Fast jeder dritte Pfleger ist ausgelaugt

Der Personalmangel bei den Altenpflegern in Südtiroler Seniorenwohnheimen fordert seinen Tribut. 32 Prozent der Pflegekräfte fühlen sich ausgelaugt. Die Hälfte davon zeigt bereits körperliche Stress-Symptome.

Erstmals wurde im Auftrag des Arbeitsförderungsinstituts AFI in Südtirol eine landesweite Erhebung zu den Arbeitsbedingungen der Pflegekräfte in den Senioren- und Pflegeheimen durchgeführt. Das Ergebnis ist teilweise ernüchternd. Zwar sind laut Studie 60 Prozent der Befragten stolz auf ihre Arbeit, sie haben das Gefühl sich verwirklichen zu können und Hilfsbedürftige zu unterstützen. Die Erschöpfung ist aber das größte Risiko für den anspruchsvollen Beruf des Pflegers.

Junge Pflegekräfte wollen Berufswechsel

Vor allem die jungen Pflegekräften können dem Stress nicht standhalten. Bei den Unter-30-Jährigen geben 37 Prozent an, dass sie gerne Beruf wechseln würden. Die Erschöpfungszustände sind bei den älteren Pflegekräften ab 50 Jahren weniger häufig, als bei den jüngeren. Zeitdruck und Arbeitsmenge empfindet fast jeder Zweite als hoch. Vergleichsdaten zeigen aber, dass Pflegekräfte in Deutschland und in Österreich unter einem noch höheren Arbeitsdruck stehen.

Altenpflegerin im Seniorenwohnheim bei der Arbeit

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Altenpfleger sind stark vom Burnout-Syndrom bedroht.

Mehr Personal und weniger Bürokratie

Es brauche mehr Personal und weniger Bürokratie, ist Stefan Perini, der Direktor des Arbeitsförderungsinstituts AFI überzeugt. Denn gute Pflege sei davon abhängig, wieviel Zeit die Pflegekraft „am Mensch“ verbringen kann.

In Südtirol leben 4300 ältere Menschen in Seniorenwohnheimen. „Gute, professionelle Pflegekräfte, die ihre Arbeit mit Hingabe und Kompetenz erfüllen, sind eine enorm wichtige Ressource für unsere alternde Gesellschaft,“ sagt dazu Südtirols Gesundheitslandesrätin Martha Stocker. Es brauche Investitionen in den Pflegebreich und zwar in die Aus- und Weiterbildung und in die Strukturen der Organisation.

Alltagssituation im Seniorenwohnheim

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Abwechselnde Aufgaben können Arbeitsbedingungen verbessern.

Pfleger müssen sich erholen können

Verschiedene Aufgaben, Handlungsspielräume und die Planbarkeit von Arbeits- und Freizeit seien wesentliche Möglichkeiten zur Verbesserung der Arbeit als Altenpfleger in Seniorenwohnheimen. Denn hinter der hingebungsvolle Aufgabe der Pflege lauert allzuoft das Gespenst der Erschöpfung und des Ausgelaugt-Seins. Ein Burnout-Syndrom kann die Folge sein. Die Pfleger müssen sich erholen können, damit sie nicht selber krank werden, kommen die Experten zum Schluss.