Sinti protestieren in Bozen gegen Volkszählung
Südtirols Sinti haben Angst vor den scharfen Parolen des italienischen Innenministers. Matteo Salvini will die in Italien lebenden Sinti und Roma zählen lassen. Die Pläne Salvinis sind europaweit auf heftige Kritik gestoßen, ihm wurden Rassismus und Hetze vorgeworfen. Die Volkszählung einer Minderheit erinnert viele Menschen an die NS-Verfolgung. Am Donnerstag haben Sinti in Bozen eine Protestkundgebung gegen die Zählung abgehalten. Es war ein „Marsch der Musikanten“ gegen Rassismus, Hetze und Diskriminierung. Rund 50 Sinti zogen singend und musizierend von der Bozner Museumsstraße auf den Rathausplatz.
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Kampf gegen Vorurteile
„Leider glauben immer noch viele Leute, Sinti seien Diebe“, sagt Roberto Gabrielli, ein Sinto aus Meran. „Doch der Verbrecher hat keine Rasse. Egal ob Sinti oder Italiener, wer etwas anstellt, der soll dafür bestraft werden. Mit diesem Protestmarsch wollen wir zeigen, dass wir die gleichen christlichen Werte vertreten. Wir stehen auch um sieben Uhr in der Früh auf, um zur Arbeit zu gehen.“
In Italien leben rund 170.000 Sinti und Roma, in Südtirols sind es derzeit etwa 1.000. Bozens ehemaliger Bürgermeister Luigi Spagnolli kennt viele von ihnen seit Jahren. Die meisten seien in Südtirol geboren, hier ansässig und daher ohnehin gezählt worden, wie es alle zehn Jahre beim Zensus passiere. „Es hat keinen Sinn, dass ein Minister der italienischen Republik jetzt aufsteht und sagt, wir müssen die Zigeuner zählen, sie markieren und diskriminieren,“ so die deutlichen Worte von Spagnolli.
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Erinnerung an Verfolgung im Nationalsozialismus
Die Teilnehmer der Protestkundgebung haben Angst, dass die Aussagen des italienischen Innenministers Hass und Rassismus gegen Sinti und Roma schüren könnten. Die Vereinigung Nevo Drom kämpft seit Jahren gegen Antiziganismus, erklärt Radames Gabrielli, ihr Präsident. „Wir wollen Salvini begreiflich machen, dass er unsere Lebenssituation verbessern und nicht verschlechtern soll. Nicht so wie in der Vergangenheit, so wie im Jahr 1926. Damals wurden auch Sinti gezählt. Wir wissen, wo das geendet hat - in Auschwitz in der Gaskammer.“
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Verfassungsmäßigkeit der Maßnahme angezweifelt
Selbst Salvinis Koalitionspartner Luigi Di Maio von der Fünf-Sterne-Bewegung warnte, dass die Zählung einer ethnischen Minderheit verfassungswidrig sei. Dennoch hat das Regionalparlament in der norditalienischen Lombardei grünes Licht gegeben. Jetzt sind auch in anderen italienischen Städten Protestkundgebungen geplant.
Bei der friedlichen Kundgebung durch die Bozner Innenstadt betonten die Teilnehmer immer wieder, dass sie zu 100 Prozent italienische Staatsbürger mit allen Pflichten und Rechten seien. Dabei wurde auch die italienische Nationalhymne angestimmt, um Salvini zu zeigen, dass die Loyalität der Sinti nicht infrage gestellt werden muss.