Unruhe wegen möglicher Brenner-Kontrollen

Der Obmann des Transitforums Austria-Tirol, Fritz Gurgiser, hat am Donnerstag Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) scharf kritisiert. Es geht um Hofers Warnung vor wirtschaftlichem Schaden bei möglichen dauerhaften Grenzkontrollen am Brenner.

Hofer solle sich nicht als „Schutzpatron für die EU-Oststaaten-Transitflotte“ missbrauchen lassen, sondern vielmehr die hiesige „Transitanlockungspolitik“ beenden, so Gurgiser.

Fritz Gurgiser

ORF

Transitforum-Obmann Fritz Gurgiser

100 Euro mehr Maut für Umweg

Grund des Ärgers war die Aussage Hofers, dass es „zweifellos eine Katastrophe“ wäre, müssten die Speditionen für den Umweg über die Schweiz je Lastwagen rund 100 Euro mehr Mautgebühr zahlen. Das Transitforum wies die „Sorge Hofers“ auf das Schärfste zurück und erinnerte den Verkehrsminister daran, dass er sich beim sogenannten „Brenner-Gipfel“ in Bozen Mitte Juni zu einer „Brenner-Korridormaut“ bekannt hatte, um endlich für faire Wettbewerbsbedingungen im Vergleich zur Schweiz oder Frankreich zu sorgen.

Vorbereitungen für Grenzkontrollen am Brenner

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Verkehrsschilder für Kontrollen am Brenner liegen bereit

Statt die „Patenschaft für eine längst außer Rand und Band geratene Transitlobby, die ihr Geschäftsmodell auf dem Rücken der Gesundheit sowie der Lenkradlohnsklaven ausübt“, zu übernehmen, sollte Hofer der „durch Politik und Beamtenschaft verursachten Transitanlockungspolitik“ ein Ende setzen. Eine „Brenner-Korridormaut“ in gleicher Höhe wie beispielsweise der Schweiz würde den Lkw-Kilometertarif Rosenheim-Verona auf 80 Cent erhöhen und damit einen Mauttarif pro Fahrt von rund 300 Euro ergeben. Eine längst überfällige Erhöhung um 170 Euro, betonte Gurgiser. Dadurch könnte der Umwegtransit reduziert werden.

Deutsche Frächter warnen

Inzwischen warnen am Donnerstag deutsche Spediteure vor weiteren Grenzkontrollen. „Die Transportunternehmen haben sehr von den offenen Grenzen in Europa profitiert“, sagte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Branchenverbands BGL, Adolf Zobel: „Wenn wieder Grenzkontrollen eingeführt werden, fallen wir in alte Zeiten der Grenzstaus vor dem Schlagbaum zurück.“

Kompatscher: „Ich vertraue Sebastian Kurz“

Der Südtiroler Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP) zeigte sich am Donnerstag besorgt: „Der Brenner muss offen und ohne Kontrolle bleiben“, sagte Kompatscher, zugleich vertraue er aber Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP): „Er agiert wie ein echter Europäer“, so Kompatscher.

Kompatscher urgierte eine gesamteuropäische Lösung zum Schutz der EU-Außengrenzen und zur Regelung der Einwanderung innerhalb Europas. „Die Antwort kann nicht die Schließung der Binnengrenzen sein: So verliert die Wirtschaft ganz Europas. Das bedeutet, all das zu zerstören, was wir seit der Nachkriegszeit aufgebaut haben. Der Brenner war viele Jahre ein Ort der Trennung und ist heute ein Symbol der europäischen Einheit. Er muss offen und ohne Kontrolle bleiben“, sagte der Südtiroler Landeshauptmann.

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