James Bond zieht am Gaislachkogl ein

Auf dem Gipfel des Gaislachkogl im Ötztal, wo 2015 mehrere Szenen für den 24. James Bond Film „Spectre“ gedreht worden sind, eröffnet im Juli eine James Bond Erlebniswelt. Für den Inhalt sind die Bond-Produzenten aus London verantwortlich.

Seit 1962 der erste Bond-Film „James Bond 007 jagt Dr. No“ in die Kinos kam, ist das Schema bekannt aber bis heute erfolgreich. Geheimagent 007 rettet die Welt, Bondgirls versüßen ihm die Verbrecherjagd, Kollege Q sorgt für das nötige High Tech Spielzeug.

Aus diesen beliebten, klassischen Elementen haben der britische Art Director Neal Callow, der für die Ausstattung der letzten vier Bond Filme verantwortlich ist, und der deutsche Grafikdesigner und Architekt Tino Schädler von Optimist Design aus Los Angeles, das Konzept für die Erlebniswelt „007 Elements“ entwickelt. Jedem dieser Themen, vom Leitmotiv über Action-Szenen bis zu den exotischen Drehorten und einem High Tech Labor, ist ein eigener, speziell geformter Raum gewidmet.

James Bond Erlebniswelt

MGM/EON

Die Erlebniswelt am Gipfel des Gaislachkogl ist großteils unterirdisch angelegt

Eisige Umgebung am Gipfel

Der Name der Gemeinde Sölden wird in „Spectre“ nicht erwähnt, sehr zum Leidwesen von Jakob Falkner, dem Chef der Bergbahnen Sölden. Sein Gipfelrestaurant Ice-Q spielt im Film eine wesentliche Rolle, treffen dort doch erstmals Bond Darsteller Daniel Craig und Bond-Girl Léa Seydoux aufeinander, zwei verletzte, einsame Seelen. Die kühle, geradezu eisige Umgebung am Gletscher und die klare Formensprache der kristallinen Architektur reizten Regisseur Sam Mendes.

James Bond Erlebniswelt

MGM/EON

Sam Mendes führte bei „Spectre“ Regie

Bond-Welt in 3.058 Meter Höhe

Nun ist es Investor Falkner gelungen, die Weltmarke doch noch nachhaltig für das Ötztal zu nutzen. Nicht in New York oder Mexico City sei eine Bond-Welt realisiert worden, schwärmt Falkner, sondern in mehr als 3000 Metern Höhe am Gaislachkogl, „das Projekt sei weltweit einzigartig.“

James Bond Erlebniswelt

007 Elements/Kristopher Grunert

Valley Passage: Ausblick auf den originalen Drehschauplatz der Verfolgungsjagd

Schon 2014 in geheimer Mission am Gletscher

In der Lobby begrüßt Regisseur Sam Mendes die Besucherinnen und Besucher per Video an der Stelle, wo er mit seiner Filmcrew aus 600 Mitarbeitern „Spectre“ gedreht hat. Das Restaurant Ice-Q von Architekt Johann Obermoser hat die Locationscouts auf die Ötztaler Alpen aufmerksam gemacht. Bereits 2014 waren die für die Drehorte hauptverantwortliche Emma Pill und Produzentin Barbara Broccoli aus London in geheimer Mission am Gletscher unterwegs.

Damals ahnte in Sölden noch niemand von dem prominenten und folgenschweren Besuch. Aus der Seilbahngondel schoss Pill ein spontanes Handyfoto von der Gletscherstraße zum Rettenbachferner. Dort inszenierte Regisseur Mendes dann die spektakuläre Verfolgungsjagd, in der Bond im schwarzen Miniflugzeug Jagd auf die Geländewagen der Entführer von Bond-Girl Léa Seydoux macht.

Originalflugzeug aus dem Film

In der Action-Hall wird eine Szene aus „Spectre“ mit dem Originalflugzeug nachgestellt.

Die Locations stehen häufig schon fest, dann wird das Drehbuch darauf abgestimmt. Am Ende der kurzen Szene durchstößt der Flieger mit großem Karacho einen Heustadel. Der steht real allerdings einige hundert Kilometer vom Ötztal entfernt im idyllischen Osttiroler Dorf Obertilliach.

In der Action Hall bekommt der Besucher eine Vorstellung davon, welcher Aufwand bei den Dreharbeiten betrieben wird. Die Verfolgungsjagd wird aus neun, an völlig verschiedenen Orten gedrehten Szenen zu einer atemberaubenden Sequenz zusammen montiert.

