In 50 Jahren zum führenden Alpinsport-Institut

Am Donnerstag feiert das Institut für Sportwissenschaft in Innsbruck sein 50-jähriges Bestehen. Es war die erste derartige Professur in Österreich. Heute ist das Institut weltweit führend, was die Forschung rund um den Alpinsport betrifft.

Von außen ist es eine unauffällige Blechhütte am Gelände der Sportwissenschaften der Universität Innsbruck. In ihrem Inneren verbirgt sie eine weltweit einzigartige High-Tech-Anlage. In einem Kühlraum lässt ein Gerät daran montierte Skier oder Kufen mit bis zu etwa 100 km/h über eine fast 30 Meter lange Bahn aus Schnee sausen. Messgeräte erfassen präzise, wie gut der Ski über den Schnee gleitet und leiten die Daten an die angeschlossenen Computer weiter. Im Laufe von hunderten Durchgängen kann so an dem „Tribometer“ ermittelt werden, welches Material bei welchen Bedingungen am besten über den Schnee gleitet.

Langlaufski gleitet auf Testanlage über Schnee

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Pfeilschnell gleitet der Langlaufski über die Tribometer-Anlage

Der Tribometer ist nur eine der Anlagen, die das Institut weltweit führend in den Alpinsport-Wissenschaften machen. Neben der Forschung an Geräten und Materialien steht auch die Forschung am menschlichen Körper im Zentrum, unter anderem in einer Höhenkammer, in der die Bedingungen von bis zu 5.000 Metern Seehöhe simuliert werden können. Breiten Raum nimmt auch die Sportpsychologie ein, etwa in der Erforschung der Auswirkungen des Sports auf die Psyche. So habe man in einem gemeinsamen Projekt mit dem Alpenverein festgestellt, dass sich mehrstündiges Wandern auf Stress und psychische Befindlichkeit auswirkt - mehr dazu in Studie: Bergwandern tut der Psyche gut.

Anerkennung als vollwertige Wissenschaft

Was heute mit wissenschaftlicher Akribie betrieben wird, musste lange auf seine Anerkennung als wissenschaftliche Disziplin warten. Zwar wurde 1926 an der Universität Innsbruck ein „Institut für Turnlehrerausbildung“ eröffnet, doch erst 1968 gab es eine erste Professur für Sportwissenschaften. Mit der Ernennung von Friedrich Fetz zum Professor für „Theorie der Leibeserziehung“ erhielt die Sportwissenschaft damit erstmals in Österreich den Stellenwert einer vollwertigen Wissenschaft. Der ehemalige Institutsvorstand Elmar Kornexl sagt, zu Beginn habe es große Widerstände an der Universität gegeben, die Sportwissenschaften zu akzeptieren, es sei ein richtiger Kampf gewesen.

Rautek Figuren zeigen Speerwurf

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„Youtube“ vor 50 Jahren: Rautek-Figuren zeigen die Bewegungsabfolge beim Speerwurf

In den ersten Jahren gab es kaum Messgeräte und Apparaturen. Außerdem war das Institut bis 1975 auf dem Gelände untergebracht, wo heute das Gebäude der Geisteswissenschaften steht. Daneben gab es einen Sportplatz mit einer Leichtathletikanlage. 1975 wurden die neuen Anlagen am Fürstenweg beim Flughafen eröffnet, 2001 kam noch das daneben gelegene Areal des Pulverturms mit seinen denkmalgeschützten Gebäuden dazu.

Noch immer mehr Männer als Frauen

Während zu Beginn etwa 50 bis 70 Studenten Sportwissenschaften studierten, sind es heute um die 800. Auch die Zahl der Professuren ist von einer auf vier gestiegen. Erhöht hat sich seit den Anfangsjahren auch der Frauenanteil. Lag er zu Beginn bei etwa 30 Prozent, ist er heute deutlich höher. Nach wie vor gibt es aber eine leichte Dominanz bei Männern, sagt der derzeitige Institutsvorstand Martin Kopp, „in Summe dürften Burschen an Sportwissenschaften mehr Interesse haben“.

Langlaufski gleitet auf Testanlage über Schnee

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Nach wie vor sind die Sportwissenschaften leicht männerdominiert

Heute können die Studierenden zwischen Sportmanagement, Sportwissenschaft und dem Lehramtsstudium wählen. Als eine große Stärke des Instituts sieht Kopp die Ausbildung nahe an der Forschung: „Unsere Forschungsergebnisse fließen direkt in die Lehrveranstaltungen ein“. Alle Mitarbeiter des Instituts seien in der Forschung involviert. Die Absolventen würden typischerweise an Schulen unterrichten, beziehungsweise seien sie im Spitzensport oder im Gesundheitssport tätig, so Kopp.

Die berüchtigte Aufnahmeprüfung

Für Interessenten im Bereich der Sportwissenschaft gibt es eine große Hürde: Die Aufnahmeprüfung, offiziell „Ergänzungsprüfung“ genannt. Wer diese schaffen will, muss ein sportliches Allroundtalent sein, nur jeder dritte bis vierte Anwärter schafft sie. Diese Prüfung sei auch Gegenstand interner Diskussionen, verrät Kopp. Eine gewisse Selektion in Bezug auf Sport sei aber wichtig und es sei auch eine Kapazitätsfrage, so Kopp. Viel mehr Studierende könne man aufgrund der praktischen Fächer derzeit nicht aufnehmen.

Hermann Hammer, tirol.ORF.at

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