletzungsgefahr für die Autoinsassen geringer. Ein Ausweichmanöver ist nicht zu empfehlen, denn ein solches ist weitaus riskanter als ein Zusammenstoß mit dem Tier.“

Rothirsch

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Nach dem Unfall müsse die Gefahrenstelle unverzüglich abgesichert und die Exekutive verständigt werden. Die Nichtmeldung eines Sachschadens sei strafbar, bei einem Wildschaden besteht nach §4 Abs. 5 der Straßenverkehrsordnung unverzügliche Verständigungspflicht. Außerdem dürfe getötetes Wild niemals mitgenommen werden – auch nicht zum Tierarzt, macht das KFV aufmerksam.