Schrott vergab Auftrag an eigene Agentur

In der Causa Dominik Schrott sind nach den Vorwürfen rund um ein angebliches Fake-Gewinnspiel am Freitag neue Vorwürfe publik geworden. Dabei geht es um eine Auftragsvergabe an eine PR-Agentur, bei der er damals Mitarbeiter war.

Die Facebook-Causa längst noch nicht ausgesessen, sieht sich Schrott jetzt mit neuen Vorwürfen konfrontiert. Der Tiroler Internetblogger Markus Wilhelm hat auf seiner Website nachgelegt und widmet sich einer Auftragsvergabe aus dem Jahr 2017 von Schrott an jene Agentur, bei der er damals noch als Mitarbeiter beschäftigt war.

Kinderwelt- und JVP-Obmann

2015 hatte Schrott als Obmann der Jungen Volkspartei Tirol (JVP) den VP-Vorfeldverein Tiroler Kinderwelt gegründet und war auch Obmann desselben geworden. Öffentlichkeitswirksam aktiv wurde der Verein aber offenbar nie. Einen Webauftritt sucht man vergeblich.

Tatsächlich flossen dann aber 2017 mitunter öffentliche Gelder in Höhe von rund 24.000 Euro an die Agentur Smart Venture, bei der Schrott bis Oktober 2017 - da zog Schrott in den Nationalrat ein - beschäftigt war. Das heißt, dass Schrott in seiner Funktion als JVP-Obmann und Obmann des Vereins Tiroler Kinderwelt einen Auftrag an seine eigene Agentur vergab.

Webapplikation angeblich fertig

Weil aber bisher weder eine Website noch eine App im Internet zu finden ist, äußerte Wilhelm den Verdacht, dass die Gelder möglicherweise in Schrotts Nationalratswahlkampf geflossen seien. Auch für diesen war nämlich besagte Agentur zuständig.

Seitens der Agentur weist man das zurück. Es sei tatsächlich eine Webapplikation für die Tiroler Kinderwelt erstellt worden, hieß es. Dieses interaktive Webtool für familienfreundliche Wanderwege sei auch schon fertig. Wann es online geht, sei aber Sache des Auftraggebers.

Schriftliche Erklärung von Schrott

Schrott ließ in einer schriftlichen Stellungnahme wissen, dass die Onlineplattform Ende September präsentiert werde. Bis dahin müsse auch ein Verwendungsnachweis der Gelder beim Land Tirol erbracht werden. Was die Auftragsvergabe angeht, stellte Schrott fest, dass zwei Angebote eingeholt worden seien.

Zu den Vorwürfen der schiefen Optik bei der Auftragsvergabe und dass Gelder möglicherweise in seinen Nationalratswahlkampf geflossen seien, nahm der Nationalratsabgeordnete nicht explizit Stellung.

Kinderwanderkonzept ein Plagiat?

Mit seiner Stellungnahme versandte Schrott auch ein Konzept, das dem Auftrag über die familienfreundliche Wanderplattform angeblich zugrunde lag. Wie Wilhelm aber rasch herausfand, findet man weite Teile des Konzepts quasi identisch auf dem offiziellen Tourismusportal des Landes Kärnten. Es sind Tipps von Franz Christoph Weinberger zum Thema „Wandern mit Kindern“.

Palfrader bestätigt Zahlungen

Tirols Familienlandesrätin Beate Palfrader (ÖVP) bestätigte gegenüber der APA eine Förderzusage an den von Schrott gegründeten Verein Kinderwelt Tirol. Dabei habe es sich um einen „ganz normalen Fördervorgang“ gehandelt, so Palfrader. „Wegen der aktuellen Brisanz“ wolle man überdies bereits Anfang nächster Woche den für Ende September geplanten Verwendungsnachweis einfordern, kündigte Palfrader an.

Politisch gesehen sei die Causa Schrott „sehr unerfreulich“, erklärte die Landesrätin und Tiroler ÖAAB-Obfrau. „Es muss eine lückenlose Aufklärung geben“, verlangte sie. Sobald diese erfolgt sei, müsse eine entsprechende Beurteilung durch die Partei erfolgen. In Sachen möglicher politischer Konsequenzen für das ÖAAB-Mitglied Schrott sah Palfrader aber die Junge Volkspartei (JVP) zuständig, bei der der Nationalratsabgeordnete hohe Funktionen bekleide.

Druck auf Schrott steigt

Nach dem Auftauchen der neuen Vorwürfe gegen Schrott nehmen nun NEOS und FPÖ Landeshauptmann und ÖVP-Chef Günther Platter in die Pflicht bzw. ins Visier. NEOS fordert Platter auf, Schrotts Rücktritt als Nationalratsabgeordneter voranzutreiben, die Tiroler FPÖ ortet ein „System der Tiroler ÖVP alt“ unter Platter.

Schrott war wegen eines angeblichen Fake-Facebook-Gewinnspiels ins Zentrum medialer Berichterstattung gerückt - mehr dazu in Schrott wegen Fake-Gewinnspiels unter Beschuss. Auch seine Tätigkeit im Bob- und Skeletonverband wurde zuletzt beleuchtet - mehr dazu in Causa Schrott: Fragen zur Bob-WM 2016.

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