Tirol Vorreiter in „überwachter“ Medizin

In Sachen Telemedizin und Disease Management will Tirol mit der Steiermark „Frontrunner“ sein, das sagte Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP) am Montag in Alpbach. Das sei keine Frage der Technik sondern der Einstellung.

„Digital Healthcare: Disease Management Programme mit Telegesundheitsdiensten als ELGA-Anwendungen“ lautete der Titel der Partnerveranstaltung am Montagnachmittag. Auf dem Programm der Bundesländer Steiermark und Tirol stand auch der Austausch über Projekte. Tirol ist bei Vorsorge und Behandlung von Patienten mit Herzschwäche Vorreiter - mehr dazu in Gute Betreuung bei Herzschwäche.

Horst Döller bedient Telemonitoring Set

Land Tirol/Wikipil

Der Patient überwacht sich selbst und schickt die Daten zur Auswertung an die zuständigen Ärzte.

Infrastruktur müsse finanziert werden

Clemens Martin Auer, Sektionsleiter im Gesundheitsministerium und seit Jahren mit ELGA betrauter Spitzenbeamter, sieht die Finanzierung der Infrastruktur für die Telemedizin der Zukunft als Aufgabe: „Wir brauchen dringend einen riesigen Investitionsschub in Digital Health. Da werden wir Geld in die Hand nehmen müssen. Wir werden die Gesundheitsdiensteanbieter nicht allein lassen können.“ In Österreich läuft die elektronische Gesundheitsakte laut Auer bereits für rund fünf Millionen Krankenversicherte. Eingespeichert sind derzeit etwa 15 Millionen Dokumente.

In Tirol wurde mittlerweile ein „Herz Mobil Tirol“-Telemedizin-Projekt in die Regelfinanzierung im Gesundheitswesen übergeführt - mehr dazu in HerzMobil: Hilfe für schwache Herzen. Herzinsuffizienzpatienten erhalten ein speziell konfiguriertes Handy und speichern täglich Gewicht, Blutdruck, Herzfrequenz und eine Bewertung des Befindens ein. Bei Überschreiten von Grenzwerten gibt es Alarm, auf jeden Fall überwacht ein Arzt einmal pro Woche die eingetroffenen Informationen. „Damit kann man die Dekompensation (akute Verschlechterung einer chronischen Herzschwäche mit notwendigen Spitalsaufenthalt; Anm.) verhindern“, sagte Momen Radi, Internist und Sektionsobmann der niedergelassenen Ärzte in Tirol.

Disease Programm für Diabetiker

Die Versicherungsanstalt für Eisenbahn und Bergbau (VAEB) hat im steirischen Mürztal in einer Region mit rund 100.000 Einwohnern ein Disease Management Programm für Diabetiker als Pilotprojekt per Telemedizin auf die Beine gestellt. Die Laborwerte sowie der Plan für die regelmäßigen Untersuchungen etc. ist hinterlegt. „Derzeit haben wir rund 200 Teilnehmer“, sagte VAEB-Generaldirektor Kurt Völkl gegenüber der APA. Man kann davon ausgehen, dass wohl jeder Kassen-Allgemeinmediziner mindestens rund 50 Diabetiker betreut.

An sich sei die Software-Technik für solche Systeme seit Jahren vorhanden und einfach. Doch, wie Völkl erklärte, die Anwendung des Diabetes-Programms bei niedergelassenen Ärzten erfordere eben auch eine Änderung des Geschäftsmodells der Ärzte. Das Programm dürfe nicht hinzu kommen, sondern müsse in einen dementsprechend geänderten Ordinationsablauf eingebaut werden.

Keine rechtlichen Hürden

Wahrscheinlich wird auch der derzeit stattfindende Generationswechsel bei den niedergelassenen Ärzten dafür sorgen, dass die Telemedizin in Österreich schneller in Gang kommt - nicht als „Add-On“, sondern als integraler Bestandteil des Berufsbildes.

Rechtliche Hürden für die Anwendung der Telemedizin in der Routinemedizin in Österreich gibt es derzeit keine, meinte der dafür zuständige Sektionsleiter im Gesundheitsministerium, Gerhard Aigner. Der Arzt sei zwar verpflichtet, seine Tätigkeit „persönlich und unmittelbar“ auszuüben, eine Berufsausübung per Telemedizin schließe das nicht aus. Qualitätskriterien und Haftungsfragen veränderten sich dadurch nicht, meinte Aigner.

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