Gustav Kuhn als Dirigent beurlaubt

Gustav Kuhn ist bei den Tiroler Festspielen Erl nicht nur als künstlerischer Leiter, sondern auch als Dirigent vorerst beurlaubt. Das gab der Vorstand am Freitag bekannt. Man wolle den Ausgang der anhängenden Verfahren abwarten.

Der Vorstand der Festspiele habe Kuhn „aufgrund der anhaltenden Diskussion und um weiteren Schaden von den Festspielen abzuhalten“ von den geplanten Dirigaten entbunden, hieß es in einer Aussendung am Freitag. Aus diesem Grund mussten auch die Erntedankkonzerte vom 5. bis 7. Oktober abgesagt werden.

Die Beurlaubung des „Maestro“ als Intendant und Dirigent gelte „bis zur endgültigen Klärung der gegen ihn erhobenen Vorwürfe durch das Gericht und die Gleichbehandlungskommission“, wurde erneut betont. Kuhn werden unter anderem sexuelle Übergriffe auf Künstlerinnen vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in dieser Causa.

Erste Vorwürfe gegen Kuhn Anfang 2018

Mitte Februar 2018 veröffentlichte der Blogger Markus Wilhelm auf der Homepage „dietiwag.org“ anonyme Vorwürfe, die von „modernem Sklaventum“ über Verdacht auf Lohndumping bis hin zu sexueller Belästigung unter anderem durch Maestro Kuhn reichen. Die Verantwortlichen der Festspiele Erl wiesen die Anschuldigungen aufs Schärfste zurück und kündigten eine Klage gegen Wilhelm an - mehr dazu in Kuhn wehrt sich gegen Vorwürfe.

Es folgten Klagen seitens der Festspiele und auch von Gustav Kuhn gegen Wilhelm. Kuhn zog dann seine medienrechtliche Klage wieder zurück - mehr dazu in Kuhn zieht Klagen gegen Wilhelm zurück. Auch die Staatsanwaltschaft nahm Untersuchungen auf - mehr dazu in Großes Interesse an Prozess Kuhn - Wilhelm.

Künstlerinnen beziehen offen Stellung

Fünf ehemalige Künstlerinnen klagten am 25. Juli in einem offenen Brief sexuelle Übergriffe bzw. Missbrauch durch den künstlerischen Leiter, Gustav Kuhn, an. Sie sprachen von „anhaltendem Machtmissbrauch und sexuellen Übergriffen“ durch Kuhn während ihres Engagements. Es war das erste Mal, dass sich Künstler namentlich an die Öffentlichkeit wenden.

Fünf Tage später konkretisierte die Mezzosopranistin Julia Oesch gegenüber der „ZIB 2“ des ORF-Fernsehens ihre Vorwürfe und sprach von einem „massiven sexuellen Übergriff“ durch Kuhn. Auch ihre Kollegin, die Sopranistin Mona Somm, berichtete im selben Interview davon, dass der „Maestro“ eine gute Freundin von ihr bei einem Workshop belästigt habe - mehr dazu in Causa Erl: Künstlerin über „massiven Übergriff“.

Kuhn stellt künstlerische Leitung ruhend

Auf Grund der Schilderungen der Künstlerinnen stellte Kuhn seine Funktion als künstlerischer Leiter der Festspiele bis zur vollständigen Klärung mit sofortiger Wirkung ruhend. Mit der interimistischen Leitung wurde sein bisheriger Stellvertreter, Andreas Leisner, betraut - mehr dazu in Gustav Kuhn stellt Funktion ruhend.

Richtiger Schritt für Tiroler Grüne

Die Tiroler Grünen bezeichneten die Abberufung von Gustav Kuhn als Dirigent der Festspiele Erl in einer ersten Reaktion als „einzig richtigen Schritt.“ Auch wenn die genauen Beweggründe des Vorstandes für die Abberufung als Dirigenten im Detail noch abzuwarten sind, sei die Kurskorrektur im Sinne des Opferschutzes voll und ganz zu begrüßen, so die Grünen in einer Aussendung.

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