Festwochen der Alten Musik eröffnet

Die 42. Innsbrucker Festwochen der Alten Musik sind am Freitag von Bundespräsident Alexander Van der Bellen feierlich eröffnet worden. Regisseur Jürgen Flimm widmete sich in seiner Festrede dem Motto „Bewegte Welten“.

Der deutsche Regisseur und ehemalige Intendant der Berliner Staatsoper Unter den Linden, Flimm, erinnerte in seiner Rede an Galileo Galilei, zu dessen Zeiten „alte Ansichten zu verbleichen begannen“. „Aufregende Zeiten, die Welt geriet in bewegte Erregung, Erregung, die von Erkenntnis getragen war. Und auch die Klänge wurden anders“, leitete Flimm zum heurigen Programm der Innsbrucker Festwochen über.

Jürgen Flimm

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Jürgen Flimm bei seiner Festrede

Die Auswahl an Künstlern zeige, wie nah die Programmmacher am Puls dieser „umwerfenden Zeit“ seien. „Also lasst ab, ihr Griesgrame, ihr Schwarzseher, ihr Spaßbremsen, und kommt mit uns auf eine Neugiersafari, macht euch alle auf den Weg auf eine Reise mit De Marchi (künstlerischer Leiter der Festwochen, Anm.) und seinen Künstlern in eine bewegte Welt“, forderte der Regisseur das Publikum auf.

„Stillstand ist fataler Irrtum“

Gleichzeitig mahnte Flimm den Forstschritt ein und warnte vor dem Stillstand. „Der Fortschritt ist immer da, wir müssen ihm sehr offengeistig begegnen“, sagte Flimm und bezeichnete den Stillstand als „fatalen Irrtum“. Zuletzt riskierte Flimm noch einen Blick in die Bibel und zitierte Paulus, der sagte: „Einer trage des anderen Last.“ „Auf diese Art des Denkens gründet sich unsere so hochgelobte abendländische Gesellschaft“, so der deutsche Regisseur.

Flimm outet sich

Jürgen Flimm gestand in seiner Festrede, dass er ein alter Fan von Bundespräsident Alexander Van der Bellen sei.

Van der Bellen erinnert an das Jahr 1968

Auch Bundespräsident Van der Bellen nahm Anleihe bei dem Motto „Bewegte Welten“ und erzählte aus dem Jahr 1968, dem Jahr der Studentenunruhen und gleichzeitig seinem ersten Jahr als Assistent an der Universität Innsbruck. „Im Nachhinein erscheinen die Dinge oft übersichtlich und verständlich, während sie, wenn man selbst mitten drinnen ist, turbulent und chaotisch erscheinen“, sagte Van der Bellen.

Erinnerung an Gedenktage

Alexander Van der Bellen erinnerte in seiner Rede an die vielen Gedenktage, die es heuer gebe: 1918, 1938, 1948 und auch 1968.

Trotzdem müsse man Entscheidungen treffen, oft mit unvollständiger Information. „Das ändert aber nichts daran, dass wir Entscheidungen treffen müssen“, so der Bundespräsident. Am Ende bleibe aber immer noch die Kunst. „Wenn alles andere schiefgeht, das bleibt, und das ist ein Trost für uns Politiker“, sagte Van der Bellen.

Alexander van der Bellen

Die Fotografen

Bundespräsident Alexander Van der Bellen

Willi holt Chor auf Bühne

Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi (Grüne) sorgte mit seiner Begrüßung für eine kleine Überraschung. Er betrat die Bühne mit den Worten: „Ich dachte mir, ich mache etwas anderes“ und holte sogleich seinen Chor auf die Bühne, mit dem er dann ein Stück zum Besten gab.

Willi macht es anders

Angesichts von sechs auf dem Programm stehenden Reden wollte der Innsbrucker Bürgermeister etwas anders machen und holte seinen Chor auf die Bühne.

Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP), der nach Willi seine Grußworte an das Publikum richtete, meinte daraufhin: „Lieber Georg Willi, was machen wir jetzt? Ich bin ja Präsident des Tiroler Blasmusikverbands. Ich weiß aber nicht, ob das jetzt passend wäre. Deshalb beschränke ich mich lieber darauf, was ein Landeshauptmann so tut, nämlich auf meine Grußworte.“

Verzicht auf Tiroler Marsch

Günther Platter wollte sich in seiner Rede nur auf Grußworte des Landeshauptmanns beschränken und auf einen Tiroler Marsch verzichten.

Platter erinnert an Kultur des Miteinanders

Platter erinnerte in seiner Rede dann an die „Kultur des Miteinanders“ die vor 350 Jahren, zu Zeiten der Alten Musik, vorgeherrscht habe, als Musiker aus allen Ländern nach Innsbruck gekommen seien. „Diese Kultur des Miteinanders entwickelt sich jetzt wieder. Musiker aus aller Welt musizieren in Innsbruck und zeigen, dass Tirol ein weltoffenes Land ist“, sagte Platter.

In der Politik scheine die „Kultur des Miteinanders“ jedoch oft verloren. „Da werden Aussagen getätigt, die die Menschen verunsichern“, meinte der Landeshauptmann und mahnte gleichzeitig eine „Abrüstung der Worte“ ein. „Die Kultur des Miteinanders muss aber die Zukunft unseres Landes sein“, forderte Platter.

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