Kinderbetreuung: Tirol mit Vorentwurf zufrieden
Seit Freitag verhandeln Bund, Länder und Gemeinden über die Finanzierung des Kindergarten-Ausbaus. Mit den Vorschlägen der Bundesregierung sind nicht alle Länder einverstanden. Kritik an den Plänen der Bundesregierung kommt dabei nicht nur von der SPÖ und damit von der Opposition, auch einige ÖVP-regierte Länder sind mit den Vorschlägen nicht einverstanden.
Kritik aus Vorarlberg, Oberösterreich und Salzburg
Als „nicht umsetzbar“ bezeichnet etwa der Vorarlberger Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) den Bundesvorentwurf. Die lange Reihe an Kriterien für die Mittelvergabe sieht er als „praxisfern“ und „hoffnungslos überzogen“ - mehr dazu in Kinderbetreuung: Wallner „sauer“ auf Bund. Wallner verlangt eine „gründliche Überarbeitung“ des Vorentwurfes.
Für den oberösterreichischen Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) ist das Vorgehen keine Politik auf Augenhöhe. So kritisiert er unter anderem, dass den Ländern 30 Millionen Euro weniger zur Verfügung gestellt werden. Er zeigte sich auch verwundert darüber, dass die Finanzierung mit dem Kopftuchverbot im Kindergarten verknüpft wird - mehr dazu in LH Stelzer kritisiert Kinderbetreuungspläne.
Astrid Eckert/TUM
Auch aus Salzburg gibt es kein grünes Licht für die Vorschläge des Bundes. In Abstimmung mit Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) erklärte die zuständige Landesrätin Andrea Klambauer (NEOS) dort, es seien noch viele Punkte zu klären, etwa seien mehr Betreuungsplätze mit weniger Geld nicht umsetzbar.
Trotz bestehender Mängel: Zustimmung in Tirol
In Tirol hingegen sind Bildungslandesrätin Beate Palfrader (ÖVP) und Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) mit dem Verhandlungsergebnis „prinzipiell zufrieden“. 9,5 Millionen Euro stehen dem Land Tirol demnach zur Verfügung. Diese sollen vor allem in längere und flexiblere Öffungszeiten im Bereich der Kinderbetreuung investiert werden und das Angebot für Dreijährige ausbauen.
APA
Zahlen der Statistik Austria zeigen erhebliche Mängel bei den Öffnungszeiten der Tiroler Betreuungseinrichtungen auf. Wie die Erhebung zeigt, ist der Großteil der Kindertagesheime, nämlich 56 Prozent, in Tirol weniger als acht Stunden geöffnet. Mit 34 Schließtagen liegen die Tiroler Betreuungsheime weit über dem österreischischen Durchschnitt.
Kinderbetreuung vs. Zwölfstundentag
Dass das schon bald ein drängendes Problem werden könnte, hängt mit der neuen Arbeitszeitregelung zusammen. Ab 1. September soll sie in Kraft treten und damit Zwölfstundentage leichter möglich machen - mehr dazu in Zwölfstundentag schon ab September. Die Verfügbarkeit von Kinderbetreuungseinrichtungen wird bis dahin kaum ausreichend ausgebaut werden können. Das ist auch außerhalb Tirols ein Problem: Von den österreichweit 9.297 Kindertagesheimen haben laut Statistik Austria im abgelaufenen Kindergartenjahr 2017/2018 nur 965 Standorte mehr als zwölf Stunden geöffnet. Fast 90 Prozent davon sind in Wien.