James Bond Erlebniswelt

ORF

Art Director Neal Callow hat die letzten vier Bond-Filme ausgestattet

„Mir geht es besser als James Bond“

Art Director Neal Callow ist seit Casino Royale (2008) bei EON Productions für die Ausstattung zuständig. Nach „Ein Quantum Trost“ und „Skyfall“ hat er auch „Spectre“ betreut. Sein großes Vorbild ist Sir Ken Adam, der legendäre deutsch-britische Architekt und Bühnenbildner der ersten Bond-Filme der 60er Jahre. Neal Callow will im Hochgebirge kein herkömmliches Museum gestalten, in dem man Wandtexte liest oder in Vitrinen blickt, er möchte den Besuchern das Gefühl vermitteln, sich auf einem Filmset zu bewegen. Es sei ein Wechselspiel zwischen den Ausblicken auf die realen Drehorte und der aufwendig entwickelten, virtuellen Filmwelt, beschreibt Callow.

James Bond Erlebniswelt

007 Elements/Kristopher Grunert

Der Besucher soll in die Welt von James Bond eintauchen

Bauen im Permafrost

Der Innsbrucker Architekt Johann Obermoser ist mit vielen unterschiedlichen Ideen und Skizzen nach London zu den Produzenten Michael Wilson und Barbara Broccoli gepilgert. Sein Vorschlag, sieben frei geformte Betonelemente in Fels und Eis zu platzieren, stieß schlussendlich auf Begeisterung.

James Bond Erlebniswelt

Johann Obermoser

Skizze von Architekt Johann Obermoser

Im sensiblen Permafrostgebiet zu bauen ist geologisch eine Herausforderung. Die Betonelemente sind durch Rampen miteinander verbunden. Die Räume sind thermisch vom Untergrund abgekoppelt und dürfen weder geheizt noch klimatisiert werden. Bei Temperaturen um ein Grad Celsius wird warmes Berggewand empfohlen.

Bei Materialwahl und Lichtführung orientiert sich Architekt Obermoser an der Bildsprache der Bond-Filme. Er setzt auf puren Beton, Stahl und Glas und spielt mit Hell-Dunkel-Kontrasten. Ein trapezförmig geformtes Maul zieht den Besucher sogartig ins Innere des Berges und spuckt ihn auf einer großzügigen Terrasse, der Plaza, wieder aus, von der aus sich der Ausblick auf das beeindruckende Bergpanorama bietet. Vorbei an fiktiven Gletscherspalten gelangt man in eine Art Dunkelkammer. Für ihn sei die unterirdische Welt kein Museum, sondern ein Naturschauspiel, meint Obermoser.

Tech Lab

007 Elements/Kristopher Grunert

Bunkerartiger Raum für Bond-Fans

Im Tech Lab kommen eingefleischte Bond-Fans auf ihre Rechnung. In einem bunkerartigen Raum werden die originalen, in den Filmen verwendeten Utensilien präsentiert vom goldenen Colt aus dem Film „The Man With The Golden Gun“ über Automodelle bis zum explodierenden Skistock aus „The Spy Who Loved Me“. Die Objekte sind mit den passenden Filmen interaktiv verlinkt.

Tech Lab

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Colt aus „The Man With The Golden Gun“ (1974)

Wer seine Hand scannen lässt, erfährt, wie viele amouröse Abenteuer er schon genossen hat. Ob sich der Besucher in der Erlebniswelt so fühlen würde, als sei er selbst James Bond? „Nein“, lacht Neal Callow, er wolle dem Besucher das Gefühl geben, tief in die Bond Welt einzutauchen und Einblicke in das Making of ermöglichen. Er selbst hätte als Art Director eigentlich den viel besseren Job als James Bond, denn er würde an all die faszinierenden Orte reisen, ohne Gefahr zu laufen, über den Haufen geschossen oder überfahren zu werden. Sich die Actionszenen auszudenken und sie dann umzusetzen, das sei der wahre Spaß, so Callow.

James Bond Erlebniswelt

MGM/EON

Daniel Craig ist weiter in geheimer Mission unterwegs

Investor Jakob Falkner ist überzeugt, dass sich die Investition des zweistelligen Millionenbetrages bald rechnen würde. Bereits im zweiten Jahr erwarte er 120.000 Besucher am Gipfel. Der Eintritt inklusive Gondelfahrt kostet übrigens 60 Euro pro Person. Zur Eröffnung am 12. Juli 2018 wird Bond Darsteller Daniel Craig nicht persönlich in Sölden erscheinen. Im nächsten, dem 25. Bond Film wird Craig allerdings wieder die Welt retten, so viel steht bereits fest.

Teresa Andreae; ORF Tirol