Auf der Suche nach der „Tiroler Moderne“

Das Landesmuseum Ferdinandeum präsentiert Schlüsselwerke der „Tiroler Moderne“. Mit Werken von Albin Egger-Lienz, Erich Lechleitner und Max Weiler soll unter anderem gezeigt werden, wie Tiroler Künstler die Moderne künstlerisch verarbeiteten.

Am Anfang war das Fragezeichen. Und das Fragezeichen, ob es eine genuin tirolerische „Moderne“ überhaupt gab, ist nunmehr zu einer Ausstellung geworden. So sprach Kurator Günther Moschig bei einer Presseführung am Donnerstag auch explizit davon, dass man sich im Vorfeld gefragt habe, was die „Moderne“ überhaupt sei und was das „Tirolerische“ daran war. Dafür griff man größtenteils auf den Bestand des Landesmuseums und auf eine geringe Zahl an Leihgaben zurück. Insgesamt sind 120 Bilder ausgestellt. Zu sehen gibt es ab sofort Altbewährtes, aber auch Künstler, die bisher im Ferdinandeum nicht präsentiert wurden.

Albin Egger Lienz, Sigmundskron 1921

TLM

Albin Egger Lienz, Sigmundskron, 1921, Öl auf Leinwand

Wie kam die Moderne nach Tirol?

Aufgebrochen wird dafür auch, wie Moschig anmerkte, die sich in Museen ansonsten verfestigte Praxis, die Werke chronologisch zu zeigen. „Wir wollten nicht linear erzählen und die Stilabfolgen streng durchexerzieren“, sagte dazu Günther Dankl, Kustos der kunstgeschichtlichen Sammlung (Kunst ab 1900) und der Grafischen Sammlungen. Stattdessen setze man auf Bezüge zwischen den Werken, so Dankl. Den „Kulturtransfer“ wollte in diesem Kontext Moschig in den Mittelpunkt rücken. „Wie kam die Moderne nach Tirol?“, sei eine zentrale Fragstellung gewesen, merkte der Kurator an.

Oswald Oberhuber, Tachistische Komposition 1949

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Oswald Oberhuber, Tachistische Komposition, 1949, Öl auf Leinwand

Zu sehen gibt es dann tatsächlich auch eine, wie es Moschig auf den Punkt brachte, eher „gemäßigte Moderne“, da Tirol von den „Avantgarden nur gestreift“ worden sei. Im ersten Raum finden sich unter anderem Bilder von Theodor von Hörmann, die dieser Definition sehr gut entsprechen. Im zweiten Raum hat sich - prominent in Szene gesetzt - ein Nicht-Tiroler eingeschlichen, nämlich Oskar Kokoschka. Zu rechtfertigen ist das damit, dass dort das von Kokoschka angefertigte Porträt von Ludwig von Ficker hängt, der eine zentrale Figur des „Brenner-Kreises“ war, welcher wiederum der „Tiroler Moderne“ wichtige Impulse verpasste. Ebensolche kamen vor allem aus München, Wien und später aus Paris.

Prachensky, Lehnert, Hell

Wolfgang Lackner

Im Bild v.l.n.r.: „Rattenberg“, 1922, Wilhelm Nicolaus Prachensky; „Ein Sonnentag“, 1931, Rudolf Lehnert und „Berglandschaft - Gunkeltal“, um 1935, Friedrich Hell

„Traditionssand im Getriebe“

Im Verlauf der Ausstellung begegnet man schließlich beispielsweise Albin Egger-Lienz, Paul Flora oder Oswald Oberhuber. Ganz am Ende steht dann, zumindest wenn man den Ausstellungspfaden chronologisch folgt, der Innsbrucker Künstler Heinz Gappmayr, bei dem das „Tirolerische“ der „Tiroler Moderne“ gänzlich abwesend ist. Zwischen Hörmann und Gappmayr bekommt man aber neben Stilpluralismus auch Landschaftsmalerei serviert, die die Herkunft des jeweiligen Künstlers klar verrät. Ob also die „Moderne“ erst mit Gappmayr wirklich in Tirol Fuß fasste und die sonstigen Kunstwerke, wie Josef Lackner es einst formulierte, einer „Moderne mit Tradititionssand im Getriebe“ angehören, bleibt eine der zentralen Fragestellungen dieser Neuaufstellung.

Die Ausstellung umfasst 120 Bilder, die zwischen 1900 und 1960 entstanden sind. Ab Freitag kann man sie besuchen.

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