Psychische Gewalt an Kindern im Fokus
Es ist oft unbeabsichtigt, wenn Kinder psychischer Gewalt ausgesetzt sind. „Der größte Teil der Eltern ist in der Ohnmacht. Sie lieben ihr Kind, wissen aber nicht, wie tun. Sie haben bestimmte Vorstellungen, bringen die Kinder dadurch in Bedrängnis und werden psychisch gewalttätig durch Abwertung, Beschimpfungen, Liebesentzug oder durch Vernachlässigung“, erklärt Karl-Heinz Stark, Leiter des KIZ, des Kriseninterventionszentrums für Kinder und Jugendliche in Tirol.
Sendungshinweis:
Petra Szammer, Autorin und Betroffene
„Hallo Tirol“, 10.10.2018, 12.00 bis 15.00 Uhr, Radio Tirol
Für Eltern sei es hilfreich zu reflektieren und sich zu fragen: „Wo überschreite ich Grenzen von meinen Kindern? Wie kann ich es anders machen, ohne Grenzen zu überschreiten“, führt Stark weiter aus.
Liebe zeigen unter Bedingungen
Schläge sind sichtbar. Aber Kommunikationsverweigerung und herabwürdigende Worte schmerzen ebenso. „‚Ich liebe dich, aber so nicht.‘ Also: ‚Wenn du so tust, dann mag ich dich nicht.‘ Dadurch bringe ich die Kinder in Bedrängnis, weil sie in ihrer Grundannahme verstört werden. Sie müssen was tun, um geliebt zu werden. Das ist unrecht gegen Kinder“, erläutert der Leiter des Kriseninterventionszentrums weiter.
Zu wenige Betreuungsplätze
500 Kinder melden sich im Jahr im KIZ oder werden gemeldet. 150 von ihnen bekommen einen Betreuungsplatz. Aber es würde mehr Plätze brauchen, die Wartelisten sind lang. Manche junge Gewaltopfer, die nicht mehr bei ihren Familien wohnen können, müssen in anderen Bundesländern untergebracht werden, weil das richtige Betreuungsangebot in Tirol fehlt, bemängelt auch Kathrin Sevecke, die Leiterin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Hall. Außerdem fehlt eine ambulante Versorgung außerhalb von Innsbruck gänzlich.
Langzeitfolgen bei psychischer Gewalt
Psychische Gewalt zerstört den Selbstwert. Die Auswirkungen psychischer Gewalt würden sich oft erst Jahre später zeigen. „Man weiß, dass die Anfälligkeit von weiteren psychischen Erkrankungen wie Angststörungen, Depressionen, Stimmungsschwankungen, Persönlichkeitsstörungen etwas erhöht sind“, führt Sevecke aus.