Südtirol hält an Großraubwild-Gesetz fest

Trotz Beschwerde aus Rom gegen das angestrebte Großraubwild-Gesetz in Südtirol, bleibt man dabei: Wolf und Bär machen Schäden und sollen aus Südtirol entnommen werden.

Südtirols Politik zeigt sich überrascht über die prompte Reaktion aus Rom von Umweltminister Sergio Costa, was die angedachte Entnahme von Wölfen und Bären in Südtirol anbelangt. Mehr dazu in Rom will Wolfabschuss Riegel vorschieben. Das sogenannte Großraubwild-Gesetz, das die Gemüter in Rom erhitzt, ist noch nicht veröffentlicht. „Der Minister hat den Gesetzestext wahrscheinlich noch gar nicht gelesen,“ so der zuständige Südtiroler Landesrat für Landwirtschaft Arnold Schuler. „Der Druck der Tierschutzverbände ist in Italien enorm, das spürt man auch in diesem Fall,“ erklärt Schuler.

Wolf im Wald

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Für Wölfe und Bären sei kein Platz in Südtirol.

Großraubtiere seien ein Sicherheitsproblem

Dass Rom sich gegen den Abschuss von Wolf und Bär ausspricht, sei zu erwarten gewesen, meint dazu der Landesobmann des Südtiroler Bauernbundes Leo Tiefenthaler. In Südtirol sei aber seiner Meinung nach kein Platz für Wölfe und Bären. Es sei nur noch eine Frage der Zeit, bis der Wolf einen Menschen in Südtirol angreift. „Beim Bär ist das im Trentino ja schon der Fall gewesen,“ so Tiefenthaler. Die Angst gehe um. Nicht nur Buchungsabsagen bei den Touristikern gäbe es zu verzeichnen.

Auch für die Einheimischen selbst, die aufgrund ihrer Arbeit oder auch in ihrer Freizeit in den Bergen unterwegs sind, würden die Raubtiere in absehbarer Zukunft ein Sicherheitsproblem darstellen. Für Tiefenthaler persönlich ist es ein komisches Gefühl, in den Gebieten von Wolf und Bär in Südtirol unterwegs zu sein. „Man ist einfach nicht mehr so locker unterwegs,“ meint dazu Tiefenthaler.

Landesobmann Südtiroler Bauernbund Leo Tiefenthaler

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SBB-Landesobmann Leo Tiefenthaler spricht von einem Sicherheitsproblem.

Wölfe und Bären verursachen immer wieder Schäden

Schätzungen zufolge leben in Trentino-Südtirol 50 Bären. 1.580 Wölfe wurden in Italien gezählt. Im gesamten Alpenraum soll es 100 Wolfsrudel geben. Um wie viele Wölfe es sich tatsächlich in Südtirol handelt, lässt sich nicht beziffern. „Die Wölfe halten sich immer sporadisch in Südtirol auf. Sie legen pro Tag rund 70 km zurück,“ erklärt Landesrat Arnold Schuler. Fakt ist, dass Wölfe und Bären immer wieder Schäden in Südtirol verursachen. Zuletzt hatten Wölfe im Juni auf der Seiser Alm mehr als 30 Schafe gerissen. Mehr dazu in Bürgermeister will Wölfe zum Abschuss freigeben.

Bär in der freien Wildnis

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Bären und Wölfe verlieren ihre Scheu.

Einvernehmliche Lösung mit Rom

Dass der Wolf eine geschützte Tierart ist, will Landesrat Schuler bei der Diskussion um das Großraubwild-Gesetz nicht gelten lassen. Man müsse sich der Realität stellen, so der Südtiroler Landesrat für Landwirtschaft. Der gute Erhaltungszustand und der Sachverhalt, dass jeder vierte Wolf in Italien ein Hybrid sei, also eine Mischung aus Wolf und Hund, dürfe nicht außer Acht gelassen werden.

Schuler zeigt sich zuversichtlich, eine einvernehmliche Lösung mit Rom zu finden. Dazu könnten bald schon die Landeshauptleute von Südtirol und dem Trentino, wo man ein ähnliches Großraubwild-Gesetz wie in Südtirol erarbeitet hat, klärende Gespräche mit dem römischen Ministerium für Umwelt und dem Umweltinstitut ISPRA führen. In Rom arbeitet man allerdings derzeit an einem „Wolfsplan“, um den Abschuss zu vermeiden.