Forschungsergebnisse oft nicht wiederholbar

21 sozialwissenschaftliche Studien aus den Jahren 2010 bis 2015 hat ein internationales Forscherteam mit Innsbrucker Beteiligung wiederholt. Bei acht Untersuchungen erzielten die Forscher ein anderes Ergebnis als die Originalstudie.

In immerhin 13 Fällen kamen die wiederholten Studien des internationalen Forschungsteams zum gleichen Ergebnis wie die ursprünglichen Studien. Die untersuchten und beobachteten Effekte waren dabei im Schnitt aber um die Hälfte geringer als in den ursprünglichen Studien.

Und das, obwohl die Teilnehmerzahlen fünfmal höher waren als in den Original-Studien, wie Felix Holzmeister, einer der Projektleiter der Uni Innsbruck, berichtete. Das Forschungsteam arbeitete auch mit den Protokollen und Originalmaterialien der ursprünglichen Studien.

Vorsicht bei Interpretation

Die Ergebnisse würden zeigen, dass wissenschaftliche Erkenntnisse mit Vorsicht interpretiert werden sollten, solange sie nicht unabhängig wiederholt werden konnten, auch wenn die Ergebnisse in renommierten Fachzeitschriften veröffentlicht wurden, erklärte Michael Kirchler, einer der Projektleiter an der Uni Innsbruck.

Kontrolleurin von Erdbeeren mit Klemmbrett

ORF

Eine der Studien untersuchte etwa, ob Jobinteressenten besser eingeschätzt werden, wenn ihr Lebenslauf auf einem schweren Klemmbrett liegt.

Ein Experiment liefert nur dann Hinweise auf einen bedeutenden Sachverhalt und ist damit von wissenschaftlicher Relevanz, wenn es mit dem gleichen Ergebnis wiederholt werden kann. Das ist eine der Grundannahmen, auf dem die Wissenschaft beruht. Dass die ursprünglichen Studienergebnisse falsch wären, lasse sich aus den wiederholten Untersuchungen nicht zwingend ableiten, betonte das Innsbrucker Team.

Wissenschafter „wetteten“ auf korrekte Ergebnisse

Kirchler und seine Kollegen veröffentlichten die Studien, die zur Überprüfung anstanden, im Vorfeld auch und baten rund 400 Wissenschafter um ihre Einschätzungen dazu. Die Wissenschafter sollten ihre Meinung dazu abgeben, ob die Wiederholung der Studien zum gleichen Ergebnis kommt oder nicht. In einem Online-Marktplatz, auch „Prognosemarkt“ genannt, konnten diese Forscher auf die Reproduziertbarkeit der Studien wetten und mit ihrer Einschätzung Geld gewinnen oder verlieren. Hier lagen die Wissenschafter in 18 von 21 Fällen richtig. Solche Prognosemärkte könne man also auch in Zukunft einsetzen, um zuverlässige Forschungsergebnisse zu beschleunigen, so Kirchler.

Mehr Selbstkontrolle für Wissenschaft

Dass die Wissenschaft „in eine falsche Richtung“ gehe, zeige die Studie nicht, erklärten auch die international beteiligten Forscher. Das Projekt zeige vielmehr, dass ständige Selbtkontrolle, um Probleme zu erkennen und zu korrigieren die „größte Stärke der Wissenschaft sei“, erklärte etwa Brian Nosek von der University of Virgina, der ebenfalls an dem Projekt beteiligt war.

In den letzten Jahren haben die Wissenschafter die Reproduzierbarkeit in der Psychologie, der Medizin und der experimentellen Wirtschaftsforschung untersucht. Das löste nicht nur Diskussionen, sondern auch methodische Kritik aus. Deshalb wurden bei dieser Überprüfung nur Studien, die in Top-Journalen veröffentlicht wurden, verwendet.

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